Patrick, wie wollen Sie mittlerweile gegrüßt werden? Moin, Hej, Hallo?

Ich muss sagen, dass ich mir das Moin sehr schnell angewöhnt habe. Das geht leicht über die Lippen, und das sagt man übrigens auch in Süddänemark.

Sie kommen vom Bodensee und wohnen seit dem Sommer in Flensburg. Wie lebt es sich im hohen Norden?

Sehr gut. Die erste positive Überraschung war das Wetter. Mir wurde vorher gesagt, es sei sehr regnerisch, aber wir hatten den schönsten Sommer hier oben. Aber auch abgesehen davon fühlen wir uns richtig wohl hier. Konstanz und Flensburg haben viele Gemeinsamkeiten. Es ist sehr schön für mich, wieder einmal am Wasser zu leben, weil da eine große Lebensqualität bietet. Flensburg ist zudem eine ganz süße Stadt, ähnlich groß wie Konstanz, auch mit einer schönen Altstadt. Ich finde es richtig schön hier.

Der damals 18 -jährige Patrick Volz im Jahr 2017 bei der HSG Konstanz 2.
Der damals 18 -jährige Patrick Volz im Jahr 2017 bei der HSG Konstanz 2. | Bild: Peter Pisa

Sie haben im Sommer bei der SG Flensburg-Handewitt einen Vertrag bis 2028 unterschrieben, sind aktuell aber nach Dänemark zu SonderjyskE Handbold ausgeliehen.

Es war von Anfang an klar, dass es dieses eine Jahr Leihe geben würde. Bei der SG ist der Kader auf Linksaußen dieses Jahr schon voll, aber das Interesse von Flensburg war so groß, dass sie gesagt haben, dass sie mich unbedingt für das Jahr danach haben wollten. Dann ging es darum, das eine Jahr so gut wie möglich zu überbrücken. Da war die neue Kooperation der beiden Vereine die beste Lösung für alle. So kann ich mich hier schon mal ein bisschen einleben. Und ein Jahr im Ausland Erfahrung sammeln zu können, hat mich sofort überzeugt.

Dieser Weg entspricht Ihrem bisherigen Werdegang. Bei der HSG Konstanz haben Sie sich aus der Reserve ins Zweitligateam gekämpft, danach ebenfalls bei Balingen-Weilstetten von der zweiten in die Bundesliga-Mannschaft. Jetzt haben Sie wieder ein Jahr, um sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen.

Das stimmt, bisher bin ich ganz gut damit gefahren. Auch so, als Mensch und Handballer, kann einen die Zeit im Ausland generell nur weiterbringen.

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Ein Rückschritt scheint es nicht zu sein. Die deutsche Bundesliga gilt zwar als stärkste Liga der Welt, aber der dänische Handball ist nun auch nicht so schlecht.

Man merkt schon, warum die dänische Nationalmannschaft gerade so erfolgreich ist. Die Dänen können schon alle Handball spielen. Man vergisst manchmal in Deutschland, wie gut die dänische Liga ist. Ich hatte mich selber auch nicht so sehr damit beschäftigt, weil Dänemark so weit weg ist, auch geografisch. Jetzt, wo ich da bin, sehe ich, dass die Mannschaften in der Bundesliga oder der deutschen Zweitligaspitze mithalten könnten. Viele ehemalige Nationalspieler sind hier noch aktiv. Letzte Woche haben wir gegen Silkeborg gespielt, da ist Rasmus Lauge. Davor gegen Morten Olsen oder die Toft-Hansen-Brüder, die in Flensburg oder Paris gespielt haben.

Im Rückblick ist Ihre Karriere schon ein bisschen verrückt, oder? In der Saison 2020/21 kämpften Sie noch um einen Platz in der ersten Mannschaft der HSG Konstanz…

Ja. (lacht) Seitdem ich jetzt hier oben bin, musste ich mich schon das eine oder andere Mal kneifen. Im Nachhinein ging dieser Aufstieg schon sehr rasant. Manchmal fühlt es sich an, als hätte ich gestern noch in der Schänzlehalle gespielt, und dann bin ich plötzlich in Flensburg, mit einem Fuß bei einem der größten Vereine der Welt.

Es war ja lange nicht absehbar, dass der Handball einen solchen Stellenwert in Ihrem Leben einnehmen würde.

Am Anfang war der Sport für mich ein schöner Nebenverdienst im Studium. Ein Hobby, bei dem ich mit meinen Freunden Spaß haben konnte. Da wollte ich mich in erster Linie an der Uni auf ein normales Berufsleben vorbereiten. Dann ging es Schritt für Schritt immer höher. Mit dem Wechsel nach Balingen ist im Sommer 2021 erstmals der Gedanke gereift, daraus so etwas wie eine sportliche Karriere machen zu können.

Vergangene Saison kam Volz beim HBW Balingen-Weilstetten in der Bundesliga zum Einsatz. Der Verein spielt diese Saison in der zweiten Liga.
Vergangene Saison kam Volz beim HBW Balingen-Weilstetten in der Bundesliga zum Einsatz. Der Verein spielt diese Saison in der zweiten Liga. | Bild: IMAGO/Ingrid Anderson-Jensen

Studieren Sie aktuell noch, oder sind Sie jetzt Handballprofi?

Ich habe im Sommer meinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften in Konstanz abgeschlossen. Die Bachelorarbeit hatte ich letztes Jahr schon geschrieben, sodass ich nur für die Klausuren vor Ort anwesend sein musste. Diesen Abschluss habe ich, nun liegt der Fokus nur auf dem Sport.

Trainieren Sie ausschließlich in Sonderborg oder auch bei der SG Flensburg-Handewitt?

In der Vorbereitung haben wir öfters zusammen trainiert, weil bei der SG wegen Olympia einige Spieler gefehlt haben, aber seitdem der Kader wieder voll ist, bin ich nur in Dänemark. Das lässt sich aber angenehm pendeln. Das ist eine schöne, entspannte Strecke, so 30 Minuten praktisch ohne Verkehr. Ich stehe aber natürlich ständig in Kontakt mit Flensburg.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Dieses Jahr geht es darum, in Dänemark eine gute Saison zu spielen und mich maximal weiterzuentwickeln. Flensburg wird dann eine riesengroße Erfahrung. Dort wird es wieder darum gehen, zu lernen, mit und neben Weltklassespielern zu trainieren und mir da wieder eine Rolle zu erkämpfen. Wie Sie schon sagten, ist es ja keine neue Situation für mich, in einem größeren Verein erstmal in der Hierarchie weiter unten anzufangen und dann Spielzeit und Verantwortung zu bekommen. Das Schöne ist dabei, dass ich einen recht langfristigen Vertrag unterschrieben habe und hier die Zeit bekomme, diesen Weg genau so gehen zu können.