Was für eine verrückte, aber auch bizarre Situation: Im Duell zwischen West Ham United und dem SC Freiburg läuft die 89. Minute. Die Fans der Engländer, die übrigens gerade 2:0 führen und auf dem besten Weg sind, sich im direkten Duell den Gruppensieg und damit das Achtelfinal-Ticket in der Europa League zu sichern, stehen quasi geschlossen auf und verlassen nach und nach das Olympiastadion in London. Von den 49.000 Zuschauern sind kurz vor Schlusspfiff nicht mehr viele übrig. Den Sieg feiern? Nicht an diesem Abend!

Das könnte Sie auch interessieren

Wobei: Eine Party gibt es trotzdem, auch noch minutenlang nach dem Schlusspfiff. Aber nicht beim angehenden Gewinner, sondern beim Verlierer: Die mehr als 3500 Freiburger Fans, die längst akzeptiert haben, dass es für ihre Mannschaft in dieser Partie nix zu holen gibt, bejubeln ihre Spieler. Pausenlos. 90 Minuten lang.

Freiburg-Fans in Feierlaune

Naja, eher sogar 120 Minuten. Denn kurz bevor SC-Coach Christian Streich bei der Pressekonferenz erscheint, hallt es noch immer lautstark unter dem Stadiondach: „Please, don‘t take me home.“ Bring mich bitte nicht nach Hause – schon gar nicht wegen einer Niederlage gegen einen Gegner, der an diesem Abend einfach besser ist. Und Christian Streich? Der analysiert, angesprochen auf die Atmosphäre, gewohnt nüchtern. „Das Verhalten der Fans ist hier in England eben ein bisschen anders. In Deutschland singt man eben immer.“

Ja, so kann‘s eben sein, selbst im Mutterland des Fußballs. Manchmal sollte man sich daher kneifen, wenn man daran denkt, wie unglaublich die Stimmung in den Bundesliga-Arenen ist, wie sehr Fangesänge Fußball-Spiele besonders machen. Und natürlich, dass es nicht immer einen Sieg braucht, um das Erlebnis in einem Fußball-Stadion zu feiern.