dpa

Parasiten haben Deutschlands Imkern einen hohen Millionenschaden zugefügt. Der Wert der in diesem Winter verlorenen Völker liege bei 20 bis 25 Millionen Euro, teilte das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen mit. Die Betriebe verloren im Schnitt fast 15 Prozent ihrer Bienenvölker – grob gesagt ist jedes siebte Volk gestorben. Damit lag man etwa im langjährigen Mittel. „Es war keine gute Überwinterung, aber auch keine schlechte“, sagt der Leiter des Fachzentrums, Christoph Otten. An der Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Imkerbund nahmen bundesweit knapp 12.000 Imker teil.

Das könnte Sie auch interessieren

Vor einem Jahr hatte der Ausfall noch bei 17,9 Prozent und damit 3 Punkte höher gelegen. Die Verlustquote schwankt zwischen 10 und 25 Prozent. Grund für die bessere Lage gemessen am Vorjahr: Der Winter 2017/18 dauerte lang, die Blühsaison und damit die Bienenzeit starteten spät.

Dadurch hatten die Varroa-Milben weniger Zeit, sich in den Stöcken bis zum darauffolgenden Winter zu vermehren. Geht ein Bienenstock mit einem zu hohen Milbenanteil in den Winter, ist er dem Tod geweiht; ist der Anteil gering, kommt das Volk gut klar. Die Milben gelten als Hauptgrund für das Sterben von Bienenvölkern. Ein weiterer Grund, der aber deutlich weniger stark ins Gewicht fällt, sind Verdauungsprobleme der Insekten, wenn diese spät im Jahr noch Waldhonig einsammeln. Gegen die Varroa-Milben gibt es wirksame Maßnahmen, etwa organische Säuren. So hatte auch jeder zweite Imker gar keinen Ausfall zu vermelden.

Ausfälle werden steigen

Beim Blick nach vorn bekommt Experte Otten allerdings leichte Sorgenfalten. Der diesjährige Winter war früh vorbei, die Bienen wurden eher aktiv – und boten so den Varroa-Milben bessere Vermehrungschancen. Daher schätzt Otten, dass die Ausfälle im kommenden Winter wieder höher sein werden.

Im vergangenen Winter war die Entwicklung – je nach Wetter – in den einzelnen Regionen recht unterschiedlich. So lag die Verlustquote je Betrieb etwa in Rheinland-Pfalz bei 16,1 Prozent und in Bayern bei 15,9 Prozent, also höher als im deutschen Schnitt. In Baden-Württemberg belief sie sich dagegen auf 14,5 Prozent, was leicht niedriger als die bundesweite Verlustquote war.

Der Negativ-Spitzenreiter war Thüringen mit 17,6 Prozent verlorener Völker, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sah es ähnlich schlecht aus. Bienenfachmann Otten führte die regional unterschiedliche Entwicklung auf andere Witterungseinflüsse zurück.

Jung-Imker gelten als Hoffnung

Relativ gut sah es in Nordrhein-Westfalen aus, wo ein Ausfallanteil von nur 13,8 Prozent ermittelt wurde. Der Vorsitzende des Imkerverbandes Rheinland, Dirk Franciszak, begründete die hier verhältnismäßig gute Entwicklung mit den zahlreichen Jung-Imkern, die hochmotiviert die teils aufwendigen Schutzmaßnahmen durchführten und dadurch dem Milbenbefall einen Riegel vorschieben. Alteingesessene Imker vertrauten hingegen häufiger auf ihre Routine und ihr Gefühl – sie investierten dann weniger Zeit. Der Landesverband Rheinland hat binnen sechs Jahren nach eigenen Angaben die Zahl seiner Honigbienenvölker von 37.000 auf 68.000 fast verdoppelt – Grund ist der starke Zuwachs an Jung-Imkern.

Ein Imker zeigt eine Bienenwabe.
Ein Imker zeigt eine Bienenwabe. | Bild: Patrick Pleul/dpa

Durch die starke Zunahme an Jung-Imkern sind Bienenvölker für sie zu einem knappen Gut geworden – zum Start braucht man ein, zwei Völker, aus denen sich später mehr Völker entwickeln. Üblicherweise kauft man im Februar oder März – das Angebot sei knapp, aber mit etwas Suchen bekomme man weiterhin ein Volk für 100 bis 120 Euro, so Branchenkenner Franciszak.

Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als 100.000 Imker und eine Million Honigbienen-Völker. Die allermeisten Imker sind Hobby- oder Teilzeitimker, weniger als ein Prozent üben diese Tätigkeit als Vollzeit-Beruf aus.

Der Preis für ein 500-Gramm-Glas deutschen Honig lag 2018 zwischen 4,70 Euro und 6,45 Euro – hier geht es um Blütenhonig von verschiedenen Pflanzen und nicht um Sortenhonig, der teurer ist. Seit Langem zieht der Preis tendenziell etwas an. Branchenkenner Otten rechnet 2019 „mit einem verhaltenem Preisanstieg“.