Für Jair Bolsonaro, den neuen starken Mann in Brasilien, ist seine erste Auslandsreise die Gelegenheit „ein verändertes Brasilien zu zeigen, frei von ideologischen Fesseln und allgegenwärtiger Korruption“, twitterte der frisch gewählte Präsident mit Blick auf seine Teilnahme am WEF in Davos. So richtig einzuschätzen weiß der Rest der Welt den Rechtspopulisten aus Rio de Janeiro noch nicht, dennoch geben die ersten Tage im Amt bereits Signale in welche Richtung sich das Land entwickelt.
Nach den Absagen von US-Präsident Donald Trump, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Großbritanniens Premierministerin Theresa May könnte Bolsonaro was die mediale Aufmerksamkeit angeht in die Lücke springen, welche die drei Spitzenpolitiker hinterlassen. Begleitet wird Bolsonaro von seinen beiden Superministern Sergio Moro (Justiz), der darüber sprechen wird wie Korruption und organisierte Kriminalität bekämpft werden sollen, um das Investitionsklima zu verbessern und Paulo Guedes (Wirtschaft), der als Freund von Privatisierungen staatlicher Unternehmen gilt. Auch Brasiliens Außenminister Ernesto Araujo, der sich als Globalisierungskritiker profilierte, gehört zur Delegation.
Bolsonaro ist wegen der allumgreifenden Kriminalität, der Korruption und des wirtschaftlichen Absturzes Brasiliens ins Amt gewählt worden, nun erwarten seine Wähler, dass seinen Versprechen auch Taten folgen. Ganz anders die Nichtregierungsorganisationen, denen Bolsonaro kritisch gegenübersteht. Neben einer Deregulierung des Arbeitsmarktes geht es Bolsonaro auch um die Rohstoffförderung im ökologisch wertvollen Amazonas-Regenwald. Dessen Flächen sind bei Bergbauunternehmen genauso begehrt wie bei der Agrar-Industrie.
Der 63-Jährige gibt freimütig zu, nicht viel von der Wirtschaft zu verstehen. Dennoch bezeichnete ihn die Deutsche Bank als "Wunschkandidat der Märkte“. Denn mit der Wahl von Wirtschaftsminister Guedes, einem Schüler des amerikanischen Nobelpreisträgers Milton Friedman, positionierte sich Bolsonaro als Befürworter einer liberalen Wirtschaftspolitik.