Florian Müller: Wenn der Müller mit dem Müller … muss es ja was Gescheites geben. Der Torwarttrainer des SC Freiburg heißt Michael Müller und der hatte in den vergangenen Wochen Extra-Einheiten mit Florian Müller eingelegt – weil klar war, dass die eigentliche Nummer zwei der Freiburger Torhüter die Nummer eins Noah Atubolu nach einer Blinddarmoperation eine zeitlang wird vertreten müssen. Machen wir‘s kurz: Müller muss in der 2. Minute Demirovic‘ sehenswerten Seitfallzieher chancenlos passieren lassen, danach hält er alles, was von den Schwaben auf sein Tor kommt. Das ist ehrlich gesagt nicht viel, aber manchmal genügt es schon, wenn der Torwart Ruhe und Souveränität ausstrahlt. Das tut Müller. Super. – Note: 2

Lukas Kübler: Wow! Stark in der Defensive, was des Verteidigers erste Pflicht ist. Aber der „Kübi“ gibt sich diesmal nicht damit zufrieden, nein, er unternimmt einige Male Ausflüge nach vorne – mit grandiosem Erfolg. Nach 27 Minuten schießt er den Ball aus 20 Metern Entfernung mit 121 Stundenkilometern zum 1:1-Ausgleich ins Stuttgarter Tor. Und in der 61. Minute köpft er nach einem feinen Eckball von Vincenzo Grifo das Leder unhaltbar für VfB-Torhüter Nübel zum 3:1 ins Tor. „Da kommt der Killer“, wird Kübler scherzhaft von Journalisten gerufen, als er die Mixed Zone zum Gespräch betritt. Mehr gibt‘s nicht zu sagen. – Note: 1

Max Rosenfelder: Vergangene Saison in der zweiten Mannschaft dritte Liga und jetzt in der ersten Mannschaft Bundesliga. Was für ein tolles Gefühl, was für ein inneres Glück. Nahezu fehlerlos stellt sich der 21-Jährige den Stuttgartern entgegen, wie selbstverständlich sieht das alles aus. Große Komplimente gibt‘s von allen Seiten – und von Trainer Julian Schuster eine Extraportion Umarmung. – Note: 2

Philipp Lienhart: In der vergangenen Saison mehrere Wochen von Verletzungen geplagt, jetzt fit und absolut souverän. Der Österreicher ist Chef der Freiburger Abwehr, lässt sich vom Schwaben-Sturm um Demirovic, Undav, Führich und Leweling überhaupt nicht beeindrucken. Eine absolute Topleistung! – Note: 1

Christian Günter: Schon vor Anpfiff gibt‘s anerkennende Worte und ein SC-Trikot mit der Rückennummer 400 von SC-Sportvorstand Jochen Saier sowie tosender Applaus der Fans, danach spult der Chris sein Arbeitspensum mit der gewohnten Intensität ab. Einfach fantastisch seine Vorarbeit zum 2:1 von Ritsu Doan, die er nur leisten kann, weil er zuvor einen Mordssprint von der Mittellinie hingelegt hat, um dann mit perfektem Hackentrick von Grifo freigespielt zu werden. Günter und Grifo sind für die Gegner immer wieder ein Duo infernale. – Note: 2

Maximilian Eggestein: Neue Frisur, alte Eigenschaften. Der Maxi ist wie früher ein VW Käfer – er läuft und läuft und läuft. Was vielleicht nicht spektakulär rüberkommt, für die Mannschaft aber ungemein wichtig ist: die kurzen, das Angriffsspiel eröffnenden Pässe, und das oft genug nach eigener Balleroberung. Typen wie Eggestein sind ein Geschenk für jeden Trainer, weil sie sehr oft da sind, wo sie der Gegner nicht haben möchte. – Note: 2

Patrick Osterhage: Der Schlaks, der vom Fast-Absteiger VfL Bochum zum Sport-Club kam, ist auf dem besten Weg zum Stammspieler. Warum, das hat er gegen den VfB Stuttgart eindrucksvoll gezeigt. Hier dem Gegner einen Fuß in den Weg gestellt, dort einen Fuß dem Gegner in den Weg gestellt. Hier spielintelligent den eigenen Angriff angekurbelt, dort spielintelligent den eigenen Angriff angekurbelt. Gutes Gefühl für Defensive und sofortige Offensive, also das, was man im modernen Fußball Umschaltspiel nennt. Bravo! – Note: 1,5

Ritsu Doan: Wie oft hat man es gesagt und wird es hoffentlich noch oft sagen müssen: Der japanische Nationalspieler ist ein Dribbler vor dem Herrn und dazu ein Fußballer mit dem Gefühl für das Entscheidende. Seit dem Spiel gegen den VfB Stuttgart weiß man nun auch, dass man erst mit dem eigenen Hinterteil über den Ball rutschen und ihn dann doch mit dreimaligem Fußstochern ins Tor befördern kann. So geschehen bei Doans 2:1, dem geheimnisvollen Mikado-Spieler. – Note: 2

Merlin Röhl: Der VfB Stuttgart ist offensichtlich nicht der Lieblingsgegner des Freiburger Offensivspielers. Am 3. Februar 2024 sah er die Rote Karte beim 1:3 gegen die Schwaben, diesmal gibt es nicht mal eine Gelbe, das ist aber auch schon der positivste Aspekt. So richtig viel gelingt dem 1,91 Meter großen Hünen mit dem klangvollen, aus dem Keltischen stammenden Vornamen Merlin nicht. Zudem lässt er frei vor Nübel in der ersten Halbzeit das 2:1 liegen. Folgerichtig holt ihn der Trainer nach etwas mehr als einer Stunde als ersten Kicker vom Platz. Das geht besser, aber das weiß Röhl auch. – Note: 3,5

Vincenzo Grifo: In der 23. Minute bittet Schiedsrichter Tobias Welz angesichts der Bullenhitze zur Trinkpause. Danach ist nichts mehr wies vorher war. Als ob Zaubertrank in den Flaschen der Freiburger Kicker gewesen wäre, nehmen die nun das Zepter in die Hand. Allen voran Feinfuß Vince. An nahezu allen torgefährlichen Angriffen des Sport-Clubs ist Grifo beteiligt. Besonders sehenswert bei der Riesenchance von Röhl, die der vergibt, und auch sensationell vor dem 2:1, als er den Kollegen Günter per Hackentrick freispielt und dem Raum eröffnet für die „tödliche“ Flanke. Versteht sich von selbst, dass der Eckball, den Kübler per Kopfball zum 3:1 nutzt, vom italienischen Nationalspieler kommt. Deshalb in seiner Muttersprache: Applausi, Applausi! – Note: 1

Junior Adamu: 90 Minuten unermüdlich unterwegs. Per Querpass auf Kübler am 1:1 beteiligt. Und ganz oft muss man den Österreicher geradezu bedauern. Denn immer, wenn er mit einem hohen Pass angespielt wird, erwartet ihn schon Stuttgarts Abwehrchef Jeff Chabot. Der ist zwölf Zentimeter größer und gefühlte 15 Kilo schwerer (es sollen laut Statistiken nur fünf sein). Chabot klammert, legt die Hände an Adamus Hals, schiebt und drängelt – und doch verliert der Freiburger keineswegs jedes Kopfballduell. Dafür ein Chabot, pardon: Chapeau! – Note: 2,5

Lucas Höler: Kommt nach 63 Minuten für Merlin Röhl. Hat keine großen Szenen, das ist aber auch nicht mehr nötig, denn die Schwaben bleiben einfalls- und chancenlos. – Note: 3

Matthias Ginter (ab 73. Minute für Eggestein): Der Kurzeinsatz für den „Gintes“ soll zeigen, dass der 30-Jährige nach schwerer Achillessehnenverletzung im Frühjahr wieder auf dem Damm ist. Tatsächlich zeigt er bei zwei Grätschen, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Schön für den Sport-Club und schön für Matthias Ginter. – Note: 2

Roland Sallai (ab 73. Minute für Doan): Man nehme ein Gänseblümchen und zupfe die Blätter: Geht er, geht er nicht, geht er, geht er nicht? Wie so oft schon ranken sich Wechselgerüchte um den ungarischen Nationalspieler, doch eines muss man ihm lassen: Den Sallai kümmert das nicht und er lässt sich nicht ein bisschen hängen. Gefällt mit Balleroberungen, gefällt mit intelligentem Zweikampfverhalten, hat Geschwindigkeit in seinen Aktionen. Ein überzeugender Kurzauftritt, dem die Krönung versagt bleibt: Sallais Linksschuss saust Zentimeter am Dreieck vorbei. – Note: 1,5

Vincent Muslija und Bruno Ogbus (jeweils ab der 82. Minute) bleiben ohne Bewertung, beide haben aber gute Szenen.