Im Buch „Mensch Mädle!“, das Mitte September erscheint, beschreibt Ursula Gabele das berufliche Leben einer Frau im 20. Jahrhundert in einer Männerdomäne. „Es ist keine Abrechnung“, betont die 72-jährige Technische Zeichnerin, die bei der Firma Geberit in Pfullendorf eine erstaunliche Karriere hingelegt hat – inklusive berufsbegleitendem Studium.

Buch erscheint Mitte September

Das Buch erscheint unter ihrem Mädchennamen Ursula Johanna Mayer. Unter diesem Namen war ihr Spezialgebiet die Abwassernorm DIN1986, die beschreibt, wie Leitungen verlegt werden müssen, damit Schmutzwasser von der Badewanne in den Kanal fließt. Jeder Winkel, jede Rohrstärke, jede Neigung war ihr vertraut. Ihr Wissen entsprang dem Streben nach Perfektion. „Ich wollte einfach keine Fehler machen und möglichst nützlich sein“, sagt die eher leise Frau, die unbeirrt ihren Weg ging – auch wenn‘s manchmal schwierig war.

Unverstellte Einblicke in die Berufswelt

Vom Anschreiben mit „Sehr geehrte Herren“ (das auch an sie adressiert war) bis zum Betriebsausflug in die Sauna bieten die im Buch beschriebenen Situationen einen unverstellten Einblick auf die Arbeitswelt vor wenigen Jahrzehnten.

„Ursula Gabele zeigt in ihrem Buch, dass man seinen Weg auch ohne optimale Voraussetzungen meistern kann“, bestärken erste Leser des Werks die Bedeutung ihrer Zeilen. Über 50 Exemplare sind bereits vorbestellt. Das freut die Autorin natürlich, die keinen Anspruch auf literarische Höchstleistung erhebt. „Ich hab in Schreibkursen trainiert, wie ich meine Geschichte am besten erzähle.“ Das sei alles.

Geschichten aus Kindheit, Beruf und dem Stall

Den Rest löste die Frau, die mit ihrem Mann auf einem Hof bei in Sauldorf lebt, mit Fleiß – wie fast alles in ihrem Leben. Ihr größtes Hindernis war immer ihre zurückhaltende Art. In „Mensch Mädle!“ sind etliche Situationen vermerkt, in denen sich introvertierte Frauen wiederfinden werden. In teils ulkigen, teils tragischen Passagen verrät Ursula Gabele eine Perspektive, die zum Nachdenken anregen wird. Geschichten aus Kindheit, Beruf und aus dem Stall bilden die Struktur des 208 Seiten starken Werks. „Der Umgang mit Pferden und die Vereinsarbeit haben mir das Selbstbewusstsein gegeben, das ich gebraucht habe, um für mich einzustehen“, sagt Gabele.

Starke Frauen und Dramen

In einer klaren und schnörkellosen Sprache erzählt sie in „Mensch Mädle!“ von starken Frauen und von Dramen, die ihren Weg beeinflussten, darunter zweifelhafte schulische Methoden und ein tragischer Hofbrand. „Ich möchte junge Frauen inspirieren, ihren Weg zu gehen“, sagt sie. Was auch ihr Schulkamerad und Literaturpreis-Gewinner Arnold Stadler unterstützt. Er erklärt, das „realitätsnahe Buch“ beschreibe das Leben in einem Dorf, in dem „solche Unterschiede gemacht wurden, die nimmer zu vergessen sind.“

Verlag und Buch

„Absolut lesenswert“: Das Buch von Ursula Gabele erscheint im Gmeiner Verlag. Dieser schreibt: „Die Romanbiografie zeigt eindrücklich und ohne Groll, wie die Gesellschaft noch vor wenigen Jahrzehnten mit Frauen und Mädchen umging.“ Die Autorin sagt: „Im September ist das Werk in allen Buchhandlungen erhältlich. Ob es die Menschen lesen, sehe ich ja dann.“ Erste Rückmeldungen seien gut gewesen. Der beschriebene Kampf um Gleichstellung sei „absolut lesenswert“ bestätigten Fremdleser, die anmerkten, dass es: „So richtig anders heute immer noch nicht ist“.