Technische Probleme sind offenbar der Grund für die monatelangen Verzögerungen bei einem der zentralen Projekte von ZF Friedrichshafen beim autonomen Fahren. Günther Schuh, für Produktionssystematik in Aachen und Geschäftsführer der Ego Mobile AG, Muttergesellschaft der Ego Moove GmbH, erläutert gegenüber dem SÜDKURIER, dass derzeit noch nötige Straßenfreigaben für einige Komponenten des Fahrzeuges fehlen.

„Wir haben wohl alle unterschätzt, wie lange sich die Test- und Freigabeprozesse hinziehen“, erklärt Günther Schuh. ZF stellt für den Ego Mover den elektrischen Antrieb, die Bremsen, die Lenkung sowie Technologien fürs autonome Fahren her.

Professor Günther Schuh, Geschäftsführer der Ego Mobile AG.
Professor Günther Schuh, Geschäftsführer der Ego Mobile AG. | Bild: e.GO Mobile AG

Geplant ist, dass das Gefährt in naher Zukunft auch autonom fahren kann. „Wir gehen mit dem Unternehmen an den Start, um eine führende Marktposition in diesem Segment des Personentransports zu erreichen“, sagte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider bei einer gemeinsamen Präsentation im Juni. Der Ego Mover ist ein kleines Raumwunder: 15 Menschen haben darin Platz, zehn Fahrgäste können sitzen, dazu gibt es fünf Stehplätze. Damit der Kleinbus in Friedrichshafen auf der Teststrecke fahren kann, müssen aber alle Komponenten eine Straßenfreigabe bekommen. „Und das ist eben für die Lenkung und die Bremsen bisher noch nicht geschehen“, erklärt Schuh. Er gibt offen zu, dass er selbst unterschätzt habe, wie kompliziert die Freigabeprozesse sind. „Wir wollen aber trotzdem zu den Ersten gehören, die für ein solches Fahrzeug eine Straßenzulassung bekommen“, sagt Günther Schuh.

Ein solcher Ego Mover, für den die ZF Komponenten baut, soll ab Sommer 2020 auch auf Friedrichshafens Straßen Daten für das autonome ...
Ein solcher Ego Mover, für den die ZF Komponenten baut, soll ab Sommer 2020 auch auf Friedrichshafens Straßen Daten für das autonome Fahren sammeln. | Bild: Mommsen, Kerstin
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ZF-Chef Wolf-Henning Scheider sagte dazu vor zwei Wochen auf einer Veranstaltung in Stuttgart: „Es dauert länger.“ Frühestens ab Sommer 2020 soll das smarte Testmobil nach derzeitigen Planungen einsatzbereit sein. Ursprünglich war geplant, mit dem Fahrzeug bereits im Herbst 2019 die automobile Zukunft auf die Straßen von Friedrichshafen zu bringen. Als Grund für die Verzögerung nannte der ZF-Chef Hindernisse bei der automatisierten Fahrfunktion des Fahrzeugs.

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Auf die Frage dieser Zeitung, welche technischen Probleme der Grund für die Verzögerung seien, äußerte sich die ZF Friedrichshafen AG nicht. Wie Insider berichten, gab es offenbar auch Probleme bei der Abstimmung zwischen der Ego Mobile AG und ZF. Das kommentiert Günther Schuh: „Das ist ein ganz normaler Prozess. Wenn ein kleines Start-Up mit einem Konzern wie der ZF kooperiert, dann sind Unstimmigkeiten vorprogrammiert, die wir aber immer ausräumen konnten. Es ist ein bisschen so wie in jeder guten Ehe“, erklärt Günther Schuh.

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Die Ehe zwischen ZF und der Ego Moove GmbH ist allerdings Geschichte. Wie Ego Mobil mitteilt, wird ZF Anfang 2020 ihre 40 Prozent Anteile an der Ego Moove GmbH in Aktien der Ego Mobile AG umtauschen, die Kooperation beider Unternehmen wird fortgesetzt. „Damit haben wir unsere strategische Partnerschaft neu definiert“, kommentiert Günther Schuh die Neuorganisation.

Der Ego Mover auf der Teststrecke in Aachen Video: Ego Mover