Wer den VfL Wolfsburg gar nicht mag, könnte sagen: Was hat diese schwache Truppe in der Bundesliga zu suchen? Oder fragen: Wieso schlüpft ein exzellenter Fußballer wie Maximilian Arnold für den VfL ins Trikot? Wieso kickt das dominikanisch-amerikanische Juwel Kevin Paredes für den Klub aus der niedersächsischen Provinz? Wieso schnürt der französische U-20-Nationalspieler Maxence Lacroix die Kickstiefel für einen Verein, der zu Auswärtsspielen nur ein paar Hansele mitbringt und nicht mal das eigene Stadion voll kriegt?
Die drei genannten Spieler waren in Freiburg die Verantwortlichen dafür, dass der VfL Wolfsburg aus einem 0:1 zur Halbzeit ein 2:1 am Ende machte. Arnold zauberte einen Freistoß aus knapp 25 Metern in den Dreiangel, Lacroix hämmerte aus etwas mehr als 25 Metern einen fulminanten Schuss unter die Latte des Freiburger Tores und Paredes war jener Kicker, der nach einem 0:1-Rückstand nach 45 Minuten zur Halbzeit die wundersame Wolfsburger Wiederauferstehung erst möglich machte.
Erst zur zweiten Halbzeit eingewechselt wirbelte er seiner Freiburger Gegenspieler derart durcheinander, dass Kiliann Sildillia in der 63. Minute ein böses Foulspiel unterlief, das ihm zurecht die rote Karte einbrachte und den bis dahin gnadenlos überlegenen SC Freiburg aus der Spur brachte.
Chancen nicht genutzt
Und die Freiburger Sicht der Dinge? Trainer Christian Streich: „Wir haben wunderbar gespielt, das war eines der besten Heimspiele der Saison.“ Für die ersten 45 Minuten stimmt das, aber es war eben nur die Hälfte der Wahrheit. Für die andere Hälfte gilt die alte Fußballweisheit, wonach sich der, der seine Chancen nicht nutzt, nicht wundern darf, wenn es am Ende schlecht ausgeht.
Erste Halbzeit: Michael Gregoritsch trifft die Latte, Baku köpft an den Pfosten des eigenen Tores, Roland Sallai schießt drüber, ein Schuss von Nicolas Höfler saust Zentimeter am Pfosten vorbei, einer Direktabnahme von Gregoritsch steht VfL-Keeper Casteels im Weg – alles exzellente Möglichkeiten, die aus dem 1:0 durch ein Eigentor von Bornauw hätten mehr machen können.
Elfmeter kurz vor Schluss geht in den Himmel
Zweite Halbzeit: Vincenzo Grifo misslingen zwei Schüsse aus guter Position, dann kommt die 63. Minute mit Sildillias Blackout. Das Spiel kippt – doch immer noch nicht ganz. Denn in der 87. Minute gibt es Strafstoß für den SC, aber Grifo ist da schon auf der Bank und Sallai rutscht bei der Ausführung des Elfmeters aus, der Ball fliegt auf die Tribüne. Verwandelt wäre es das 2:1 gewesen und wohl der Sieg. Noch mal Christian Streich: „Und dann passieren manchmal Dinge im Fußball, die nicht erklärbar sind. Es war plötzlich alles gegen uns, was gegen uns sein konnte.“
Nächsten Samstag geht es für die Freiburger weiter in Köln. Ohne die Langzeitverletzten, aber nicht nur das: Rotsünder Sildillia wird fehlen und Höfler auch, der die zehnte gelbe Karte sah. Streich wird wieder improvisieren müssen. „Das geht ja die ganze Saison schon so. Aber wenn uns in Köln ein gutes Spiel gelingt, können wir dort gewinnen.“ Im Schneckenrennen um einen Platz im internationalen Geschäft – alle Konkurrenten verloren ebenfalls – wäre das hilfreich. Nur Chancenwucher darf man sich nicht mehr leisten.