Frau Menje, kommende Woche starten Sie als 17-Jährige bei den Paralympischen Spielen in Tokio. Haben Sie das schon realisiert?

Ich finde es krass. Als ich von der Nominierung erfahren habe, dachte ich einfach nur: Wow. Das ist ein Traum, seit ich klein bin. Das ist ganz schön verrückt. Es ist das Größte, woran man als paralympischer Athlet teilnehmen kann.

Worauf freuen Sie sich abgesehen von den Wettkämpfen am meisten?

Ich freue mich auf dieses Olympische Gefühl, wovon viele Athleten immer sprechen, und auch auf die Menschen im Dorf und die anderen Athleten.

Sie starten über vier Distanzen im Rennrollstuhlfahren. Worauf kommt es in dieser Sportart an?

Man benötigt viel Geduld. Man wird merken, dass es nicht auf Anhieb klappt, da es eine sehr anspruchsvolle Sportart ist. Es bedarf viel Übung und eines gewissen Verständnisses für die Technik. Auf den längeren Distanzen braucht man viel Ausdauer, auf den kürzeren eher die Spritzigkeit.

Passt also diese Sportart zu Ihrer Person?

Ja, ich bin so eine Person. Dieser Sport ist mir sehr wichtig, er ist ein Riesenteil meines Lebens. Ich investiere viel dafür, arbeite hart und habe viel Motivation.

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Es ist sicher auch eine kostenintensive Sportart. Wie schaffen Sie als Schülerin das?

Ja, das ist es. Nicht nur wegen des Rennrollstuhls, auch wegen anderer Materialien wie den Handschuhen oder der Räder sowie der Trainingslager. Mein Hauptsponsor sind meine Eltern, denen ich sehr dankbar bin. Zudem unterstützt mich die Deutsche Sporthilfe seit einigen Jahren. Dazu kommen noch ein paar kleinere Gelder, die aber unglaublich wichtig sind.

Sind dann die Paralympischen Spiele eine wichtige Plattform, um sich auch potenziellen Sponsoren zu präsentieren?

Definitiv. Man muss sich international zeigen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Erzeugt das bei Ihnen zusätzlichen Leistungsdruck bei den Spielen in Tokio?

Nein, das eher nicht. Ich bin ein sehr zielstrebiger Mensch und mache mir selbst mehr Druck als alle anderen. Es sind für mich die ersten Paralympischen Spiele, niemand erwartet etwas von mir. Ich will mein Bestes geben und schauen, wo ich im internationalen Vergleich stehe. Sponsoren habe ich da noch nicht im Hinterkopf.

Was erwarten Sie von sich selbst?

Ich möchte die Zeit genießen und Erfahrungen sammeln. Es wäre toll, bei den Rennen ins Finale zu kommen. Es ist auch schwierig, den Leistungsstand der anderen Athletinnen einzuschätzen, weil es lange keine Wettkämpfe gab.

Diesen Sommer standen Sie bei den Europameisterschaften in Polen viermal auf dem Podest, darunter zweimal ganz oben. Zählt man dadurch automatisch zu den Medaillenkandidaten in Tokio?

Nein, ich bin keine Medaillenkandidatin. Ich habe in meiner Klasse eine hohe Konkurrenz mit tollen Athletinnen aus der Schweiz, aber auch aus den USA, Südamerika, Australien und aus China. Mir geht es darum, Erfahrungen zu sammeln. Mein Ziel ist nicht in Platzierungen formuliert.