Rechts ein Lackierbetrieb, links ein Thai-Restaurant und schräg gegenüber ein Gartenbaugeschäft. Es ist nicht gerade ein High-Tech-Umfeld, in dem sich der Stammsitz der Singener Wefa-Gruppe befindet. Dabei handelt es sich bei dem 250-Mann-Betrieb um so etwas wie einen Hidden Champion – ein Unternehmen also, das nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht, dessen Produkte aber gleichzeitig die Konkurrenz alt aussehen lassen. Ein bisschen stolz sei man schon, dass man sich dieses Etikett erarbeitet habe, sagt Joachim Maier.

Der promovierte Maschinenbauer leitet das Familienunternehmen zusammen mit seinem Bruder Oliver in zweiter Generation. Und um zu beschreiben, was genau die Wefa so unverwechselbar macht, bemüht er schon mal klassisches Küchenvokabular. „Unsere Produkte sind im Grunde vergleichbar mit dem vordersten Teil einer riesigen Spätzlepresse“, sagt er.

Geschmolzenes Alu und hohe Drücke

Das 1972 von Bruno Maier gegründete Unternehmen ist Spezialist für sogenannte Strangpresswerkzeuge. Durch sie wird flüssiges Aluminium mit hohem Druck hindurchgequetscht. Und je nach Form des Werkzeugs kommt am anderen Ende die Alu-Dachreling eines Kombis, Rohre für Staubsauger oder Kühlelemente für Klimageräte heraus. Diese werden beispielsweise benötigt, um die Hochleistungsbatterien von E-Autos wie dem Tesla herunterzukühlen. Damit sind die Wefa-Produkte auch entscheidend für die Alltagstauglichkeit und speziell die Reichweiten neuer Elektro-Mobile. „Würde die E-Mobilität zum Durchbruch kommen und Tesla durchstarten, würde das unser Geschäft sicher befördern“, sagt Joachim Maier.

Bei besonders filigranen Werkzeugköpfen, die beispielsweise zur Herstellung von herkömmlichen Pkw-Klimaanlagen gebraucht werden, sind die Singener Weltmarktführer. Anders ausgedrückt würden ohne Wefa einem Gutteil der Autofahrer weltweit zwischen Mai und Oktober die Schweißperlen auf der Stirn stehen, sobald sie sich hinters Steuer setzten.

Nano-Beschichtungen für Werkzeuge

Knapp 50 Prozent der rund 30 000 Presswerkzeuge, die das Unternehmen jährlich herstellt, würden im Automobilbereich eingesetzt, sagt Maier. Andere wichtige Märkte für die Wefa-Produkte sind der Klima- und Wärmebereich, die Möbelindustrie oder die Bauwirtschaft.

Besonders stolz ist man auf Patente zur Nano-Beschichtung von Metallen. Wird der Partikel-Film auf die Presswerkzeuge aufgetragen erhöht er die Lebensdauer der Bauteile und steigert die Durchflussgeschwindigkeit des flüssigen Alus. „Mehr Effizienz bedeutet geringere Kosten für den Kunden“, sagt Maier.

Ihre Innovationsfähigkeit lassen sich die Singener einiges kosten. Rund 40 der insgesamt 250 Mitarbeiter arbeiten in der Forschung und Entwicklung. Mit mehreren Hochschulen laufen Kooperationsprojekte. Und auch bei einem der derzeit wohl am heißesten diskutierten Zukunftsthemen der Branche – dem 3D-Druck – hat man Eisen im Feuer. Künftig wird es möglich sein, Bauteile fast jeder Form und Größe aus Metallpulver herzustellen, das Schicht für Schicht von einem Laser verbacken wird. Um im Bild zu bleiben, können auf der Spätzlepresse der Zukunft auch Cannelloni, Farfalle und Tagliatelle hergestellt werden. Ein Patent für entsprechende Verfahren habe sich das Unternehmen schon erarbeitet, sagt Wefa-Geschäftsführer Maier.

Fachkräfte – dringend gesucht

Für das laufende Geschäftsjahr hat man sich zum Ziel gesetzt, die 50-Millionen-Euro-Marke beim Umsatz zu knacken. Ob das klappt, hängt allerdings auch stark davon ab, ob der sich abzeichnende Handelskonflikt mit Asien und den USA weiter verschärft. Neben der Schweiz und Tschechien hat Wefa auch in den USA ein Werk.

Außerdem sucht Wefa nach Fachkräften. „Wir spüren, dass es immer schwieriger wird, dringend benötigte Fachkräfte wie etwa Werkzeugmechaniker zu finden“, sagt er. Zusehends fehle das Personal, das die Produktion von unten her aufbaue.