Jana Mantel (50) und Sonali Mhalas-Bartels (49) sind kunstinteressiert und leben im Konstanzer Vorort Litzelstetten. Die Corona-Pandemie ermutigte die beiden Frauen, schon länger schlummernde Pläne zu einer lokalen Kulturiniatiative, KulturRaum2, zu verwirklichen.

Erster Streich: An die Litzelstetter werden Lochkameras, sogenannte Cameras obscuras, ausgegeben. Die einfachen Kameras – mit jeder lässt sich nur ein einziges Foto aufnehmen – sollen auf ungewöhnliche Art und Weise das so außergewöhnliche Weihnachten im Jahr 2020 festhalten und später möglicherweise Teil einer Ausstellung des Fürther Künstlers Günter Derleth werden.
Die beiden Frauen erzählen mit ihren eigenen Worten, wie ihre Kunstinitiative funktioniert:
Jana Mantel: „In Litzelstetten leben zwar viele Kunstinteressierte, aber es gibt keine eigene Kultur-Szene wie etwa in Dingelsdorf. Sonali und ich hatten schon länger über eine Kulturinitiative nachgedacht – dann kam Corona. Kultur im Dorf ist gerade jetzt wichtig, das hält die Menschen zusammen.
Und: Wenn die Leute nicht zur Kultur kommen können, muss die Kultur eben zu den Leuten kommen. Die Stadt Konstanz fand das auch und wir erhielten Fördermittel für unser erstes Projekt: eine Ausstellung mit dem Fotokünstler Günter Derleth inklusive einer Mitmachaktion.

Sonali kümmert sich eher um die Musik und ich mich mehr um die Bildende Kunst. Projekte wie Lesungen, Kleinkunst und Theater gehen wir gemeinsam an. Günter Derleth kenne ich aus meiner Zeit als Kulturmanagerin in einer Galerie im Raum Nürnberg/Fürth, wo ich bis vor vier Jahren gelebt habe.
Derleth arbeitet gern mit Lochkameras, die einen anderen Blick auf scheinbar Bekanntes ermöglichen, hat so unter anderem auch Bilder von Venedig geschaffen, aber schon bisher auch Kunstinteressierte zum Selbst-Fotografieren mit einer Lochkamera damit angeregt.
Wir haben nun 99 Lochkameras an die Litzelstetter ausgegeben. Sie sollen ihr Weihnachtsfest 2020 damit festhalten. Günter Derleth wird die Bilder dann entwickeln und die Menschen bekommen ihr Foto zurück. Wir sind schon sehr auf die Ergebnisse gespannt.“
Sonali Mhalas-Bartels: „Jana und ich lieben beide Musik und Tanz. Wir wollen Musik in den Ort und zu den Leuten bringen, denn sonst geht jetzt viel an Interesse daran verloren. Wir haben so viele musikalisch talentierte Menschen im Ort und in den umliegenden Orten, Junge und Erfahrene, und alle können gerade nicht auftreten.
Als Projekt planen wir daher Konzerte draußen, bei denen es einfacher ist, die derzeit geforderten Abstände einzuhalten. Die Idee ist, dass die Musikerinnen und Musiker und die Zuhörer sich durchs Dorf bewegen und es an verschiedenen Orten ein kleines Konzert gibt.
Schwerpunkt soll klassische Musik sein. Wir könnten zum Beispiel sagen: Um 12 Uhr gibt es Geigenmusik auf dem Purren (ein naher Aussichtspunkt, Anm. d. Red.) und um 14 Uhr am Rathaus, jeweils dargeboten von hochklassigen Künstlern.
Die Konzerte können auch talentierten Jugendlichen eine Bühne geben und vielleicht bei Auftrittsangst helfen, da es ja völlig im kleinen Rahmen ist. Sie sollen auch professionelle Musikerinnen und Musiker unterstützen, die derzeit eine besonders schwere Zeit haben.
Und sie sollen natürlich den Leuten wieder Lust auf Konzerte und Musik im Allgemeinen machen. Etwa im April/Mai würden wir gerne damit starten. Im Frühling haben die Leute wieder mehr Lust auf so etwas draußen.“