Eigentlich hätte dieses Licht schon vor zwei Jahren ausgehen sollen. Damals gab es für die Halogenlampe aber noch eine Gnadenfrist. Jetzt ist wirklich Schluss. Vom 1. September an dürfen die meisten Halogenleuchten in der EU nicht mehr produziert werden – die letzte Stufe der EU-Lampenverordnung tritt in Kraft. Wird der öffentliche Aufschrei ähnlich laut wie vor sechs Jahren, als die Glühlampe vom EU-Markt verschwand?
Verbrauch einer Halogenlampe fünfmal höher als bei LED
Hinter dem jetzigen Auslaufen der Halogenlampe steckt – wie schon 2012 – die sogenannte Ökodesign-Richtlinie der EU. Sie legt Anforderungen an die Energieeffizienz von Produkten fest. Nach und nach sollen vor allem jene Produkte vom Markt, die besonders viel Strom fressen, also schlecht für die Umwelt sind.
Bei der Glühlampe wurden nur etwa 5 Prozent der aufgenommenen Energie in Licht umgewandelt – ein Trauerspiel für jede Energiebilanz. Und der Verbrauch einer Halogenlampe ist nach Angaben der EU-Kommission immer noch fünfmal höher als der einer LED.
Anstelle der Halogenlampen werden ab September also hauptsächlich Energiesparlampen und LEDs in den Regalen liegen. Dadurch soll nach Angaben der EU-Kommission jährlich so viel Strom gespart werden, wie Portugal in einem Jahr verbraucht.
Kein adäquater Ersatz: September 2016 war Halogenlampe noch unumgänglich
Als Folge der Ökodesign-Richtlinie mussten neben der Glühlampe unter anderem schon bestimmte Staubsauger, Backöfen, Kochfelder, Dunstabzugshauben und Duschköpfe dran glauben. Dabei wird nach Angaben der EU-Kommission nur das vom Markt genommen, wofür es einen vernünftigen Ersatz gibt.
Im September 2016 traf das aus Sicht der EU-Kommission für die nun betroffenen Halogenlampen noch nicht zu. Nach der Analyse des Lichtmarkts und der technischen Entwicklungen kam sie damals zu dem Schluss, dass der 1. September 2016 zu früh für das Auslaufen sei. Deshalb gab es die Gnadenfrist.
Und es wird auch jetzt noch Ausnahmen geben: Für platte Spotlampen, wie sie bei Deckenstrahlern genutzt werden, sowie für Halogenlampen in Schreibtischlampen oder Flutlichtern ist noch kein Ende in Sicht.
Betroffen sind stattdessen vor allem die meist birnen- oder kerzenförmigen Leuchten der Energieklasse D mit ungebündeltem Licht. Restbestände dürfen ab September zwar noch verkauft, aber keine neuen Lampen produziert werden.
Zukünftig sind LED-Leuchten gefragt
Die Zukunft gehört stattdessen den LED-Leuchten. Darüber waren sich Experten schon zum Ende der Glühlampe 2012 einig. Damals waren LEDs allerdings noch deutlich teurer als etwa Energiespar- oder Halogenlampen. Seitdem sind die Preise allerdings stark gesunken – der EU-Kommission zufolge von 2010 bis 2017 um 75 Prozent.
Noch sind LEDs in der Anschaffung zwar meist etwas teurer als Halogenlampen. Die Mehrkosten hat man allerdings ziemlich schnell wieder drin. Laut EU-Kommission kann es schon nach einem Jahr so weit sein. Der BUND rechnet vor, dass eine Halogenlampe inklusive Anschaffungskosten bei täglicher Brenndauer von drei Stunden über zehn Jahre hinweg Kosten von rund 160 Euro verursacht. Bei einer LED sind es gerade mal etwa 28 Euro.

Doch nicht nur der Preis für LEDs hat sich geändert, auch ihre Qualität. „Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren haben sich die technischen Möglichkeiten energieeffizienter LED-Lampen stark weiterentwickelt“, sagt Jürgen Waldorf vom Elektroindustrie-Verband ZVEI. Die Farbwiedergabe sei besser geworden, und es gebe verschiedene Farbtemperaturen.
Bei jenen Lampen, die sich beispielsweise per App vom Smartphone aus fernsteuern lassen, könnten Helligkeit und Farbtemperatur verändert werden. „Es ist ein Gewinn für den Verbraucher, dass er heute energiesparende Anwendungen hat.“ Die Kunden hätten sich an die neuen Möglichkeiten jedoch erst einmal gewöhnen müssen. „Das war eben auch eine Lernkurve“, sagt Waldorf.
BUND-Expertin: Verschwinden der Glühbirne hat technischen Wandel vorangetrieben
BUND-Energieexpertin Irmela Colaço sieht das ähnlich: „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben sich inzwischen daran gewöhnt und sehen, dass sich der LED-Markt so entwickelt hat, dass sie für ihre Glühlampe Ersatz finden.“
Als die Glühlampe vor sechs Jahren vom Markt verschwand, waren die Alternativen noch lange nicht so ausgereift. Doch das Ende
Der Marktanteil von LEDs wächst rasant. 2014 lag er nach Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung bei 38 Prozent, im vergangenen Jahr waren es schon fast 61 Prozent. Der Anteil klassischer Halogenlampen ging dagegen von 16,7 auf 12 Prozent zurück.
Mit der Halogenlampe ist für die EU-Kommission aber noch längst nicht Schluss: Sie prüft derzeit bereits, wie es in Sachen Ökodesign weitergehen könnte. Studien sollen etwa das Einsparpotenzial von Wasserkochern, Handtrocknern, Hochdruckreinigern oder Aufzügen aufdecken.
Aus auch in der Schweiz
Halogenlampen waren nach dem Aus der Glühbirne lange Zeit die beliebteste Alternative. Noch heute landen sie oft im Einkaufswagen. Wenn die letzten Restbestände verkauft sind, können Kunden aus Deutschland übrigens auch nicht in die Schweiz ausweichen: Auch dort werden ab dem 1. September keine neuen Halogenleuchten mehr produziert. Die Eidgenossen haben das Verbot der EU übernommen. (vni)