Das Eichenparkett ist in den meisten Stockwerken verlegt, die Flure sind taubenblau gestrichen, Küchen in Aufenthaltsbereichen eingebaut und auch der Garten ist weitgehend angelegt: Die Baustelle für das neue Pflegeheim Haus Weiherhof der Spitalstiftung in Petershausen, zwischen Max-Stromeyer-Straße und Bahnlinie, liegt in den letzten Zügen.

Auf sieben Stockwerken, davon sechs für Seniorinnen und Senioren plus Verwaltung und Aufenthaltsbereich im Erdgeschoss, entstehen 86 Zimmer. „Wir sind froh, dass wir nach Fertigstellung der Mitarbeiterwohnungen auf dem Gelände des Klinikums auch dieses Projekt bald abschließen können“, sagt Sabine Schilling, Pressesprecherin der Spitalstiftung Konstanz.

Denn dass die Stiftung sich überhaupt noch ans Bauen wagte, war nicht selbstverständlich, wie Stiftungsdirektor Andreas Voß beim Spatenstich Anfang Dezember 2022 sagte: „Zum Zeitpunkt der ersten Planung war die politische und wirtschaftliche Situation noch eine ganz andere, dann kam auch noch dieser schreckliche Krieg in der Ukraine“, sagte er damals. Jetzt steht das Haus und inzwischen ist klar, dass es rund 30 Millionen Euro kosten wird.

Dieses Geld nahm die Stiftung dennoch in die Hand, da sie sich laut Voß in der Verpflichtung sieht, „den wachsenden Bedarf an Pflegeplätzen in Konstanz mit abzudecken“. Zusätzlich schreibt die Landesheimbauverordnung vor, dass Doppelzimmer abgebaut werden müssen. Dadurch verliert die Stiftung 34 Plätze.
Deshalb wird die neue Einrichtung die langen Wartelisten für einen Pflegeheimplatz nicht nennenswert verkürzen, sondern hauptsächlich wegfallende Plätze ersetzen. So werden im Haus Talgarten künftig nur noch 60 statt 76 Bewohner unterkommen. Die 16 fehlenden Betten fängt das Haus Weiherhof auf, genauso wie das komplette Luisenheim mit 60 Betten, das als Pflegeeinrichtung geschlossen wird.
Denn dort sind laut Andreas Voß so viele Zwei-Bett-Zimmer vorhanden, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich wäre: Nach der Beseitigung von Doppelzimmern wären dort nur noch 42 Betten übrig. Die Tagespflege bleibt im Luisenheim allerdings erhalten. Ansonsten setzt der Neubau neben dem Businesspark eine Reihe von Gebäudewechseln in Gang.

Im heutigen Luisenheim kommt künftig das Sozialpädiatrische Zentrum unter, ein Eigenbetrieb der Spitalstiftung. Diese Einrichtung zur Entwicklungsförderung von Kindern ist derzeit im roten Gebäude auf dem Gelände des Klinikums untergebracht.
Dort zieht anschließend der Technische Dienst des Klinikums ein. Das bisherige Gebäude des Technischen Dienstes gehört der Spitalstiftung, dorthin wechselt der Ambulante Dienst. Die Büros werden von der Spitalverwaltung belegt, die dadurch mehr Platz erhält.
Helle Räume und rollstuhlgerechter Garten
Viel Platz werden auch die künftigen Bewohner des Hauses Weiherhof haben. Neben den Einzelzimmern mit Bad können sie sich auf Gemeinschaftsflächen und Terrassen in ihrem Stockwerk aufhalten, außerdem gibt es im Erdgeschoss einen großen Aufenthaltsbereich mit Küchenzeile, wo sie sich auch mit Verwandten treffen können.
Von dort geht es hinaus in den Garten mit gepflastertem und rollstuhltauglichem Rundweg, Grünfläche und Laube mit Sitzmöglichkeiten. „Hier fehlen noch ein Brunnen und Sonnenschutz“, sagt Lisa Bauer, Architektin der Spitalstiftung.
Sabine Schilling deutet auf die Neubauten des Pinto-Areals mit kleinen Kinderspielflächen nebenan und ergänzt: „Besonders schön finde ich, dass die Senioren hier mitten im Leben wohnen.“

Zum Haareschneiden oder Dauerwellelegen müssen die Bewohnerinnen und Bewohner das Gebäude nicht verlassen: „Hier gibt es einen Friseurraum“, sagt Lisa Bauer. Eine mobile Fußpflege wird zusätzlich ins Haus kommen.
Eine Besonderheit ist das zirkadiane Lichtsystem in den Fluren, das durch Spenden ermöglicht wurde. Lisa Bauer erläutert: „Das Licht passt sich der Tageszeit an. Morgens ist es heller, abends wird der Blauanteil herausgenommen.“ So soll es den Bewohnern leichter fallen, die Tagesstruktur zu erkennen und abends zur Ruhe zu finden.

Während die Handwerker die letzten Handgriffe erledigen, plant die Spitalstiftung im Hintergrund den großen Umzug der Bewohner aus dem Haus Talgarten und dem Luisenheim. „Das wird eine logistische Herausforderung“, sagt Sabine Schilling.
Freuen die Menschen sich aufs neue Haus? „Vor allem jüngere Bewohner mit Handicap sind sehr positiv gestimmt, aber es gibt auch Senioren, denen es schwerer fallen wird, sich umzugewöhnen“, sagt sie.

Für das Pflegepersonal beginnt ab Ende September auch ein neuer Abschnitt: Alle Angestellten des Luisenheims und zusätzliche Kräfte des Hauses Talgarten arbeiten künftig im Haus Weiherhof. Das Personal für die zehn zusätzlichen Plätze kommt laut Sabine Schilling durch Übernahme von Auszubildenden und Einstellungen. Dennoch suche die Spitalstiftung laufend ausgebildete Pflegekräfte.
