Die Konjunktur in Deutschland trübt sich ein. Zuletzt haben die fünf Wirtschaftsweisen ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 1,5 Prozent auf 0,8 Prozent gesenkt. Gerade die für Deutschland so wichtige Autobranche hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Neben dem technologischen Wandel belastet auch die sich abschwächende Nachfrage aus China den Sektor. Auch viele Unternehmen aus unserer Region rechnen in diesem Jahr mit einem rückläufigen Umsatzwachstum. Wir haben uns in der regionalen Wirtschaft umgehört und die Stimmung zusammengefasst.

  • IMS Gear: Der Autozulieferer IMS Gear aus Donaueschingen hat bereits seine Erwartungen gesenkt. "Die Abkühlung im Automobilmarkt im Laufe des vergangenen Jahres hat sich auch bei uns mit rückläufigen Umsätzen in allen Regionen, über alle Produkte und Kunden bemerkbar gemacht", sagt IMS-Gear-Vorstand Dieter Lebzelter. "Die endgültigen Zahlen liegen derzeit noch nicht vor. Fest steht jedoch, dass wir auch für das Jahr 2018 ein Umsatzwachstum verzeichnen können, das allerdings nicht die ursprünglich angepeilte Größenordnung aufweisen wird", so Lebzelter weiter. Als Reaktion fahre das Unternehmen derzeit ein Kostensparprogramm. Unter anderem sei die Anzahl der Leiharbeiter reduziert worden. Außerdem erwäge man, das Schichtenmodell an die sinkenden Stückzahlen anzupassen, so Lebzelter.
  • ZF: Auch bei ZF erwartet man "ein schwieriges Jahr", wie es ZF-Chef Wolf-Henning Scheider formuliert. "Handelsstreit, bevorstehender Brexit und andere den freien Welthandel einschränkende Faktoren beeinflussen die gesamte Wirtschaft. Die Auswirkungen spürt auch ZF in Form eines langsameren Umsatzwachstums", heißt es bei dem Friedrichshafener Autozulieferer.
  • Continental: ZF-Konkurrent Continental ist ebenfalls in Habt­acht­stel­lung. So behalte man am Standort Villingen-Schwenningen, wo der Konzern über 1300 Mitarbeiter beschäftigt, "Flexibilisierungsinstrumente" im Auge, um auf die "volatile konjunkturelle weltwirtschaftliche Lage" reagieren zu können, so ein Continental-Sprecher.
  • Marquardt: Der Automobilzulieferer Marquardt aus Rietheim-Weilheim spürt ebenso den konjunkturellen Abschwung und habe deshalb ein Effizienzprogramm gestartet. "Dazu gehört die Überprüfung von Material-, Personal- und Sachkosten sowie der Strukturen in Verwaltung, Entwicklung und Produktion", so ein Sprecher.
Das könnte Sie auch interessieren
  • Aesculap: Bei Medizintechnik-Konzern Aesculap spüre man dagegen die Abschwächung der Konjunktur noch nicht, sagt ein Unternehmenssprecher. "Die Nutzung der bewährten Flexibilisierungsinstrumente ist dennoch unser tägliches Geschäft, da die Marktnachfrage schwankend ist und wir so die wertvollen Personalkapazitäten am besten nutzen können", so der Sprecher.
  • RRPS: Beim Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS) in Friedrichshafen sieht man dem konjunkturellen Abschwung bisher gelassen entgegen. "Derzeit stehen bei uns Aufträge im Wert von 3,6 Milliarden Euro im Orderbuch, unsere MTU-Werke sind sehr gut ausgelastet und wir stellen sogar Personal für die Produktionsbereiche ein", sagt ein RRPS-Sprecher.
  • Die Verbände: Die Wirtschaftsverbände aus der Region warnen vor übertriebenem Pessimismus. "Von einer Krise kann nicht gesprochen werden. Und wir dürfen sie schon gar nicht künstlich herbeireden", sagt Birgit Hakenjos-Boyd, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg. Ähnlich schätzt Claudius Marx, Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, die Lage ein. "Was wir im Moment sehen, ist keine Katastrophe, sondern eher ein Die-Bäume-wachsen-nicht-in-den-Himmel–Szenario: Ein ungewöhnlich langer Aufschwung verliert an Fahrt. Mehr nicht", sagt Marx. Auch Thomas Burger, Präsident des badischen Wirtschaftsverbands wvib warnt vor Panik. "Ein paar Wolken am Horizont müssen noch keinen Wolkenbruch bedeuten."