In schwarzen T-Shirts wärmen sich die Fußballer des SC Freiburg auf. Alle haben die Nummer 30 auf dem Rücken und den Namen Günter. Es ist ein schöner Gruß an den oben auf der Tribüne sitzenden Kapitän, aber es ist auch ein Ausdruck dafür, wie sehr er vermisst wird. Seine Geschwindigkeit, seine Kampfstärke, sein kongeniales Zusammenspiel auf der linken Seite mit Vincenzo Grifo, der als Stellvertreter die Spielführerbinde trägt – all das fehlt den Freiburgern mehr, als man das für möglich gehalten hätte. Ende der Absenz von „Günni“ ungewiss.
Grifo bringt Freiburg in Führung
Und dann rollt der Ball und es geht gut los. Roland Sallai zieht in den Strafraum, Iago steht ihm tölpelhaft auf die Ferse, klare Fall: Elfmeter! Oder doch nicht? Videoassistent Guido Winkmann bittet Schiedsrichter Harm Osmers an den Bildschirm, um ein mögliches Handspiel des Freiburgers im Vorfeld des Fouls zu überprüfen. Es ist keins, aber wenn das Winkmann in Zeitlupe nicht erkennt, dann sollte er diesen Job sofort aufgeben. Osmers bleibt richtigerweise bei seiner Entscheidung, Grifo setzt die Kugel unhaltbar unter die Latte, das 1:0 für den SCF.
Wenn der eigenen Elf ein so frühes Tor beschert wird, dann ist der Anhang gut gelaunt der Ansicht „jetzt geht‘s los“. Aber nicht so bei den Kickern von Christian Streich. Bei denen geht gar nichts los, um ein Haar nur der Schuss nach hinten. Yannik Keitel misslingt ein Rückpass auf Noah Atubolu, was dem Augsburger Philipp Tietz die große Ausgleichschance eröffnet. Der in seiner ersten Bundesligasaison nicht immer sicher wirkende Schlussmann des Sport-Clubs glänzt in dieser Szene aber und wehrt Tietz‘ Schuss ab. Sonst wäre die Freiburger Führung nach neun Minuten schon wieder dahin gewesen.
Drei Minuten später prüft Ritsu Doan Augsburgs Torwart Dahmen mit einem 16-Meter-Schuss – und das war‘s denn auch tatsächlich schon mit gefährlichen Szenen vor beiden Toren. Von wegen frühe Führung und daraus resultierender Sturm und Drang gegen einen Gegner, den man in den bisherigen 17 Bundesliga-Heimspielen 15 Mal besiegt hatte, die Freiburger spielten, als hätte man ihnen in der Kabine noch eben einen Schluck Baldrian verpasst.
Stockfehler, Ballverluste nach Schlafmützigkeiten, nur gut, dass der FC Augsburg sich wieder einmal als absolut harmloser Gast erwies, der in den vergangenen 16 Auswärtspartien gerade mal drei Zählerchen eroberte.
Ob Käpt‘n Günni in der Halbzeitpause seinen Kumpels einen Motivation spendenden Kurzbesuch in der Kabine zuteil werden ließ, ist nicht überliefert. Immerhin kommen Grifo & Co. engagierter aufs Feld zurück und benötigen nur elf Minuten, um auf 2:0 zu stellen. Eckball Grifo, Kopfball Philipp Lienhart, keine Chance für Dahmen.
Wacklige Szene im Freiburger Strafraum
Das Selbstverständnis der letztjährigen Saison aber kommt damit nicht einfach so zurück. Das zeigt sich nach 66 Minuten. Einen 20-Meter-Schuss von Ermedin Demirovic blockt Atubolu über die Torauslinie und als der Eckball in den Fünfmeterraum fällt, zeigt sich die nach wie vor vorhandene Unsicherheit im Freiburger Mannschaftsgefüge. Es sieht nach Slapstick aus, wie die Kugel hin und her flippert, in solch einer Szene fing sich der Sport-Club gegen Dortmund noch einen Gegentreffer ein, doch Demirovic ist kein Hummels und schießt aus vier Metern daneben.
Die 80. Minute: Philipp Röhl verliert den Ball, Demirovic zieht los, flankt zur Mitte, doch Torschütze Sven Michel steht knapp im Abseits. Glück gehabt, drei Punkte und vielleicht ja ein kleiner Schritt in bessere Zeiten.