Statt Pokal-Lust nichts als Frust: Der SC Freiburg wird in der zweiten Runde des DFB-Pokals eiskalt erwischt vom Zweitligisten SC Paderborn und scheidet einen Tag nach Halloween nach 90 gruseligen Minuten mit 1:3 aus dem Pokalwettbewerb aus.
Ersten Applaus der 31.500 Zuschauer im Europa Park-Stadion gibt es 20 Minuten vor Anpfiff. Da erscheint auf der Anzeigetafel das Bild eines lachenden älteren Herrns: Achim Stocker, 37 Jahre lang Präsident des SC Freiburg, am 1. November 2009 einem Herzinfarkt erlegen, wird von den Fans auf der Südtribüne mit freundlichem Gesang „Achim Stocker, du bist der beste Mann“ bedacht. Das ist am 14. Todestag des gebürtigen Konstanzers eine angemessene Erinnerung an den Mann, den man als Wegbereiter zum heutigen Erfolg des Vereins bezeichnen darf. Weitsichtig, clever, dabei stets bodenständig geblieben, einer der Maßstäbe setzte.
Bilbija schießt unbedrängt zum 1:0 ein
Sportlicher Maßstab für die SC-Fußballer sollte der ansprechende Bundesliga-Auftritt beim 1:2 in Leverkusen sein, wo man mit Hingabe verteidigt und in den letzten 20 Minuten nach Manuel Guldes Anschlusstor auch offensiv einiges zu bieten hatte. Das klappt aber erst mal überhaupt nicht. Nach fünf Minuten dürfen sich die Zweiliga-Kicker nach Belieben bis in den Strafraum kombinieren und fast schon folgerichtig kann Filip Bilbija aus zehn Metern unbedrängt zum 0:1 einschießen.
Eine Minute später spielt Torhüter Florian Müller, der im Pokal Noah Atubolu vertritt, einen Pass auf Gulde, der schlafmützig die Kugel gegen Bilbija verliert. Müller kann gerade noch klären. Nach 33 Minuten handelt Gulde, abermals zu behäbig, sich die gelbe Karte und seiner Elf an der Strafraumgrenze eine gefährliche Freistoßsituation ein.
FlorentMuslija, ausgewiesener Spezialist für ruhende Bälle, bestraft Guldes Foul an SirlordConteh prompt mit einem herrlichen Schlenzer in die rechte Ecke zum 0:2. In der Nachspielzeit ist Conteh wieder doppelt so schnell wie Gulde, er müsste schießen, macht das aber nicht und seine Flanke in die Mitte wird von den Chaos-Freiburgern gerade noch entschärft.
Wie lange darf man hoffen als Freiburger?
Zwischen den beiden Paderborner Toren und dem möglichen 0:3 lag gerade einmal eine Chance für die Gastgeber. Nach einer gelungenen Aktion von Ritsu Doan und Maximilian Eggestein kommt Michael Gregoritsch zum Abschluss, nur eben mit dem rechten Fuß und mit dem ist der Österreicher nur halb so gut wie mit dem linken. Gregerls Schuss wird zur Beute von SCP-Keeper Pelle Boevink. Was nun? Mit dieser Frage gehen die düpierten Freiburger in die Halbzeitpause. Eine erste Antwort, die sein muss: Adamu und Gulde raus, Lucas Höler und Philipp Lienhart rein.
Und so kommt es auch, aber der erste starke Angriff gehört wieder den Gästen. Im Mittelfeld darf Adriano Grimaldi elegant, aber ungestört den Ball annehmen, wenig später ist Conteh wieder zu schnell, diesmal für Kiliann Sildillia, und seine Flanke kann Bilbija die Kugel aus zwei Metern zum 0:3 über die Linie stupsen, als sei das alles eine Trainingseinheit. 56 Minuten sind da gespielt – alles entschieden? Oder wie lange darf man hoffen als Freiburger?
In der 70. Minute steht es 3:3 auf der Anzeigetafel – aber nur nach Eckbällen. Wenige Sekunden später leuchtet es von oben immerhin 1:3, denn Eggestein hat mit einem fulminanten Schuss unter die Latte getroffen. Geht doch noch was? Ja, schon, aber nichts Gutes: Vincenzo Grifos Pässe fliegen ins Niemandsland, Noah Weißhaupts Flanken den Gegnern auf die Köpfe und Nicolas Höflers Pirouetten sind brotlose Kunst. Um 19.57 Uhr ist Schluss. Mit dem Spiel und allen Freiburger Pokal-Sehnsüchten. 1:3 gegen den SC Paderborn, der vier Tage zuvor in der Zweiten Liga bei Hertha BSC mit 1:3 verloren hatte.