Wenige Stunden, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte, hob in Nizza eine Boeing Dreamliner ab. Das Großraumflugzeug gehört dem russischen Oligarchen und Besitzer des Londoner Fußballclubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch. Er wird geahnt haben, was die französische Regierung wenige Tage später ankündigte: Sie will Besitztümer regierungsnaher Russen in Frankreich konfiszieren.
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire kündigte an, dass Listen von Villen, Jachten und Luxusautos erstellt werden, die Russen gehören, die von den EU-Sanktionen bereits betroffen sind oder es demnächst sein könnten. Diese Listen dürften lang werden, denn die Côte d‘Azur ist traditionell ein Tummelplatz reicher Russen. In Saint-Jean-Cap-Ferrat besaß etwa Arkadi Rotenberg, einer der einflussreichsten Unternehmer Russlands, die Villa Shoshana.
Sein Bruder Boris wird „der Milliardär von Eze“ genannt, nach dem Örtchen auf einem Hügel an der Küste. Gennadi Timtschenko, ein Vertrauter von Staatschef Wladimir Putin, besitzt seinerseits eine Villa in Lavandou, in der er häufig seine Wochenenden verbringt. Seiner Frau Elena hatte er laut der Zeitschrift „L‘Obs“ das Fünf-Sterne-Hotel Club de Cavaliere am Cap Nègre geschenkt.
In Frankreich will man neben den Villen die Jachten reicher Russen in Beschlag nehmen. Zu finden sind diese in Häfen wie Cannes, Saint-Tropez und vor allem in Antibes, am so genannten Kai der Milliardäre.
Ein Überblick über besonders reiche Russen und ihre Jachten:
Großaktionär Alexej Mordaschow
Die EU hat fast 600 reiche Russen auf die Sanktionsliste gesetzt. Darunter ist auch Alexej Mordaschow. Dabei gilt der Mann, der sein Vermögen mit dem Stahlgeschäft aufgebaut hat, eigentlich als „netter Oligarch von nebenan“. Der Stahl-Magnat, dessen Holding auch bei einer russischen Supermarktkette investiert ist, ist Großaktionär bei Tui, besitzt ein Drittel der Anteile am Reisekonzern.
Mordaschow hat sieben Kinder und spricht fließend Deutsch. Er gilt als Kreml-treu. Seine Jacht „Nord“ wurde in Bremen von der Lürssen Werft gebaut. Länge: 142 Meter, geschätzter Wert: 500 Millionen Euro.
Medienmogul Alischer Usmanow
Auch Alischer Usmanow steht auf der Sanktionsliste der EU. Der 68-jährige Multimilliardär leitet die Holding USM, die Geschäfte mit Metallen, Bergbau und Telekommunikation macht.
Der kremltreue Usmanow war Großaktionär beim FC Arsenal London und führt seit 2009 den Fecht-Weltverband, den er mit Millionensummen alimentiert. Usmanows Jacht Dilbar wurde ebenfalls von Lürssen gebaut, Länge: 156 Meter. Zur Ausstattung der Jacht gehören zwei Hubschrauberlandeplätze, ein Airbus-Helikopter und ein 25 Meter langer Swimmingpool an Deck.
Politiker Igor Schuwalow
Igor Schuwalow fällt nicht unbedingt in die Kategorie Oligarch, aber von den EU-Sanktionen ist er betroffen. Der Multimillionär hat vor allem eine beachtliche Polit-Karriere hinlegt: war Vize-Chef der Präsidialverwaltung von Putin, Vize-Ministerpräsident der russischen Föderation und Chef der Bank für Außenwirtschaft. Sein Geld verdiente er vor allem durch Aktien.
Im österreichischen St. Gilgen sorgt Schuwalow für Schlagzeilen. Am Attersee hatte er 2006 das Waldschlössl gekauft. Was geschieht nun damit, nachdem sein Vermögen eingefroren wurde? Klar ist: Sein Privatjet darf nicht mehr auf dem Flughafen in Salzburg landen.
Clubbesitzer Roman Abramowitsch
Sein erstes Unternehmen gründete Roman Abramowitsch als 21-Jähriger. Seine Firma Ujut stellte Gummienten und Fußbälle her. In den 1990ern stieg der Sohn jüdischer Eltern ins Ölgeschäft ein. Bekannt ist er vor allem als Besitzer des englischen Erstligisten FC Chelsea.
Der 57-Jährige gilt als enger Verbündeter Putins, gar als Wegbereiter für den Machtwechsel von Ex-Präsident Boris Jelzin zu Putin. Abramowitsch besitzt gleich drei Jachten – darunter die bei Blohm + Voss in Hamburg gebaute „Eclipse“, die mit 162 Metern Länge derzeit viertgrößte Jacht der Welt – und zwei U-Boote.
Präsident Wladimir Putin
Eingefroren ist auch das Vermögen von Wladimir Putin in der EU. Der ehemalige KGB-Offizier zählt ebenfalls nicht zu den Oligarchen, sondern umgibt sich vor allem mit ihnen. Vermögend soll er trotzdem sein – man denke nur an den Palast, den er sich laut Nawalny am Schwarzen Meer hat hinstellen lassen.
Der russische Politologe Stanislaw Belkowski ging 2007 von 40 Milliarden Dollar Vermögen aus, andere schätzen ihn gar auf 200 Milliarden. Die 87 Millionen teure Luxusjacht „Graceful“ soll ihm angeblich gehören. Länge: 80 Meter. Zuletzt legte sie in Hamburg ab und soll laut Bild-Zeitung in Richtung Ostsee verschwunden sein.
Investor Viktor Wekselberg
Seine erste Million soll Viktor Wekselberg mit dem Import von billigen westlichen Computern verdient haben, die er mit eigener Software ausrüstete und teuer an die staatlichen Energiekonzerne verkaufte.
Der 64-jährige Putin-Freund mit einem Wohnsitz in der Schweiz (Kanton Zug) ist unter anderem Gründer der Renova-Gruppe und hält Beteiligungen am weltweit zweitgrößten Aluminiumproduzenten Rusal und am Schweizer Technologiekonzern OC Oerlikon. Seit 2018 steht Wekselberg auf der Sanktionsliste der US-Regierung. Seine Jacht „Tango“ ist 77 Meter lang, verfügt über Schönheitssalon und Open-Air-Kino.