Lionel Messi hat es geschafft. Der mehrmalige Weltfußballer ist mit dem Weltmeistertitel nach dem 4:2 im Elfmeterschießen gegen Frankreich endgültig im Fußball-Olymp angekommen. Mit dem sensationellen Erfolg stellte sich auch gleich die Frage, ob dies der Zeitpunkt für Messis Rücktritt sein würde. „Es ist kein Geheimnis, dass ich meine Karriere mit diesem Pokal beenden wollte. Ich hätte nicht um mehr bitten können. Ich danke Gott“, sagte der 35-jährige Messi, der seine Laufbahn im Nationalteam nach dem größten Triumph aber eigentlich noch gar nicht beenden möchte.

„Ich möchte noch ein paar Spiele als Weltmeister erleben“, sagte er dem Sender TyC Sports. „Ich liebe den Fußball, was ich tue. Ich genieße es, in der Nationalmannschaft zu sein.“ Der sechsmalige Weltfußballer hatte während der Endrunde in Katar angekündigt, zumindest die kommende WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko nicht mehr zu spielen.
Das spielte in den Momenten nach dem Spiel aber erst mal keine Rolle. In ihrer Kabine tanzten und hüpften die Argentinier. Auf dem riesigen Tisch stand sogar ein Fabrikat der Monsterpuppe Chucky mit einer Champagnerflasche zwischen den Beinen.
Mehrfach schwenkte Otamendi seine Kamera darauf, um Chucky zu grüßen. Spät in der Nacht setzten die Weltmeister ihre Freudentänze schließlich in den Stadionkatakomben fort. Nur für diesen Montag hatten sie zunächst noch keine Pläne. Wann es zurück in die Heimat geht und wie und wo dort mit den Fans gefeiert wird – all das steht noch nicht fest.
Menschenmassen feiern in Buenos Aires
Bevor es aber zur gemeinsamen Party mit den Fans kommt, feiern diese bereits ausgiebig in der Heimat vor. Millionen Menschen in Argentinien haben den WM-Titel frenetisch bejubelt. Fans in den Straßen der Hauptstadt Buenos Aires und vieler anderer Teile des südamerikanischen Landes jubelten, weinten und bangten während des Endspiel-Krimis gegen Frankreich.
Bei den Treffern von Messi (23. Minute) und di Maria (36.) zum 2:0-Halbzeitstand hatten argentinische Fans beim Public Viewing an einem sonnigen Sommertag auf der Südhalbkugel vielerorts bereits so ausgelassen gejubelt, als sei der WM-Titel schon sicher, wie im Fernsehen am Sonntag (Ortszeit) zu sehen war. Nach Frankreichs zwischenzeitlichem 3:3-Ausgleich und dem entscheidenden Elfmeter von Gonzalo Montiel zum 4:2 konnten sie der Freude dann aber tatsächlich freien Lauf lassen – und ihrem oft auch kritisierten Superstar huldigen.

„Weltmeister! Messis Argentinien berührt den Himmel in Katar“, schrieb die renommierte argentinische Zeitung „La Nación“. In Buenos Aires versammelten sich die Fans in den himmelblau und weiß gestreiften Trikots der „Albiceleste“, mit Argentinien-Fahnen und Kopfbedeckungen in Massen um den Obelisken im Zentrum der Stadt. Sie kamen unter anderem mit der Metro, die sie mit Gesängen und fröhlichem Hüpfen in eine Partyzone verwandelten, oder veranstalteten bei der Anfahrt mit dem eigenen Fahrzeug Hup- und Vuvuzela-Konzerte.
Die Gegend war bereits für den Verkehr gesperrt gewesen, Busse fuhren nicht mehr, Geschäfte schlossen früher, die Sicherheitsmaßnahmen waren verstärkt. Buenos Aires und andere Städte luden mit Großleinwänden von Mittag an zum gemeinsamen Fußballschauen ein, Bars und Restaurants lockten mit Sonderangeboten.
Die Hoffnung auf den ersten WM-Titel seit 1986 und den dritten insgesamt war vor allem gestiegen, nachdem Argentinien im Halbfinale mit 3:0 gegen Kroatien gewonnen hatte. Die Anspannung war in fast jeder Ecke der Hauptstadt und bis in fast jeden Winkel des Landes von Messi und Diego Maradona zu spüren.
Die Bedeutung von Fußball in dem Land ist enorm. Der überwältigende sportliche Triumph stellt einen Lichtblick in Argentiniens wirtschaftlicher Dauerkrise mit galoppierender Inflation dar. „Das Glück eines ganzen Landes – Argentinien Weltmeister“, fasste die Zeitung „Clarín“ das Gefühl in einer Überschrift zusammen.

Manche folgten für den Erfolg dabei auch ihrem Aberglauben. So schaute der argentinische Präsident Alberto Fernández das Finale zu Hause. Dahinter steckt eine lange Tradition argentinischer Staatschefs: Sie zogen es nach der 0:1-Niederlage der Südamerikaner gegen Kamerun bei der WM in Italien 1990 in Anwesenheit des damaligen Präsidenten Carlos Menem vor, den Spielen der „Albiceleste“ bei einer WM fernzubleiben.
Auch das Netz feiert die Argentinier rund um Messi
Doch nicht nur in Argentiniens Hauptstadt wurde die Erfolgsmannschaft rund um Lionel Messi gefeiert. Auch im Internet gab es viel Lob und Huldigungen für die Leistung der „Albiceleste“.
Allen voran durfte sich Lionel Messi besonders über dieses Lob gefreut haben: von Antonella Roccuzzo, seiner Frau. Die postete ein Bild von sich, ihren Kindern und ihrem Mann direkt vom Spielfeld – und zeigte sich unheimlich stolz.
Eine Huldigung vor Messis Talent und Leistung gab es auch aus den USA. Der frühere US-Präsident Barack Obama schwärmt über Weltmeister Lionel Messi – und gibt seine Antwort in einer Dauer-Debatte im Fußball. „Gratulation an Argentinien und an den GOAT, Lionel Messi, für einen unglaublichen Weltmeisterschafts-Sieg“, twitterte der 61-Jährige am Sonntagabend. GOAT steht für „Greatest of all Time“, „der Größte aller Zeiten“.
Congrats to Argentina and to the GOAT, Lionel Messi, for an amazing World Cup victory. https://t.co/TkPRhReOV9
— Barack Obama (@BarackObama) December 18, 2022
Und auch Twitter-Boss Elon Musk war begeistert vom WM-Finale. Und verriet gleich einmal ein paar Daten. Das 3:3 in der Nachspielzeit durch Frankreichs Kylian Mbappé soll „24 400 Tweets pro Sekunde“ bei Twitter ausgelöst haben, die angeblich höchste Frequenz jemals bei einer WM.
Doch nicht nur Lionel Messi stand im Netz im Fokus. Auch Stürmer Julian Álvarez durfte sich über eine schönen Post seines ehemaligen Jugendvereins River Plate aus Buenos Aires freuen. Die posteten ein Bild des jungen Álvarez mit einem WM-Pokal-Replikat – und dazu ein Bild von Álvarez nach dem Finalsieg mit der echten Trophäe. Dazu lediglich die Worte „cree“ – glaube.
Nicht nur Freude und Heiterkeit
Neben aller Freude bei den Siegern gab es aber auch kontroverse Szenen beim WM-Finale. So sorgte vor allem ein Geschenk der Gastgeber an Lionel Messi für Ärger bei manchen Fans und Fußball-Experten. Bevor der 35-Jährige nach dem Finalsieg am Sonntagabend den goldenen Pokal in die Luft streckte, wurde der Argentinier in einen sogenannten Bischt gehüllt. Über dem traditionell himmelblau-weißen Trikot trug Messi den leicht durchsichtigen schwarzen Umhang mit goldenen Bordüren.

Das traditionelle Kleidungsstück war ihm zuvor überraschend von Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani angezogen worden. Auch Fifa-Präsident Gianni Infantino half bei der Aktion, von der Messi wenig begeistert schien.
„Da nimmt man dem Spieler einen ganz großen Moment. Ich fand es auch nicht gut. Das kann man später in der Kabine machen“, sagte Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger in der ARD: „Ich glaube, da war Messi selber auch nicht glücklich. Die Aktion war in meinen Augen nicht gelungen.“
Das fand auch der englische Ex-Profi Gary Lineker beim Sender BBC: „In gewisser Weise ist es beschämend, dass sie Messi in seinem argentinischen Trikot verdeckt haben.“
Der Bischt ist ein edles Übergewand, das eigentlich nur bei besonderen Anlässen über einem anderen traditionellen Männergewand vornehmlich im arabischen Raum getragen wird. Das Kleidungsstück wird in Katar vorrangig von wichtigen Personen am Nationalfeiertag übergezogen.
Doch nicht nur das Übergewand sorgte für Verwunderung, sondern auch Argentiniens Elfmeter-Held: Torwart Emiliano Martínez. Der 30-Jährige wurde zum Torhüter des Turniers gewählt – und benutzte benutzte die Trophäe nach der Übergabe für einen obszönen Jubel, als er den Goldenen Handschuh provokant vor seinem Unterleib hielt.
Dem argentinischen Fernsehen erklärte er, die Aktion sei eine Reaktion auf die „Arroganz der französischen Fans“ gewesen. Die wiederum sehen ihn Martinez einen schlechten Gewinner, weil der Torhüter in einem Video von der Kabinenparty den französischen Stürmer verhöhnt habe, wie Sport1 berichtete. So rief der Torhüter bei einem Tanz für eine Schweigeminute für den „verstorbenen Mbappé“ auf. Kurz nach dem Sieg zeigte Martínez jedoch noch viel Mitgefühl für den Franzosen. Er tröstete ihn kurz nach der Niederlage auf dem Rasen.