Lieber Herr Paschke,

aktuell kommen Sie aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus – warum auch? Fünf Siege aus bisher zehn Springen in der aktuellen Skispringen-Weltcupsaison, als Führender in der Gesamtwertung gehen Sie in die am Samstag mit der Qualifikation in Oberstdorf startende Vierschanzentournee, die seit Sven Hannawald 2002 kein Deutscher mehr gewinnen konnte.

Dabei standen Sie in den vergangenen Jahren stets im Schatten anderer deutscher Skispringer wie Markus Eisenbichler, Karl Geiger oder Andreas Wellinger. Doch gänzlich aus dem Nichts kommt Ihr Erfolg nicht. Sie gehören seit Jahren zu den DSV-Athleten und arbeiteten sich vergangene Saison schon auf Rang zehn im Weltcup vor.

Und nun, erst mit 34 Jahren, starten Sie so richtig durch – auch, weil Sie über Jahre hinweg an sich gearbeitet und sich auch von Rückschlägen nicht haben unterkriegen lassen. Zwischenzeitlich waren Sie nicht mehr Teil des Nationalkaders, kämpften sich aber mit einem Mentaltrainer, viel Fleiß und ohne Sprücheklopfen zurück – und sind nun einer der Favoriten auf den goldenen Adler, die Trophäe der Vierschanzentournee.

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Doch hinter Ihnen lauert mit Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft ein Trio aus Österreich, das ebenfalls den goldenen Adler in die Höhe strecken will. Und alle drei werden bestens motiviert sein, ist die Sehnsucht nach einem Vierschanzentournee-Erfolg in der Alpenrepublik ähnlich hoch wie bei uns – wenngleich der letzte Sieg eines Österreichers mit dem Triumph von Stefan Kraft im Jahr 2015 nicht ganz so lange her ist wie Hannawalds Erfolg 2002.

Die Bergiselschanze als größter Gegner

Der größte Gegner aus Österreich heißt aber sowieso nicht Kraft, Hörl oder Tschofenig, sondern Bergisel. Die dritte Station im Wettbewerb erwies sich schon oft als Schicksalsschanze für deutsche Tournee-Hoffnungen, wie vor knapp vier Jahren bei Karl Geiger, der damals als Tournee-Zweiter in den Wettkampf in Innsbruck startete und am Ende mit Rang 16 alle Hoffnungen auf einen Gesamtsieg begraben musste. Bundestrainer Stefan Horngacher wusste schon damals: Die Bergiselschanze „verzeiht keine Fehler“.

In den Flow finden

Und Sie, Herr Paschke, haben das Zeug dazu, dieses Jahr keine Fehler zu machen und auch den verflixten Bergisel zu bezwingen. Bisher liefen Sie wie ein Uhrwerk, schwebten mit einer Leichtigkeit von Sieg zu Sieg und bewegten sich „im Flow“, wie Sie selbst jüngst sagten. Schade, dass Sie ausgerechnet in der letzten Station vor der Vierschanzentournee kurz vor Weihnachten in Engelberg nur die Plätze zehn und 18 erreichten und damit den zuletzt guten Lauf unterbrochen haben.

Davon sollten Sie sich aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Behalten Sie in den kommenden Tagen die Nerven, finden Sie zurück in Ihren Flow – und fliegen Sie zum goldenen Adler!