Man könnte fast meinen, die Profis des FC Bayern München wollen in dieser Saison nicht Meister werden. Gegen Manchester City in der Königsklasse rausfliegen? Geschenkt. Der Premier-League-Club ist nicht nur gespickt mit hochklassigen Spielern, sondern aktuell in Topform – und die Münchner haben sich in beiden Viertelfinalspielen gegen die Cityzens so schlecht nicht verkauft.
Ein Auftritt ohne Gegenwehr
Aber gegen Mainz 05 mit 1:3 verlieren, mit einem blutleeren Auftritt in der zweiten Halbzeit und kaum Gegenwehr? Das kann nicht der Anspruch der Münchner sein, das schmerzt Fans und neutrale Beobachter zugleich. Und lässt einen überlegen: Wann hat man den deutschen Rekordmeister schon einmal so apathisch erlebt?
Unweigerlich fällt einem da Giovanni Trappatoni ein, der vor 25 Jahren als Bayern-Trainer eine Wutrede gehalten hat, die es in sich hatte. Zeternd lederte er über die Leistung der Spieler ab, bevor er mit dem legendären Satz „Ich habe fertig“ den Raum verließ.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel ist bedient
Auch in Mainz standen viele, wenn nicht die meisten, Spieler „wie eine Flasche leer“ auf dem Platz, ergaben sich innerhalb von wenigen Minuten den Gastgebern und verloren so die Tabellenführung an den Konkurrenten aus Dortmund. Wut im Bauch wie einst Trappatoni hatte Thomas Tuchel nach der unterirdischen Vorstellung seiner Mannschaft aber scheinbar nicht.

Vielmehr verkörperte er in der Pressekonferenz nach der Partie die Ratlosigkeit, die den Verein in den vergangenen Wochen im Griff hat. „Keine Ahnung“ und „weiß ich nicht“ waren Dauerbrenner in einer Rede, die der schwachen Leistung seiner Spieler in Nichts nachstand. „Wir können keine Reaktion zeigen, zumindest nicht im Moment“, befindet der bediente Trainer – Tuchel, so scheint es, hat vorerst auch „fertig“.
Zuversicht für ein glückliches Ende im Titelkampf strahlt bei den Münchnern fünf Spieltage vor Saisonende keiner aus – weder der geknickte Bayern-Coach, noch Spieler wie Thomas Müller („Ich bin ratlos, wie es zu dieser Situation kommt“). Kein „weiter, immer weiter“, nur ein Hadern und ein Klagen. Das ist kein Kampfgeist, das ist so gar nicht Bayern-like. Und macht einen selbst vor allem eines: ratlos.