Wo anfangen, wo enden? Vielleicht beginnen mit einem bicyclette? Einer Ciseau? Einem coup de pied de vélo?

Einem coup de pied retourné? So ist das beim SC Freiburg, da sind Französischkenntnisse von Vorteil, zumal wenn dem Sportclub-Verteidiger Kiliann Sildillia ein traumhaftes Tor per Fallrückzieher zur 1:0-Führung gelingt.

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Bicyclette heißt Fahrrad und vélo auch, Ciseau heißt Schere, ein coup de pied de vélo würde direkt übersetzt ein Fahrrad-Fußstoß sein und ein coup de pied retourné ein umgedrehter Fußstoß.

So steht es zur Auswahl in diversen Wörterbüchern und alles klingt sonor. Doch das witzigste ist, dass selbst Monsieur Sildillia nicht wirklich weiß, was die korrekte französische Bezeichnung ist für Fallrückzieher.

„Bicyclette oder so“, sagt der gefragte Fußballer und versucht, die Bedeutung seines Kunststücks kleinzuhalten. So endet die Story mit „der tollen Mannschaftsleistung“, die ein triumphales 5:0 gegen Werder Bremen möglich machte.

Beginnen mit einem Freistoß, bei dem Kopf und Bein eine perfekte Liaison eingehen? Listig ausgedacht, mit Feingefühl ausgeführt, der Künstler ist in diesem Fall Vincenzo Grifo.

Nach dem 5:0 gegen Bremen sind Doan (links) und Grifo (rechts) Tribünengäste. Auch Atubolu und Sildillia „mussten“ hoch.
Nach dem 5:0 gegen Bremen sind Doan (links) und Grifo (rechts) Tribünengäste. Auch Atubolu und Sildillia „mussten“ hoch. | Bild: Hahne, Joachim

Er lupft den Ball nicht über die Mauer aus Bremer Kickern, sondern schießt ihn rechts an ihr vorbei. Als Werder-Torwart Zetterer die Kugel heranfliegen sieht, ist es für ihn längst zu spät, um das Freiburger 2:0 zu verhindern.

„War mal wieder Zeit, ich hatte ja schon länger kein Freistoßtor mehr gemacht“, sagt der für seinen Zauberschuss Gelobte, dem später noch ein zweites Tor gelingt, von den Kollegen Ritsu Doan und Lucas Höler per einzigartigem Kopfball-Doppelpass vorbereitet.

Doch auch für Grifo steht die „Performance der Mannschaft“ im Vordergrund und die Erkenntnis: „Wir sind enger zusammengerückt.“

Beginnen also bei Ritsu Doan? Der japanische Nationalspieler mag mit einhundertzweiundsiebzig Zentimetern Körpergröße zwar klein an Statur sein, aber mit seinem Können, seinem Auftreten und seiner Wirkung ist er ein Riese.

Doan und Grifo mit starken Leistungen

Gegen Bremen trifft Doan doppelt, seine Leichtigkeit, mit der er um die Gegenspieler schlängelt, seine Kaltschnäuzigkeit, wie er Torchancen nutzt, das ist einfach klasse.

Ein abruptes Abflachen der Formkurve ist nicht zu erwarten. Ein Doan stellt sich sowieso nicht im geringsten in den Mittelpunkt, bei ihm geht am Ende um Lob für alle und das tolle Resultat.

Beginnen also nicht bei den Torschützen, sondern ganz hinten bei der Nummer eins? Unbedingt, denn ohne Noah Atubolu hätte es gegen Bremen kein zu null gegeben.

Es ist die 36. Minute, es steht 2:0, als Sildillia im Strafraum der Ball gegen den Arm springt und Schiedsrichter Burda auf Elfmeter entscheidet. Hätte da Silva den Anschlusstreffer erzielt, wären die Bremer wieder zurück im Spiel gewesen.

Hat er aber nicht, weil Atubolu auf brillante Weise den Strafstoß abwehrt. Erst tänzelt Freiburgs Keeper auf der Torlinie hin und her, macht Hubschrauberbewegungen mit den Armen, dann, als da Silva einen kernigen Schuss abfeuert, springt Atubolu in die richtige Ecke und lenkt den Ball um den Pfosten.

Atubolu will seine Tricks nicht verraten

Den Panther von Freiburg könnte man ihn nun nennen. Oder auch den Pistolero von der Dreisam, weil er knieend mit den Fingern Salven abfeuert, bom, bom, bom, bom. Es ist der vierte Elfmeter hintereinander, den der 22-Jährige abwehrt.

„Ich habe meine Tricks, aber die verrate ich nicht“, sagt er lachend. Die „Atubolu“-Sprechchöre habe er genossen, „aber für ein zu Null sind alle zuständig“.

So ist es, die Geschichte eines vorher nicht erwarteten 5:0 endet einfach mit dem Verweis aufs Kollektiv. Trainer Julian Schuster hat das übrigens, wen wundert‘s, auch getan.