Ruwen, Ihre alte Heimat Bad Säckingen und Freiburg sind nur knapp 100 Kilometer voneinander entfernt. Freuen Sie sich auf den Besuch im Süden?

Ja, das tue ich grundsätzlich immer. Es ist zwar nie angenehm, in Freiburg zu spielen, das war auch schon so, als ich beim FC Schalke gearbeitet habe. Es sind schon herausfordernde Auswärtsreisen, was das Sportliche angeht, aber natürlich freue ich mich, wenn ich in Richtung Heimat komme, wenn der eine oder andere von meinen Freunden oder aus der Familie im Stadion ist.

Am Dienstag, 2. Mai., treffen Sie mit RB Leipzig im DFB-Pokal auf den Sportclub, am Samstag, 6. Mai, noch mal in der Bundesliga. Bleiben Sie gleich in Freiburg, oder fahren Sie zwischen den Spielen zurück nach Sachsen?

Wir werden wie immer bei Auswärtsspielen am Tag vorher anreisen und am Spieltag vor Ort sein. Nach dem Pokalspiel reisen wir dann relativ zügig wieder zurück in Richtung Leipzig. Am Freitag geht es erneut nach Freiburg. Ich werde die ganze Zeit bei der Mannschaft sein und kann daher keinen Besuch zuhause einlegen.

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Haben Sie ein besonderes Verhältnis zum SC Freiburg?

Das ist grundsätzlich ein Gegner wie jeder andere auch. Da ich aus der Region komme, gibt es eine gewisse Sympathie, aber am Ende des Tages ist der SC Freiburg auch ein direkter Konkurrent. Da ich aus der Leichtathletik komme, bin ich in meiner Jugend oder Kinderzeit auch kein großer Freiburg-Fan gewesen. Fußball war generell eher weniger ein Thema für mich.

Die beiden Vereine unterscheidet doch einiges: Die Freiburger werden fast überall gemocht, müssen aber jeden Euro zweimal umdrehen, RB Leipzig polarisiert, hat aber gefühlt unerschöpfliche Möglichkeiten. Sie waren zuvor beim Traditionsverein FC Schalke 04 und kennen beide Seiten. Wo macht die Arbeit als Athletiktrainer mehr Spaß?

Wir haben gute Voraussetzungen, da bin ich ein Stück bei Ihnen, aber ich würde behaupten, dass in den letzten Jahren auch ganz gut damit gewirtschaftet wurde. Für mich war und ist es einfach ein interessantes Vorhaben, mit den Zielen und den Voraussetzungen, die man hier hat. Die Möglichkeiten in Leipzig sind sehr gut und professionell, und das ist für mich als Trainer ein entscheidender Faktor.

Die Leipziger Athletiktrainer Ruwen Faller (links) und Daniel Behlau präsentieren den DFB-Pokal 2022.
Die Leipziger Athletiktrainer Ruwen Faller (links) und Daniel Behlau präsentieren den DFB-Pokal 2022. | Bild: IMAGO/motivio

Was wäre für Sie als 400-Meter-Läufer möglich gewesen, wenn Sie die Voraussetzungen der Profifußballer – finanziell und in Bezug auf die Trainingsausstattung – gehabt hätten?

Tja, das ist schwierig zu sagen, was tatsächlich im Zehntel- oder vielleicht sogar Sekundenbereich drin gewesen wäre. Ich glaube schon, dass man noch was rausgeholt hätte, weil sich das alles extrem professionalisiert hat und ich früher nicht in allen Bereichen diese Möglichkeiten hatte. Fußball ist in Deutschland eben ein Massenphänomen mit jeder Menge Zuschauern und Aufmerksamkeit. So fair und nüchtern und ehrlich muss man das betrachten. Dieses Gesamtpaket haben andere Sportarten in Deutschland halt nicht. In der Leichtathletik wird nur über die großen Highlights berichtet. Der Fußball hat da eine ganz andere Plattform. Dennoch ist der Vergleich schwierig, denn auf der anderen Seite stehen die Fußballer jede Woche unter Druck und sind öffentlich viel mehr unter dem Brennglas.

Ruwen Faller als aktiver Leichtathlet im deutschen Dress bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin.
Ruwen Faller als aktiver Leichtathlet im deutschen Dress bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin. | Bild: IMAGO/motivio

Mit wem haben Sie bei RB die wenigste Arbeit? Gibt es einen Spieler, der allen anderen davonläuft?

Wir haben eine Mannschaft, die generell sehr diszipliniert ist und auch individuell an ihren Themen arbeitet. Es gibt immer Spieler, die betreuungsintensiver sind und andere, die man fast gar nicht mehr begleiten braucht, weil sie selber wissen, was ihnen guttut. Wir haben zum Beispiel Kapitän Willi Orban, der sich mit ganz vielen Themen – auch in puncto Athletik – sehr gut auskennt und sehr belesen ist. Mit ihm kann man dazu Gespräche auf ganz hohem Niveau führen. Das macht richtig Spaß, sich so austauschen zu können.

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Arbeiten Sie täglich mit der ganzen Mannschaft?

In der einer normalen Woche mit einem klassischen Samstagspiel haben wir in der Regel eine mannschaftlich geschlossene Krafttrainingseinheit. Ansonsten wird individuell vor und nach dem Training gearbeitet mit ganz unterschiedlichen Themen. Daher sind wir auch mehrere im Athletiktrainerteam, die dafür sorgen, dass alles bestmöglich professionell läuft.

Der FC Bayern München schwächelt in der Bundesliga und ist im DFB-Pokal ausgeschieden. Was ist aus Ihrer Sicht für Leipzig drin in dieser Saison?

Unsere Zielsetzung ist, die Champions League zu erreichen und – wenn man schon mal so weit vorgedrungen ist im DFB-Pokal – den Titel zu verteidigen. Dafür gilt es allerdings im Idealfall noch zwei Hürden zu nehmen: am Dienstag in Freiburg und im Falle eines Falles dann das Finale in Berlin.

Was trauen Sie den Freiburgern zu?

Viel. Sie sind wieder sehr stabil unterwegs und fahren Woche für Woche ihre Punkte ein. Das ist schon ein sehr, sehr ernstzunehmender Gegner. Nicht umsonst stehen sie am 30. Spieltag da oben.

Wäre es für Sie denkbar, in die alte Heimat zurückzukommen? Vielleicht spielt ja bald ein Verein in der Champions League, der nur knapp 100 Kilometer von Bad Säckingen entfernt ist?

(lacht) Sie meinen auch gleich im Fußball? Das ist ja in der Branche überhaupt nicht planbar. Das zu kombinieren, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Generell wird das für mich irgendwann auf jeden Fall ein Thema sein. Ich bin schon sehr verwurzelt und habe Familie und Freunde in Bad Säckingen und bin mit meinem besten Kumpel und meinem Vater im Immobiliensektor tätig. Wahrscheinlich wird das dann abseits vom Fußballgeschäft sein. Noch gibt es aber hier in Leipzig ja auch ein paar Aufgaben zu erfüllen und Ziele zu erreichen.