Viele Menschen wollen den Ukrainern, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, helfen. Doch was ist eigentlich ratsam, was nicht? Und kann man auch selbst Flüchtlinge bei sich aufnehmen? Die wichtigsten Fragen und Antworten haben wir hier für Sie zusammengestellt.
Wo kann ich für die Flüchtlinge aus der Ukraine Geld spenden?
Viele Hilfsorganisationen wie die Konstanzer Aktion Hoffnungszeichen und die Diakonie Baden sammeln regional Geldspenden. Die Aktion Hoffnungszeichen will derzeit mit 10.000 Euro Waisenkinder und unbegleitete Minderjährige aus der Ukraine, die bereits in Polen angekommen sind, unterstützen. Die Diakonie Katastrophenhilfe und Brot für die Welt koordinieren nach eigenen Angaben notwendige Hilfen mit den Partnerorganisationen vor Ort.
Weitere Spendenaktionen finden Sie beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZS). Die Caritas Freiburg empfiehlt zudem Spenden an den Norddeutsch-Ukrainischen Hilfsstab.
Wie kann ich prüfen, dass meine Spende auch wirklich für die Ukraine eingesetzt wird?
Das DZS rät dazu, sich vor einer Spende kurz Zeit zu nehmen und zu prüfen, wer durch die Spende begünstigt wird und wofür die Spendengelder verwendet werden. Im Register des Instituts sind seriöse Hilfsorganisationen gelistet.
Spenden können auch zweckgebunden überwiesen werden, in der Regel ist eine Spende an eine seriöse Hilfsorganisation aber ohne Zweckbindung besser – damit sie bedarfsgerecht eingesetzt werden kann.
Viele Hilfsorganisationen schließen zudem Verträge mit Partnerorganisationen vor Ort, die Transparenz sicherstellen, so dass belegt werden kann, wofür Spendengelder tatsächlich eingesetzt wurden.

Sind auch Sachspenden sinnvoll und wo kann ich sie abgeben?
Sachspenden haben den Nachteil, dass sie nicht so flexibel einsetzbar sind. Außerdem ist ein hoher logistischer Aufwand damit verbunden, die Spenden dorthin zu bringen, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Das bestätigt auch Reimund Reubelt von der Konstanzer Aktion Hoffnungszeichen.
Die Hilfsorganisation aus Konstanz nimmt mittlerweile nur nach Absprache und in größeren Mengen Sachspenden entgegen, weil Einzelsachspenden nur mit hohem logistischen Aufwand und entsprechenden Kosten dorthin gebracht werden können, wo sie gebraucht werden. Die Aktion Hoffnungszeichen hat selbst bereits mehrere Lkw-Ladungen nach Polen und Moldawien gebracht, wo bereits viele ukrainische Flüchtlinge angekommen sind.
Auch die Diakonie Baden bevorzugt Geldspenden. Mit ihrer Partnerorganisation Hungarian Interchurch Aid (HiA – etwa ungarische Kirchenhilfe) kauft und verteilt sie damit Lebensmittel und Hygieneartikel an Geflüchtete innerhalb der Ukraine.
Der Vorteil: Durch Geldspenden werden Transportkosten gespart, die benötigten Dinge können möglichst vor Ort oder in der Nähe bedarfsgerecht eingekauft und damit auch deutlich schneller verteilt werden.
Spendenaktionen gibt es etwa am Hochrhein, von einem Verein in Mühlingen, an verschiedenen Sammelstellen im Kreis Konstanz, im Bodenseekreis (hier hat das Landratsamt auch eine Informationsplattform online gestellt), im Schwarzwald-Baar-Kreis, in Pfullendorf, und in Meßkirch.
Welche Sachspenden werden überhaupt gebraucht?
Hiesige Hilfsorganisationen arbeiten oft mit Partnerorganisationen in den Nachbarländern der Ukraine oder der Ukraine selbst zusammen.
Die Konstanzer Aktion Hoffnungszeichen etwa gibt an, dass für ihre Hilfstransporte derzeit Hygieneartikel, Matratzen, Schlafsäcke, medizinisches Verbrauchsmaterial, Nahrungsmittel und Babynahrung sowie Kleidung gebraucht werden.
Wer Sachspenden geben will, sollte sich also vorab mit den lokalen oder regionalen Hilfsorganisationen in Verbindung setzen, was genau gebraucht wird.

Welche Hilfsangebote gibt es auf Landesebene?
Das Land koordiniert derzeit, eine Spendenaktion auf Landesebene gibt es derzeit nicht. Der Stab für Flüchtlinge aus der Ukraine kümmert sich aber primär um die Erweiterung der Landeserstaufnahmeeinrichtungen, die Ausstattung von Notunterkünften und die Koordination und Verteilung der Flüchtlinge aus der Ukraine.
Müssen Ukrainer einen Asylantrag stellen?
Nein, müssen sie nicht und es ist auch nicht unbedingt ratsam. Die EU-Innenminister werden am Donnerstag über die sogenannte Massenzustromsrichtlinie abstimmen. Greift diese Richtlinie, können Flüchtlinge aus der Ukrainer schneller und unbürokratischer aufgenommen werden und erhalten dann auch finanzielle Unterstützung nach dem Asylgesetz. Stellen sie dagegen einen Asylantrag, ist der Bearbeitungsprozess komplizierter und sie sind an eine Landeserstaufnahmestelle gebunden.
Ohnehin dürfen Ukrainer bis zu 90 Tage visafrei einreisen, danach ist eine Verlängerung um weitere 90 Tage möglich.
Kann ich selbst Flüchtlinge bei mir aufnehmen?
Da Ukrainer bis zu 90 Tage visafrei einreisen dürfen, ist auch eine Aufnahme in Privatunterkünften problemlos möglich. Hat ein Ukrainer allerdings einen Asylantrag gestellt, sind die offiziellen Stellen für ihre Unterbringung zuständig, in erster Linie die Landeserstaufnahmeeinrichtungen.
Wo kann ich mich melden, wenn ich privat eine Unterkunft anbiete?
Das für Migration zuständige Landesjustizministerium ruft dazu auf, dass sich hilfsbereite Bürger mit der Möglichkeit, Wohnraum privat Ukrainern zur Verfügung zu stellen, direkt an ihr zuständiges Landratsamt wenden sollen, um dort ihre Hilfe anzubieten.
Überregional gibt es aber schon jetzt Webseiten wie die des Vereins Elinor, bei der man sich registrieren und Wohnraum nach Postleitzahlen anbieten kann.
Kann ich auch Kinder aus der Ukraine bei mir aufnehmen?
Nein, so einfach ist das nicht. Bei unbegleiteten Minderjährigen ist das Jugendamt zuständig, sofern es keine Verwandten in Deutschland gibt, die die Kinder bei sich aufnehmen können. Hilfsbereite Bürger können sich aber als Pflegeeltern beim zuständigen Jugendamt melden.
Wie können Ukrainer, die privat untergekommen sind, finanzielle Hilfe bekommen?
Ohne Asylantrag greift das Sozialrecht. Wenn die Massenzustromsrichtlinie greift, können aber auch Menschen in privaten Unterkünften entsprechende Unterstützung beantragen.