Das Naturschutzzentrum hat eine neue Leiterin. Seit Januar ist Alisa Klamm Geschäftsführerin der Einrichtung, die im Oberen Donautal die Schutzgebiete betreut und Naturschutzaktivitäten koordiniert. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt sie, wie es ihr in den ersten Monaten seit ihrem Antritt ergangen ist. Die in Sachsen-Anhalt aufgewachsene Forstwissenschaftlerin berichtet außerdem, mit welchen neuen Ideen sie sich in die Naturschutzarbeit einbringen will.

Sie wohnt in Fridingen

Sie habe bereits viele Verbindungen nach Baden-Württemberg, sodass ihr die Region um das Obere Donautal nicht völlig unbekannt sei, meint die neue Geschäftsführerin Alisa Klamm, die sich in Fridingen niedergelassen hat. Die 34-Jährige hat Forstwirtschaft und Ökosystemmanagement an der Fachhochschule Erfurt studiert. Nach dem Bachelor-Abschluss setzte sie das Studium in Göttingen fort, wo sie den Master in Forstwissenschaften und Waldökologie ablegte. Ziemlich gleich nach dem Abschluss fand Klamm eine Stelle als Referentin und stellvertretende Leiterin des Sachgebiets Naturschutz und Forschung bei der Nationalparkverwaltung Hainich in Thüringen. Dort beschäftigte sie sich vor allem mit unterschiedlichen Aspekten der Wildtierökologie und Ornithologie sowie mit naturschutzfachlich wertvollen Lebensräumen. „Ich hatte den Wunsch, mich neu zu orientieren und weiterzuentwickeln“, sagt Klamm. Nachdem sie sich in der Vergangenheit vermehrt mit Forschung beschäftigt hatte – Wildtiermonitoring und Artenschutz waren ihre Schwerpunkte – wollte Klamm mehr in die Praxis wechseln.

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Lob für das Team

Der Einstieg in ihre neue Aufgabe sei ihr sehr leicht gemacht worden. „Das Team ist einfach super und sehr kompetent“, sagt Klamm. Durch den Rückhalt hat Klamm die nötige Zeit, um sich gut einzuarbeiten. „Letztendlich ist es ja eine neue Region, neue Aufgaben, neue Menschen und Partner, die man kennenlernen muss. Das braucht einfach Zeit.“ Klamm gefällt, dass das Naturschutzzentrum mit vielen Partnern in der Region zusammenarbeitet. Sie ist beeindruckt von der Ausstellung, die die Mitarbeiter des Naturschutzzentrums im Laufe der Jahre in den Räumen des Beuroner Bahnhofsgebäudes zusammengetragen haben. „Es ist erstaunlich, was man auf relativ kleinem Raum machen kann.“ Klamm lobt auch das Jahresprogramm: „Es ist faszinierend, wie groß das Angebot ist.“

Blick vom Knopfmacherfelsen: Das Naturschutzzentrum betreut die Schutzgebiete im immerhin rund 150.000 Hektar großen Naturpark Obere ...
Blick vom Knopfmacherfelsen: Das Naturschutzzentrum betreut die Schutzgebiete im immerhin rund 150.000 Hektar großen Naturpark Obere Donau. Foto: Heinrich Sturm

Zusammenarbeit mit Kloster

In diesem Jahr steht das Programm des NAZ im Zeichen der Zusammenarbeit mit dem Beuroner Kloster. Das Motto heißt „Natur – Paradies – Kloster – Garten“. Es geht den Mitarbeitern grundsätzlich um das Thema Garten und wie man diesen möglichst naturnah gestalten kann. In diesem Zusammenhang veranstalten Naturschutzzentrum und Kloster am 20. Juni unter anderem einen Abendmarkt auf dem Parkplatz beim Kloster.

Online-Vorträge als neues Standbein

Beuron sei aufgrund der langen Anfahrt als Vortragsort ein bisschen schwierig, meint Klamm. Sie will deshalb neue Wege gehen und Online-Vorträge anbieten. Am 8. Oktober wird es einen ersten zum Themenschwerpunkt Garten geben. Dann wird Anne Berger vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung darüber referieren, wie Gartenbesitzer dem schutzbedürftigen Igel helfen können. „Viele wissen nicht, dass es dem Igel nicht gut geht. Er steht auf der Roten Liste“, erklärt Klamm. Sie selbst hat vor Kurzem eine abendliche Exkursion durch den Klosterort Beuron mit Kurzvortrag geleitet, bei der der Hausrotschwanz – Vogel des Jahres 2025 – im Mittelpunkt stand. Sie hält außerdem am 2. Oktober einen Vortrag zum Thema „Künstliche Intelligenz im Natur- und Artenschutz“.

Das Haus der Natur in Beuron feiert 2026 sein 30-jähriges Bestehen. Foto: Heinrich Sturm
Das Haus der Natur in Beuron feiert 2026 sein 30-jähriges Bestehen. Foto: Heinrich Sturm

Haus der Natur wird 30

Im Naturschutzzentrum haben außerdem erste Planungen zum runden Geburtstag der Einrichtung und dem Haus der Natur begonnen, die im kommenden Jahr 30 Jahre alt werden. Sie bringe Fachwissen, Gestaltungswille und neue Ideen mit, habe aber auch großen Respekt vor den Dingen, die bereits bestehen, antwortet Klamm auf die Frage, ob sie eine Vision für das Naturschutzzentrum habe. So etwas wie eine Vision wolle sie gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickeln und den Stiftungsrat einbinden. Es gehe auch nicht darum, alles von heute auf morgen umzustellen, denn es laufe vieles erfolgreich. Die Angebote des Naturschutzzentrums werden gut angenommen und erhalten gutes Feedback. Die Herausforderung im Naturpark in diesem Jahr wird höchstwahrscheinlich die Trockenheit sein. Es habe beim Schloss Bronnen bereits einen kleinen Waldbrand gegeben und der Pegel der Donau stehe sehr niedrig. Es ist davon auszugehen, dass es viele Tage geben wird, an denen es nicht möglich sein wird, die Donau mit dem Boot zu befahren. Zu Klamms persönlichen Herausforderungen könnte hingegen gehören, sich mit dem regionalen Dialekt vertraut zu machen, aber dem sieht sie offenbar gelassen entgegen: „Mein Partner ist von der Alb. Ich werde den Dialekt nicht sprechen können, aber ich verstehe“, sagt sie.