Joachim Mangard

Kurz vor acht Uhr morgens herrscht auf der Landstraße, die Richtung Skigebiet führt, kaum Verkehr. Aufgrund der Covid-19-Verordnung der österreichischen Regierung dürfen quasi nur Einheimische auf die Pisten. In Damüls angekommen fahren wir an der Uga-Express-Talstation vorbei und parken etwas weiter taleinwärts beim Walisgaden. Dort herrscht schon mehr Betrieb, überraschend viele Autos werden von den Einweisern in Empfang genommen.

Die Winterranger kontrollieren

Auch die Polizei ist vor Ort. Ein junger Beamter spricht mit dem Betreiber des Kiosks über die geltenden Bestimmungen. Dann kann es los gehen. Bei herrlichem Wetter und leichten Minusgraden justieren wir uns für den Tag im Schnee. Nicht fehlen darf eine FFP2-Maske, ohne die man nicht befördert wird. Im Vergleich zum herkömmlichen Mund-Nasen-Schutz schließt diese Form besser, was aber auch beim Atmen spürbar wird. Ungewohnt, aber nicht wirklich störend.

Der Parkplatz ist voll, aber nicht überfüllt.
Der Parkplatz ist voll, aber nicht überfüllt. | Bild: Joachim Mangard

An den Liften wird deutlich, wie sehr das Virus den Betrieb bestimmt. Neben dem verpflichtenden Mundschutz, der von sogenannten Winterrangern kontrolliert wird, gibt es kaum ein gemeinsames Anstehen am Lift im gewohnten Sinn. Mittels Absperrungen wird der Andrang in Einser-Reihen aufgeteilt. Befördert werden nur 50 Prozent der eigentlich möglichen Kapazität.

Betreiber reagieren auf schlechte Schlagzeilen

Dass die Betreiber aus dem Ansturm der ersten Tage und den daraus resultierenden Bildern von dicht stehenden Skisportlern am Uga-Express gelernt haben, sagt Markus Simma, Geschäftsführer der Bergbahnen: „Wir haben uns schon im Sommer mit einem möglichen Betrieb während der Pandemie auseinandergesetzt. Daraus resultierte dann der Winter-Kodex, in dem wir die Rahmenbedingungen festgelegt haben. Neben dem verpflichtenden Tragen der FFP2-Maske wird auch der Zustrom drastisch reguliert. Aktuell lassen wir nur 4000 Gäste ins Skigebiet, das entspricht einem Drittel der herkömmlichen Auslastung“.

Einladend: Das Skigebiet Damüls.
Einladend: Das Skigebiet Damüls. | Bild: Joachim Mangard

Angesprochen auf die für Unmut sorgenden Bilder führt er fort: „Zugegeben, an diesem Tag waren wir von der plötzlichen Auslastung überrascht. Wir haben aber sofort reagiert und den Zugang dort erneut mit Leitsystemen geregelt. Die Menschen halten sich an die Maßnahmen, weil sie einfach die Möglichkeit, überhaupt Skifahren zu können, sehr schätzen. Gerade über die Feiertage war es für viele Familien wieder eine Chance, die Pandemie hinter sich zu lassen und an der frischen Luft den Sport auszuüben.“

Maske und Brille, das ist ein Problem

Inzwischen stehen wir für die Sechser-Sesselbahn „Hasenbühel“ an. Aufgrund der Maske beschlägt die Brille. Beim Einstieg sind drei von möglichen sechs Schranken nicht passierbar, damit wirklich nur 50 Prozent auf den Sessel kommen. Während der Bergfahrt zeigt sich, wie wenig Betrieb auf den Pisten herrscht. Die Strecken sind hervorragend präpariert, auch wenn man sich vielleicht etwas mehr Schnee wünschen würde, zumindest wenn man sich auf Skirouten bewegt. Das Privileg, trotz Lockdown in einer Pandemie dem geliebten Hobby zu frönen, wird dankend angenommen.

Nur mit Mund-Nasen-Schutz dürfen die Pisten befahren werden.
Nur mit Mund-Nasen-Schutz dürfen die Pisten befahren werden. | Bild: Joachim Mangard

Take-Away statt Hütten-Gaudi

Nach rund drei Stunden Skivergnügen wird es Zeit für eine Pause. Den üblichen Einkehrschwung in der Skihütte am Berg gibt es aber in Covid-19-Zeiten selbstredend nicht. Einzig Gastronomie-Stätten, die mit Fahrzeugen erreichbar sind, dürfen mit einem Take-Away-Angebot aufwarten. Was auch von vielen genutzt wird, für eine klassische Leberkäs-Semmel und ein Getränk – gespeist werden muss aber 50 Meter entfernt von der Ausgabe.

Die Hütten sind alle geschlossen. Wer Hunger und Durst hat, bringt seine Jause selbst mit.
Die Hütten sind alle geschlossen. Wer Hunger und Durst hat, bringt seine Jause selbst mit. | Bild: Joachim Mangard

Viele Wintersportler haben sich mit der neuen Situation arrangiert und haben ihre Verpflegung im Rucksack dabei. Auf den Parkplätzen sieht man Familien, die für die Mittagspause ihre Jause aus dem Kofferraum heraus verzehren. Inzwischen ist es auch deutlich wärmer geworden, frisch gestärkt ziehen wir wieder unsere Spuren in den Schnee.

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Am Nachmittag sind noch weniger Menschen auf den Pisten und am Lift anzutreffen, was vielleicht auch dem Silvester-Termin geschuldet ist. Nach weiteren zwei Stunden „maskiertem“ Skivergnügen steigen wir glücklich und erschöpft wieder ins Auto, um die Heimreise anzutreten.

Am Lift und auf der Piste sind FFP-2-Masken vorgeschrieben.
Am Lift und auf der Piste sind FFP-2-Masken vorgeschrieben. | Bild: Joachim Mangard

Kompliment an die Liftbetreiber

Fazit: Man kann der Öffnung der Skigebiete kritisch gegenüberstehen. Man muss aber den Vorarlberger Betreibern ein Kompliment aussprechen. Sie haben sich viele Gedanken gemacht, um einen Skibetrieb in Zeiten der Pandemie zu gewährleisten. Natürlich ist dies nur möglich, wenn es Inzidenz-Werte und Auslastung der Krankenhäuser zulassen. Gerade auch in Anbetracht dessen, dass der Skisport, gerade bei voller Auslastung, ebenfalls für volle Intensivstationen sorgt.

Heute keine Gulaschsuppe: Skihütten und Bergrestaurants sind überall in Vorarlberg Corona-bedingt geschlossen.
Heute keine Gulaschsuppe: Skihütten und Bergrestaurants sind überall in Vorarlberg Corona-bedingt geschlossen. | Bild: Joachim Mangard

Die aktuelle Situation reduziert den Sport auf seinen Kern. Abseits von Ischgl und Après-Ski konzentriert man sich wieder auf das Wesentliche. Sport an der frischen Luft, Bewegung in den Bergen, die Verpflegung hat man in seinem Rucksack dabei. Man kann den Skisport verteufeln, das Virus findet aber wohl weniger auf den Pisten oder den Seilbahn-Betrieben seine Entfaltung. Insofern sich die Menschen an die viel zitierte Eigenverantwortung halten.