Nach einigen erfolglosen Jahren als Musiker gelingt dem studierten Psychologen und Moderator von Musiksendungen beim Sender Freies Berlin und beim RIAS der Durchbruch: Mit dem 1979 aufgenommenen „Hallo Engel“ stürmt Stefan Waggershausen 1980 in die Single- und LP-Charts und begründet eine große Karriere. Fernsehauftritte, eine goldene Schallplatte, 1981 der „Deutsche Schallplattenpreis“ und die „Goldene Europa“ sowie Dauerpräsenz in den Hitparaden sind die Folge. Neben Solohits wie „Hallo Engel“ und „Es geht mir gut“ feiert er auch in Duetten mit der italienischen Sängerin Alice („Zu nah am Feuer“) und der französischen Kultsängerin Viktor Lazlo („Das erste Mal tat‘s noch weh“) große Erfolge. Der „sanfte Rebell“ ist geboren und findet eine eingefleischte Fangemeinde.

Geburt des Sohnes Marlon 1986 zieht ihn zurück an den Bodensee
Trotz – oder wegen – dieses aufregenden Lebens zwischen Aufnahmestudios, Radio- und Fernsehstationen und Bühnen im deutschsprachigen Raum zieht es ihn nach der Geburt seines Sohnes Marlon im Jahr 1986 zurück an den See: Der gebürtige Friedrichshafener fühlt sich hier verwurzelt und schöpft seine Kraft aus seiner Heimat und seiner Familie. In Meersburg besitzt er ein Haus mit Blick auf den See. Ansonsten ändert sich zunächst wenig an seinem turbulenten Leben: Es folgt LP auf LP, Hit auf Hit. Doch 1993 hat er keine Lust mehr auf dieses fremdbestimmte Leben. „Ich stand vor der Entscheidung: Weitermachen wie bisher, im Mainstream mitschwimmen und erfolgreich sein. Wer das will, muss das Diktat der Plattenindustrie akzeptieren. Das wollte ich nicht mehr.“

Auf nach New Orleans
Eine Einladung des Musikers Willy DeVille nach Louisiana ändert sein musikalisches Leben nachhaltig. „Im Umland von New Orleans habe ich es gefunden: Cajun heißt das Zauberwort. Als ich dort zum ersten Mal war, habe ich mich sofort wiedergefunden. Das war meine musikalische Heimat! Hier kann ich authentisch sein! Mit dieser Musik bin ich selber glücklich: Ich mache das, was ich will. Und wenn es dann noch Leute gibt, die das mögen: umso besser!“ Seitdem ist es lange Zeit stiller um Waggershausen. Er arbeitet mehr im Hintergrund, schreibt Musik für Kindersendungen (Siebenstein), für Filme (Ice Age) oder für Kollegen. Seit 1993 sitzt er im Aufsichtsrat der GEMA. Sein vorerst letztes Album erscheint 1996 – Bühnenauftritte sind da längst passé. Doch in ihm arbeitet diese für ihn neue Musik: Mehrfach reist er für mehrere Wochen nach Louisiana, spielt und lebt Cajun.
Kandidatur für den Meersburger Gemeinderat bleibt einmalig
Sein Name tauchte kurzzeitig auf einer Bürgerlichen Liste vor der Gemeinderatswahl 2004 auf. Er verfehlte knapp einen Sitz. „Meine Kandidatur war einmalig“, sagt er heute. „Wenn ich gewählt worden wäre, hätte ich mich natürlich voll eingesetzt, aber im Nachhinein war es gut, dass ich nicht gewählt wurde.“
2010 erscheint „So ist das Spiel“, sein erstes Album seit 14 Jahren – typisch Waggershausen, aber abgeklärter und weit weg vom Mainstream. Doch einen echten Neubeginn startet er erst 2018, als er mit seinem Sohn, der inzwischen den eigenen Miau-Verlag übernommen hat, sein Album „Aus der Zeit gefallen“ aufnimmt und pünktlich zu seinem 70. Geburtstag im Februar 2019 veröffentlicht. Schon da äußert er neue Pläne, will noch 2019 ein Akustik-Album herausbringen und gesteht: „Im Nachhinein betrachtet war mein größter Fehler in meinem Leben, dass ich seit fast 30 Jahren nicht mehr live aufgetreten bin.“

Live-Auftritte kommen erst 2020
Das Akustikalbum und die dazugehörenden Live-Auftritte hat er auf 2020 verschoben. „Leider ist mein Gitarrist krank geworden.“ Dafür hat er Ende November die Doppel-CD „40 Jahre später“ herausgebracht mit 14 großen Hits und 14 „vergessenen Balladen“. Ans Kürzertreten oder gar Aufhören denkt Waggershausen noch lange nicht. „Musik ist für mich ein unfassbares Vergnügen, und solange es das ist, mache ich weiter.“ Vorbilder für ihn sind Keith Richards oder Leonard Cohen, die auch im hohen Alter noch auf der Bühne stehen oder standen. Der Erfolg von „Aus der Zeit gefallen“ und die Reaktionen sind zusätzliche Motivation. Eine 90-minütige Show mit ihm im MDR-Fernsehen und die Tatsache, „dass ich jetzt häufig in den Kultursendungen auftrete“, beflügeln ihn. „Jetzt habe ich wieder richtig Hunger auf Musik.“