Sieben Jahre, nachdem er im April 2018 bei der Grundsteinlegung des Sigmaringer Innovationscampus der Hochschule Albstadt-Sigmaringen vor Ort war, überzeugte sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann, dass die Investitionssumme von insgesamt 20 Millionen Euro gut angelegt ist. Oder, wie der in Laiz wohnhafte Regierungschef es bei seinem Informationsbesuch am Freitagabend ausdrückte: „Es ist was Gscheites entstanden.“ Der Politiker war aus Baienfurt/Freudenstadt gekommen, wo er die Landesgartenschau eröffnet hatte.

Bislang 97 Projekte umgesetzt

Im Jahr 2021 wurde die Forschungsfabrik in Betrieb genommen, die 1400 Quadratmeter umfasst, und seit Inbetriebnahme wurden in den Laboren für angewandte Forschung 97 Projekte.

Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer dankte allen Beteiligten, dass sie binnen kurzer Zeit, die Informationstour für den Ministerpräsidenten ...
Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer dankte allen Beteiligten, dass sie binnen kurzer Zeit, die Informationstour für den Ministerpräsidenten möglich gemacht hatten. | Bild: Volk, Siegfried

„Aktuell hängen 35 Arbeitsplätze daran“, erklärte Rektorin Dr. Ingeborg Mühldorfer, die die Gelegenheit nutzte, dem „Vater des Campus“ ihrem Konrektor, Professor Matthias Premer für seinen Einsatz für die Entwicklung der Forschungsfabrik zu danken.

„Über die kooperativen Forschungsprojekte mit Unternehmen werde unmittelbar die Innovationskraft in der Region gestärkt, ergänzte Mühldorfer, dass die Hochschule somit auch ihrer Aufgabe des Wissenstransfers von der Wissenschaft in die Gesellschaft gerecht werde. Sigmaringens Bürgermeister Dr. Marcus Ehm bestätigte auch den engen Kontakt zwischen Hochschule und Stadt. Trotz einer 70-prozentigen Förderung durch EU und Land, sei die Restfinanzierung für eine Kleinstadt eine große Herausforderung.

Abschließendes Gruppenbild mit allen Beteiligten.
Abschließendes Gruppenbild mit allen Beteiligten. | Bild: Volk, Siegfried

Stammzellen- und Zellbiologie

Dann begab sich Ministerpräsident Kretschmann auf eine absolut geballte Informationstour, bei der ihm Professoren, Doktoranden und Studierende ihre Projekte kurz und knapp vorstellten. Bei seinem Rundgang informierte er sich in insgesamt neun Laboren über Themen wie nachhaltige Verpackungskonzepte, konsumentenzentrierte Produktentwicklung im Bereich Lebensmittel, Zellbiologie und Diagnostik, Bioanalytik und Laborautomation, Stammzellen- und Zellbiologie sowie Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelmikrobiologie. Bei der Führung ging es auch um ein Großgerät, das künftig am Sustainable Packaging Institute eingesetzt wird und mit dem kunststofffreie Folien und Beschichtungen für nachhaltige Verpackungskonzepte in der Life-Science-Industrie entwickelt werden sollen.

Herstellung von Verpackungsfolien aus Alginat

„Die Labore haben unsere Forschungsaktivitäten auf eine neue Stufe gehoben“, sagte Professor Matthias Premer, Prorektor für Forschung, Transfer und Entrepreneurship. Das Besondere sei, dass die Forschenden dort aufgrund des Zuschnitts der unterschiedlichen Labore und deren topmoderner Infrastruktur das große Ganze in den Blick nehmen könnten. Von der Lebensmittelentwicklung über die Sensorik bis hin zur Verpackung und darüber hinaus auch in den Bereichen Gesundheit, Biomedizin und Hygiene können in der Forschungsfabrik zahlreiche Prozessschritte abgebildet und neue Verfahren und Materialien getestet werden. Dazu gehören Forschungsvorhaben in der Stammzellenforschung, Herstellung von Verpackungsfolien aus Alginat bis hin zum Recycling von Edelmetallen.

Kreativität und Kooperation sind entscheidend

An Posterwänden erläuterten Professoren und Studierende ihre Arbeiten.
An Posterwänden erläuterten Professoren und Studierende ihre Arbeiten. | Bild: Volk, Siegfried

Im Anschluss an die Laborführungen informierte sich Kretschmann bei einer Posterausstellung über weitere Forschungsbereiche und -projekte wie einem Energiedatenmanagement oder Solarzellen an Lkw-Planen. Der Ministerpräsident bezeichnete den Innovationscampus als Ort, in dem die unglaubliche Kraft der Wissenschaft erlebbar werde. Kreativität und Kooperation seien entscheidend, um im globalen Forschungswettbewerb zu bestehen. Essenziell für eine Gesellschaft sei, den „Boden der Tatsachen nicht zu verlassen“, fügte er mit Blick auf zunehmende Leugnung von Fakten an. Wer die Erkenntnisse der Wissenschaft infrage stelle, gefährde die Wettbewerbsfähigkeit, die Ökonomie und letztlich die Demokratie. „Hier ist Raum für kluge Köpfe“, lobte Kretschmann.