Ann-Katrin Hahner

Von der verstorbenen Königin Elizabeth II. über Prinz Harry bis zu Thronfolger Prinz William – sie alle trugen Uniform, sie alle dienten. Doch warum eigentlich ist die britische Königsfamilie so eng mit dem Militär verbunden? Und weshalb sieht man die Royals regelmäßig in Paradeuniform bei feierlichen Anlässen? Wir erklären die enge Verflechtung zwischen den Royals und ihrem Militär.

Von Harry bis Elizabeth: Warum gehen Royals in jungen Jahren zum Militär?

Wer sich für die Verbindung zwischen der britischen Krone und der Armee interessiert, wird schnell auf der offiziellen Website des Königshauses fündig. Auf dieser wird die Verbindung sogar in einem eigenen Abschnitt aufgeführt und daran erinnert, wie tief militärischer Dienst und das Tragen einer Uniform mit den Royals verwurzelt ist. Als Souverän ist der Monarch – in diesem Fall König Charles III. – bis heute Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte. Eine Rolle, die „historisch aus der Verantwortung für Krieg und Frieden erwuchs“, wie es auf der Website heißt. Auch wenn heute alle militärischen Entscheidungen dem Parlament in London unterliegen, wird die Loyalität zur Krone formal bekräftigt: Angehörige von Armee und Luftwaffe leisten auch heute noch einen Eid auf den Monarchen.

Königliche Vorbilder: Diese Royals leisteten Militärdienst

Nahezu alle Mitglieder der königlichen Familie waren aktive Soldaten oder bekleiden ehrenhalber militärische Ränge. Uniformen stehen deshalb nicht nur für Tradition – sie symbolisieren auch persönliche Erfahrung, Verantwortung und ihre Nähe zu den Streitkräften.

Hier ein kurzer Überblick über Mitglieder der Königsfamilie aus der jüngeren Vergangenheit, die selbst im Militär aktiv waren – mit Dienstzeiten und Rängen, basierend auf der Website des Königshauses:

  • König George VI. – Der König im Schützengraben: Bevor er 1936 König wurde, diente der Vater der verstorbenen Queen Elizabeth II. als Sub-Lieutenant in der Royal Navy und nahm 1916 an der Schlacht von Jütland teil – der größten Seeschlacht des Ersten Weltkriegs. George VI. war damit der letzte britische Monarch, der persönlich Kriegserfahrung sammelte.

  • Königin Elizabeth II. – Die Mechanikerin auf Befehl ihrer Majestät: 1945, damals 18 Jahre jung, trat die spätere Königin als Prinzessin Elizabeth der Auxiliary Territorial Service (ATS) bei. Dort ließ sie sich zur Mechanikerin und Fahrerin ausbilden. Das Besondere: Elizabeth II. war die erste Frau der königlichen Familie, die als Vollzeitkraft in den Streitkräften diente. Eine Sonderstellung, die sie bis heute einnimmt. Ihre „Karriere“ beleuchtet das Imperial War Museum in London in einem gesonderten Beitrag.

  • Prinz Philip – Der Matrose mit Kriegsauszeichnung: Der spätere Ehemann der Queen trat 1939 in die Royal Navy ein, wurde First Lieutenant und diente während des Zweiten Weltkriegs im Mittelmeer und Pazifik. Er galt als ausgezeichneter Offizier und wurde 1953 zum Admiral of the Fleet ernannt – ehrenhalber, aber mit tiefer Verbindung zum Militär.

  • König Charles III. – Der Fallschirmspringer auf dem Thron: Als Prinz von Wales ließ sich Charles ab 1971 zum Jetpiloten der Royal Air Force ausbilden und wechselte später zur Royal Navy. Dort diente er unter anderem auf der HMS Norfolk und kommandierte 1976 für neun Monate das Minenräumboot HMS Bronington. Als Colonel-in-Chief des Parachute Regiment absolvierte er selbst ein Fallschirmtraining.

  • Prinz William – Der Retter aus der Luft: Der heutige Prinz von Wales diente von 2006 bis 2013 in allen drei Teilstreitkräften – zuletzt als Rettungspilot bei der Royal Air Force. Er war als Flight Lieutenant stationiert auf RAF Valley in Wales. Anschließend arbeitete Prinz William zwei Jahre als Pilot für den zivilen Luftrettungsdienst.

  • Prinz Harry – Der Royal mit Front-Einsatz: Prinz Harry trat 2005 in die Armee ein, absolvierte die Offiziersausbildung in Sandhurst und diente zehn Jahre, darunter zwei Einsätze in Afghanistan. Er erreichte den Rang eines Captain und gilt als einer der wenigen Royals der Neuzeit mit aktiver Kampferfahrung.

Auch wenn nicht jedes Mitglied der Königsfamilie im aktiven Militärdienst stand, ist die Zahl derer mit symbolischen Rängen oder historisch bedeutsamen Rollen beachtlich. Prinzessin Anne, jüngere Schwester von König Charles III. etwa, trägt bei offiziellen Anlässen regelmäßig Uniform – nicht aufgrund eigener Dienstzeit, sondern als ehrenhalber ernannte Offizierin der Streitkräfte. Prinz Edward absolvierte immerhin eine militärische Grundausbildung bei den Royal Marines, bevor er sich für eine zivile Laufbahn entschied. Und Prinz Andrew, obwohl heute eine umstrittene Figur, war jahrzehntelang aktiver Marineoffizier und wurde für seinen Einsatz im Falklandkrieg ausgezeichnet.

Die Royals und die Uniform – Pflicht oder Ehrenzeichen?

Zu großen Anlässen fragen sich Royal-Fans regelmäßig, ob die Königsfamilie überhaupt eine Uniform tragen darf, obwohl viele von ihnen nicht mehr aktiv im Dienst sind oder „nur“ Ehrentitel bekleiden. Die Antwort lautet: Ja – denn viele Mitglieder der Familie haben militärische Ränge inne. Dabei spielt es laut einem Bericht der Sun keine Rolle, ob diese aktiv „erworben“ wurden oder ehrenhalber verliehen. Diese Tradition reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück und wird bei Staatsanlässen wie Trooping the Colour fortgeführt.

Aufmerksamen Royal-Fans wird allerdings aufgefallen sein, dass Prinz Harry seit seinem Rückzug von den königlichen Pflichten nicht mehr häufig in Uniform gesehen wurde. So trat er beispielsweise bei der Beerdigung seiner Großmutter 2022 im Anzug auf, während sein älterer Bruder William und die übrigen Royals den Sarg der Queen in Uniform begleiteten. Auch bei der offiziellen Krönungsfeier seines Vaters im Jahr 2023 trug Harry zwar Orden – aber erneut keine Militäruniform. Gegenüber CNN spekulierte ein Insider, da Harry von seinen Pflichten als „arbeitender Royal“ zurückgetreten sei, dürfe er bei Anlässen um das Königshaus nur eine Uniform tragen, wenn der Monarch es gestatte. Kommentiert hat der Buckingham-Palast eine Anfrage von CNN zu diesem Thema allerdings nicht.

Die Royals pflegen ihre Tradition und ihre Verbindung zum Militär jedoch weiterhin intensiv und nehmen daher auch regelmäßig auf Gedenk- und Veteranenveranstaltungen teil. Entsprechend war es wohl kein Zufall, dass Prinz George (11) als zukünftiger König seinen ersten Termin bei einem Empfang für Kriegsveteranen anlässlich des „VE Days“ am 8. Mai 2025 wahrnahm. Zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.