Deborah Dillmann

Pflegebedürftige Menschen sind in ihrem Alltag häufig auf die Hilfe und Pflege anderer angewiesen. Die Pflegearbeit wird dabei in vielen Fällen von Angehörigen geleistet. Laut dem Statistischen Bundesamt wurden 2023 von den knapp 5,7 Millionen Menschen mit einem Pflegegrad von 1 bis 5 85,9 Prozent zu Hause von Verwandten und/oder einem ambulanten Pflegedienst betreut. Nur rund 14,1 Prozent der Pflegebedürftigen sind in Pflegeheimen untergebracht. Daneben gibt es weitere Pflegeformen, wie etwa das betreute Wohnen.

Genau auf diese Menschen hatte es eine Betrügerbande zwischen April und November 2024 abgesehen. Wie die Staatsanwaltschaft Traunstein am 12. Mai 2025 mitteilte, hatten sich die Diebe als vermeintliche Pflegekräfte ausgegeben und konnten so mutmaßlich Schmuck und Geld im Wert von mindestens 174.000 Euro erbeuten. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft gegen sieben Personen, vier Männer und drei Frauen im Alter von 32 und 39 Jahren, Anklage erhoben. Die mutmaßlichen Betrüger müssen sich nun vor Gericht verantworten. Mit welcher Masche haben die falschen Pflegekräfte sich aber eigentlich bereichert?

Falsche Pflegekräfte: Mit dieser Masche entwendeten sie Bargeld und Schmuck

Als falsche Pflegekräfte haben sich die Betrüger laut der Staatsanwaltschaft Traunstein vermutlich deutschlandweit Zutritt zu betreuten Wohneinrichtungen verschafft und so durch „eine Vielzahl an Taten hohe Geldbeträge und Vermögenswerte“ erbeutet. Dabei seien die Angeklagten sowie mögliche weitere Bandenmitglieder immer nach der gleichen Masche vorgegangen:

  • Eine Person, verkleidet als Pflegekraft, hat bei Bewohnern von betreuten Wohneinrichtungen geklingelt und im Gespräch vorgetäuscht, die Wohnung betreten zu müssen. Im Vertrauen darauf, dass es sich tatsächlich um eine Pflegekraft handelt und „alles seine Richtigkeit habe“, gewährten die Bewohner der Täterin oder dem Täter Eintritt.

  • Während die falsche Pflegekraft die pflegebedürftige Person abgelenkt hat, hat sich eine zweite Person unbemerkt Zutritt verschafft, Wertgegenstände, Schmuck sowie Bargeld gestohlen und die Wohnung wieder verlassen.

  • Eine dritte Person war bei den meisten Taten als Fahrerin oder Fahrer abgestellt. Sie stellte die Flucht nach dem Diebstahl sicher.

Der Staatsanwaltschaft zufolge konnte die Diebesbande mit dieser Masche „an nur einem Nachmittag mehrere betreute Wohneinrichtungen, die örtlich nicht in unmittelbarer Nähe zueinander lagen, anfahren und Heimbewohner bestehlen“. Dabei wechselten die Angeklagten bei den einzelnen Taten jeweils ihre Rollen. Mit ihrem Vorgehen hat die Gruppe laut der Staatsanwaltschaft bewusst das Vertrauen der Bewohner in das Pflegepersonal ausgenutzt. Das lasse eine hohe kriminelle Energie erkennen.

Zum aktuellen Zeitpunkt gehen die Behörden davon aus, dass sich die Bande mit ihren Taten eine „dauerhafte Einnahmequelle“ verschaffen wollte. In ganz Deutschland sei es insgesamt zu weit über 30 schweren Bandendiebstählen sowie 17 versuchten Taten gekommen.

Falsche Pflegekräfte stehlen Schmuck und Bargeld: Bekommen die Opfer ihr Geld zurück?

Die mutmaßlichen Täterinnen und Täter konnten im Rahmen bundesweiter Ermittlungen und einer eigens eingerichteten Ermittlungsgruppe Anfang November 2024 festgenommen werden und befinden sich seitdem in Untersuchungshaft. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt laut der Staatsanwaltschaft allerdings weiterhin die Unschuldsvermutung.

Für die Opfer der Diebesbande könnte es aber gute Nachrichten geben. Dem Leiter der Staatsanwaltschaft Traunstein, Wolfgang Beckstein, zufolge werde versucht, die „entwendeten Sachen zurückzuerlangen“. Im Zuge der Ermittlungen seien etwa in mehreren Pfandleihhäusern im Großraum Duisburg Wertgegenstände wie Goldschmuck, Diamantringe und Goldbarren „in beachtlichem Umfang“ sichergestellt worden. Zum damaligen Zeitpunkt habe nämlich der Verdacht bestanden, dass die Diebesbande diese Gegenstände dort zu Geld gemacht hatte. Was nun mit den Wertsachen passiert und ob die Opfer der Diebesbande ihr Geld zurückbekommen, führt die Staatsanwaltschaft in ihrer Mitteilung nicht weiter aus.

Übrigens: Pflegebedürftige geraten immer wieder ins Visier von Betrügern. Die Verbraucherzentrale hat bereits vor unnötigen Abos bei Pflegehilfsmitteln gewarnt.