Lina Frijus-Plessen

Die bergige Natur Tirols lockt mit ihren beliebten Ausflugszielen und Skigebieten nicht nur menschliche Besucher an, sondern bietet auch zahlreichen Wildtieren wie Steinböcken, Luchsen oder Murmeltieren einen Lebensraum. Und auch Bären werden hier immer wieder gesichtet. Bisweilen kommt es sogar zu Begegnungen mit Spaziergängern und Wanderern, Angriffe auf Menschen sind in der Region allerdings nicht bekannt. Jetzt steht jedoch ein Bär im Verdacht, im Tiroler Oberland zwei Esel gerissen zu haben. Was weiß man bisher über den Vorfall?

Amtstierarzt äußert ersten Verdacht: Hat ein Bär in Tirol zwei Esel gerissen?

Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet, wurden am 26. Juli in der Gemeinde Pfunds, die im Tiroler Oberland nahe der Schweizer Grenze liegt, zwei tote Esel aufgefunden. Die Kadaver wurden nach Angaben des Landes Tirol von einem Amtstierarzt untersucht, der eine erste Vermutung für die Todesursache der Tiere abgab: Die Spuren würden auf den Angriff eines Großraubtiers hinweisen. Dabei könne es sich möglicherweise um einen Bären handeln. Dieser Verdacht ist nach dem aktuellen Kenntnisstand allerdings noch nicht bestätigt.

Eine DNA-Analyse von am Fundort entnommenen Proben soll nun klären, ob tatsächlich ein Bär für den Tod der beiden Esel verantwortlich ist. Nach Angaben der Austria Presse Agentur (APA) werden die Proben derzeit im Wiener Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie untersucht. Mit ersten Ergebnissen sei frühestens nach zwei Wochen zu rechnen, erklärt die Pfundser Bürgermeisterin Melanie Zerlauth der Tiroler Tageszeitung.

Besteht jetzt für die Tiroler Bevölkerung eine erhöhte Gefahr durch Bärenangriffe?

„Wir wollen natürlich keine Panik verbreiten, aber weil der Verdacht besteht, dass es ein Bär war, haben wir gesagt, dass wir die Bevölkerung informieren. Es sind ja auch viele Wanderer unterwegs, weil zwei Almen in der Nähe sind“, schildert Zerlauth in der Tiroler Tageszeitung. Laut den zuständigen Tiroler Behörden besteht für Einwohner und Besucher allerdings keine erhöhte Gefahr durch Bären, heißt es in der Meldung der dpa. Die Wahrscheinlichkeit, in Tirol einem Bären zu begegnen, schätzt das Land als äußerst gering ein. Zudem hätten sich alle Tiere, die in den vergangenen Jahren in der Region gesichtet wurden, scheu verhalten und die Nähe zu Menschen gemieden.

Trotz dieser Entwarnung rufen die Behörden zur Aufmerksamkeit auf. Wer einen Bären oder ein anderes Großraubtier zu Gesicht bekommt, sollte dies schnellstmöglich melden. Auf der Website des Landes Tirol wird hierfür ein spezielles Formular bereitgestellt. Insbesondere Foto- und Videomaterial sei dabei von großer Bedeutung für die fachliche Beurteilung. Zu den Großraubtieren oder großen Beutegreifern zählen nach Angaben der Tiroler Landesregierung neben Bären auch Wölfe, Luchse und Goldschakale, die man in seltenen Fällen in der Tiroler Natur antreffen kann.

Bären in Tirol und am Gardasee: In diesen Regionen kam es bereits mehrfach zu Sichtungen und Attacken

Im Dreiländereck zwischen Südtirol, dem Engadin und Tirol gab es nach Angaben der APA in der Vergangenheit wiederholt Hinweise auf die Anwesenheit von Bären. Auch im Bezirk Landeck, zu dem die Gemeinde Pfunds zählt, wurden die Tiere in diesem Jahr bereits mehrfach entdeckt. Und die letzte Sichtung liegt nicht lange zurück: Erst im Juni wurden dort die Aktivitäten eines Bären nachgewiesen. Ob der aktuelle Fall der beiden getöteten Esel allerdings mit den in der Region lebenden Wildtieren in Zusammenhang steht, ist bislang nicht geklärt.

Nicht nur in Tirol halten sich des Öfteren Bären auf. Auch rund um den Gardasee wurden in der Vergangenheit mehrfach Bären gesichtet. Insbesondere Wanderer im Trentino begegnen den Tieren des Öfteren. So wurde im April 2024 ein Mann während seiner Wanderung bei Molveno von einem Braunbären verfolgt.

Bisweilen kam es am Gardasee auch schon zu Bärenangriffen auf Menschen. Im Juli 2024 wurde etwa nahe der Gemeinde Dro ein französischer Tourist von einer Bärin attackiert und musste mit Verletzungen ins Krankenhaus geflogen werden. Das Tier wurde einige Wochen später zum Schutz der Bevölkerung abgeschossen. Im April 2023 sorgte ein fataler Bärenangriff im Trentino für Schlagzeilen: Damals hatte ein Bärenweibchen einen Jogger angegriffen und getötet. Das Tier lebt heute in einem gesicherten Bärenpark im Schwarzwald.