Die Gerüchteküche brodelt schon kilometerweit vor Damüls. Jeder hat was gehört, niemand weiß Genaues: private oder finanzielle Probleme, Betreiberwechsel – was ist denn nun mit der Sunnegg-Hütte, dieser Perle an der Talabfahrt im Bregenzer Wald?

Auch im Ort wird eher mit Fragezeichen über das Bergrestaurant gesprochen, „sie müsste geöffnet haben“, sagt eine Frau. Also: hoch da. Hinter einer Schneekuppe taucht die Hütte auf.

Der einst rote Namensschriftzug ist mittlerweile blau. Es steht noch ein Weihnachtsbaum vor der Tür, dem kleinen Holzlamm auf der Terrasse fehlt das rechte Ohr. Ein paar Pflanzen vor der Tür sehen welk aus. Man könnte sagen: Der Lack blättert ein wenig.

Sanierungsplan wurde angenommen

Im vergangenen Jahr war bekannt geworden, dass seit November 2023 ein Insolvenzverfahren gegen die Hütte lief – das war aber mit einem Sanierungsplan beendet worden. Es sollte also weitergehen.

Es ist ein Donnerstag, Schulferien sind gerade nirgendwo – trotzdem ist die Terrasse der Hütte voll besetzt, das Geschäft brummt, soweit ein Kurzbesuch an einem sonnigen Werktag als Beleg dienen kann. Die Preise sind fair, Gulasch oder Germknödel gibt es für um die zehn Euro.

Der Kaiserschmarrn für knapp 18 Euro wird frisch gemacht, die Portion ist riesig. „Der sieht echt super aus“, sagt ein Gast im Gehen. Am frühen Nachmittag leert es sich dann etwas, es kehren aber weiterhin Menschen ein.

Die Lage des Bergrestaurants könnte schließlich auch nicht besser sein. Mitten am Hang gelegen, auf halbem Weg ins Tal. Mittags steht die Sonne so, dass es hier quasi keinen Schatten gibt. Was soll da schiefgehen?

Nächsten Monat geht es vor Gericht

Ein Busfahrer im Tal weiß dann doch Bescheid. Nächsten Monat geht es wohl wieder vor Gericht, sagt er.

Ein Blick in das österreichische Justizportal verrät: Die Hütte soll nun zwangsversteigert werden. Am 18. Februar kommt sie ab 10.30 Uhr im Verhandlungssaal Nr. 8 des Bezirksgerichts Bezau unter den Hammer. Startgebot: 635.000 Euro – die Hälfte des Schätzwertes.

Andreas Droop, Rechtsanwalt und früherer Insolvenzverwalter der Betreiberin, kann es nicht erklären. Er habe die Information aus dem Justizportal, zur Eigentümerin schon lange keinen Kontakt mehr. „Oft passiert so etwas, wenn nicht pünktlich gezahlt wird“, sagt er am Telefon. Ob das aber hier so ist? Lässt sich nicht sagen.

Die Lage am Hang ist ideal, die Terrasse bekommt viel Sonne.
Die Lage am Hang ist ideal, die Terrasse bekommt viel Sonne. | Bild: Jann-Luca Künßberg

Einen Hinweis in andere Richtung liefert vielleicht die Versteigerungsakte: „Die BH Bregenz hat bzgl. der Errichtung und dem Betrieb eines Kiosk mit Hühnergrill Missstände aufgezeigt und die Herstellung des rechtmäßigen Zustandes gefordert“, heißt es im anhängigen Gutachten aus dem Insolvenzverfahren.

BH, das ist die Bezirkshauptmannschaft, also die kommunale Verwaltungsbehörde. In deren Schreiben von Mai 2022 steht: „Die Grillhühner wurden in der Garage zwischengelagert und gewürzt. Die Garage ist nicht zur Lagerung und Be- und Verarbeitung von Lebensmitteln geeignet. Der Betrieb eines Hühnergrills auf der Terrasse ist nicht genehmigt.“

Ob die Betreiberin damals der Aufforderungen nachgekommen ist, einen rechtmäßigen Zustand herzustellen, ist nicht klar. Aktuell wird dort kein solcher Grill genutzt. Die Eigentümerin reagierte nicht auf ein Rückrufgesuch, trotz mehrerer Versuche kam am Freitag ein Telefonat nicht zustande. Frühere Gesprächsanfragen des SÜDKURIER hatte sie ausgeschlagen.

Ihr Sanierungsplan wurde nach dem beschriebenen Vorfall aber bewilligt, insofern ist davon auszugehen, dass es zu einer rechtskonformen Lösung kam. Auch das Amt war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Interessant ist aber der zugehörige Aktenvermerk, laut dem Monate später „infolge von Abwesenheit der Betreiberin keine behördliche Schlussüberprüfung stattgefunden“ habe. Das passt zu früheren Äußerungen des zuständigen Gläubigerverbands, nach denen unter anderem organisatorische Schwierigkeiten aufseiten der Eigentümerin in die Insolvenz geführt hätten.

Langjähriger Familienbetrieb

Das Haus wird in dritter Generation von ihrer Familie betrieben, so geht es aus den Baugenehmigungen hervor. Die Gastronomen sind in Damüls fest verankert, das brachte der Betreiberin sogar eine günstige persönliche Sondervereinbarung mit der örtlichen Agrargemeinschaft für die Kosten der Zufahrtswege der Hütte: Für zwei Fahrzeuge mussten je 150 Euro jährlich gezahlt werden, die Vereinbarung wurde aber zwischenzeitlich von der Gemeinschaft gekündigt.

Künftigen Betreibern – so geht es aus dem Verkehrswertgutachten des Insolvenzverfahrens hervor – wird eine Weggebühr von 5000 Euro jährlich vorgeschrieben.

Ob es Interessenten gibt, ist bislang unklar

Ob es Interessenten für das Bergrestaurant gibt, ist bislang unklar. Ein örtlicher Hotelier soll wegen der nötigen Investitionen bereits ausgeschlagen haben, heißt es im Ort. Der dementiert aber auf SÜDKURIER-Anfrage: kein Interesse, man konzentriere sich auf das eigene Haus Alpenstern.

Dabei kommt das Gutachten aus dem Insolvenzverfahren eigentlich zu einer positiven Prognose: Einrichtung und Ausstattung seien zwar offensichtlich schon länger in Verwendung, aber qualitativ hochwertig und entsprächen den Erwartungen der Gäste an eine Skigastronomie.

Investitionen wären wohl nötig

„In den nicht öffentlichen Bereichen des Unternehmens ermöglicht die Ausstattung eine unmittelbare Inbetriebnahme als Ski- bzw. Berggastronomie“, heißt es im Gutachten weiter.

Aber: Aufgrund des Alters der Gerätschaften und Technik sei jedoch davon auszugehen, dass bei der Betriebsaufnahme gewisse Reinvestitionen erforderlich würden.

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Was das nun für die Zukunft des Hauses heißt, lässt sich vor der Versteigerung nicht abschließend klären. Am 12. Februar soll eine Besichtigung stattfinden, sechs Tage später findet das Bieterverfahren statt. Ob die Hütte über diesen Tag hinaus bis zum Saisonende am 21. April geöffnet bleibt, wird sich dann zeigen.