Immerhin eines ist klar: Der Preis des Deutschlandtickets soll ab 1. Januar 2025 auf 58 Euro steigen. Auf diese Erhöhung um neun Euro verständigten sich die Verkehrsminister der Länder Ende September.
Völlig offen ist, wie es danach weiter geht: Es gibt Streit um die sogenannten Regionalisierungsmittel, die Bund und Länder zuschießen. Was ab 2026 passiert, ist ungewiss, klare Finanzierungs-Zusagen vom FDP-geführten Bundesverkehrsministerium gibt es nicht. Fünf Gründe, warum das ein Fehler ist.
1. Das Deutschland-Ticket wirkt!
Noch aus Zeiten des Neun-Euro-Tickets hält sich das Vorurteil, dass das Angebot eher ein Bonus ist, dass damit nur zusätzliche Reisen unternommen werden und überspitzt gesagt kein Kilometer weniger Auto gefahren wird. Das ist Unfug. Eine aktuelle Studie zeigt, dass Millionen Tonnen CO2 weniger entstanden sind, weil Leute nach Einführung des Deutschlandtickets lieber mit dem Bus und Bahn gefahren sind statt mit dem Auto. Und 15 Millionen Nutzer, mit denen man bis Dezember rechnet, haben das Ticket sicher nicht als reine Spaßkarte.
Drei Milliarden Euro schießen Bund und Länder dafür zu. Ein anderes Beispiel zeigt, dass wir uns das leisten können: Durch das sakrosankte Dienstwagenprivileg, von dem deutlich weniger, dafür tendenziell ohnehin wohlhabendere Menschen profitieren, entgehen dem Staat Einnahmen in mindestens dieser Höhe. Wenn es da kein Problem ist, dann sicher auch nicht bei den Ausgaben für das D-Ticket.
2. Eine gesicherte Zukunft eröffnet noch mehr Möglichkeiten
Mit der Preiserhöhung ist immerhin klar, dass es das Ticket auch 2025 geben wird. Wie es danach weitergeht, ist offen. Und das stört. Verlässlich bauen kann auf dieses Angebot niemand. Eine Zusage auf Jahre würde andere Möglichkeiten eröffnen.
Brauche ich wirklich ein Auto, wenn es langfristig ein günstiges Angebot gibt? Biete ich als Unternehmen meinen Arbeitnehmern das Ticket als festen Vertragsbestandteil an? All das würde sich viel einfacher entscheiden lassen, wenn die Perspektive klar wäre – und so würden noch mehr Menschen umsteigen.
3. Das Ticket ist ein Stück Freiheit
Was Interrail für Europa, ist das Deutschlandticket für unser Land. Zu wirklich schmalen Preisen kommt man von Haustür zu Haustür – wenn dazwischen eine Fernverkehrsverbindung liegt, man aber tatsächlich nur die bezahlen muss, bleibt es dennoch oft preiswert.
Und bei Städtetrips: Wie angenehm und gefühlsmäßig immer noch etwas surreal, einfach so in Bus und Bahn steigen zu können und beliebig lange und oft herumzufahren. Da überlegt man sich doch zweimal, ob man mit dem Auto anreist, Parkplatz braucht und dann in der Stadt doch nicht vorwärtskommt.
Das Deutschlandticket macht die Dinge einfach. Das ist auch mal eine nette Abwechslung.
4. Eine wachsende Erwartungshaltung ist gerade gut
Ja, es ist wahr: Im städtischen Raum bietet das Ticket derzeit mehr Vorteile als auf dem Land. Und alle finanzieren es gleichermaßen. Das kann man populistisch nutzen und das verzerrte Bild der übervorteilten Landbevölkerung nachmalen. Das ist nur völlig am Thema vorbei und ein Weg für geistig arme Politiker, es sich besonders einfach zu machen.
Denn es geht doch um was ganz anderes: Das Deutschlandticket darf sehr gerne dafür sorgen, dass man auch auf dem Land etwas davon haben will. Dass die Leute sagen: Baut uns nicht nur Umgehungsstraßen, baut uns Gleise und finanziert Landbusse!
Umso mehr Menschen diesen Anspruch haben, umso mehr Menschen mit den teils desaströsen Zuständen auf Bodenseegürtel-, Gäu-, Schwarzwaldbahn zu tun haben, umso besser. Jeder Bus- und Bahnfahrer mehr wird zum Lobbyist des Nahverkehrs und damit zum Vorantreiber der zwingend nötigen Mobilitätswende.
5. Zerredet nicht schon wieder einen Erfolg
In der zunehmend unerträglichen Alles-ist-Mist-Stimmung in diesem Land darf man auch einfach mal sagen: Ja, das Deutschlandticket ist klasse. So etwas haben fast nur wir, viele Leute mögen das Angebot und jetzt versuchen wir alle zusammen, dass wir es weiter hinkriegen.
Das soll nicht die Herausforderungen in Abrede stellen, die Verkehrsverbünde, Landkreise und so weiter haben. Aber es muss bei Politikern und Angestellter öffentlicher Einrichtungen eine Lust zu spüren sein, den Willen der Menschen zu berücksichtigen und Lösungen zu suchen statt Probleme.