Harare – Zehntausende gingen vor zwei Jahren in Simbabwe auf die Straße, um den Rücktritt des Machthabers zu fordern. Das war vor zwei Jahren: Damals saß Robert Mugabe mit einen alten Freund in seinem Büro und schwelgte in alten Zeiten. „Er konnte einfach nicht verstehen, dass viele ihn endlich loswerden wollten“, erinnert sich George Charamba, ein enger Vertrauter des Diktators.
Mugabe, der am Freitag im Alter von 95 Jahren verstarb, ist zeit seines Leben rachsüchtig und machthungrig gewesen. Widerspruch duldete er nicht, stattdessen witterte er überall Verschwörungen. Er herrschte nach der Maxime: „Mögen sie hassen, wenn sie nur fürchten“.
Unstillbarer Durst nach Macht
Zwar hatte Mugabe sechs Universitätsabschlüsse und galt als hochintelligent. Doch der Durst nach Macht beherrschte sein Leben: „Er verbreitet unter den Menschen Angst und Schrecken, um daraus politisch Kapital zu schlagen“, schrieb der britische Afrikakenner Robin Renwick.
Der Journalistin Heidi Holland zufolge hatte Mugabes Pochen auf absoluten Gehorsam seine Wurzeln in der Zeit, als er auf die streng geführte Missionsschule der Jesuiten nahe der simbabwischen Hauptstadt Harare (damals noch Salisbury) ging. Zurückweisung und vermeintliche Erniedrigung sind Dinge, die Mugabe partout nicht ertragen kann“, schreibt sie.
Harte Kindheit
Eine harte Kindheit habe tiefe Spuren hinterlassen: Sein Vater verschwand als er zehn war, seine zwei älteren Brüder starben, seine Mutter war depressiv. Nicht nur als Kind, auch in den zehn Jahren seiner Haft während der Widerstandsjahre gegen das weiße Minderheitsregime habe er nichts anderes getan als zu lesen.
Die Politik der Aussöhnung gegenüber den Weißen war reines Machtkalkül. Bereits als Guerillaführer im Kampf gegen das weiße Regime von Ian Smith hatte Mugabe niemanden geduldet, der seine Führung in Frage stellte. Viele politische Gegner in den eigenen Reihen starben auf mysteriöse Weise, andere wurden von ihm ins Exil gedrängt.
Gewalt im Matabeleland
Eine Sondereinheit wurde auf Mugabes Geheiß ins Matabeleland geschickt, die dort etwa 20 000 Angehörige der Ndebele massakrierte. Weil die Weißen damals noch verschont wurden, schwieg der Westen feige. Schlimmer noch: Er hofierte Mugabe in den nächsten 15 Jahren und überhäufte ihn mit Auszeichnungen – auch das hat entscheidend zu seinem Größenwahn und der ausgeprägten Realitätsferne beigetragen.
Doch während sich das Bild von Mugabe im Rest der Welt in den letzten 20 Jahren zunehmend ins Negative wendete, wird der einstige Freiheitskämpfer bis heute in Afrika weithin bewundert, weil er vor allem dem Westen so gegenübertritt, wie es sich viele Schwarze insgeheim wünschen.
Obwohl Mugabe sein Land in Grund und Boden gewirtschaftet hat, genoss der Diktator dort bis zuletzt viele Vorzüge. Auch soll künftig mit dem „Robert Mugabe National Youth Day“ an ihn erinnert werden – ein schwerer Schlag für Millionen Menschen, denen Simbabwes Gründervater die Zukunft stahl.