Das Friedrichshafener Industrieunternehmen Rolls-Royce Power Systems (RRPS) will sich von einem klassischen Motorenbauer zu einem digitalen Technologieanbieter mit mehr Servicekompetenz wandeln. „Unsere Kunden werden künftig bei uns nicht mehr nur einen Motor oder ein Aggregat kaufen, sondern ein Gesamtsystem inklusive der Wartung“, sagte RRPS-Chef Andreas Schell bei einer Telefonkonferenz zur Vorstellung der Halbjahreszahlen des Unternehmens.

Eine Million Euro für die Ausbildung

Um diesen Wandel gerecht zu werden, will das Unternehmen in einer Aus- und Weiterbildungsoffensive seine 11 000 Mitarbeiter fit für das digitale Zeitalter machen. So bildet RRPS in Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 100 Motoreningenieure zu Elektrotechnikfachleuten weiter. Außerdem investiert das Unternehmen eine Million Euro in die Modernisierung und Digitalisierung der Ausbildung. So wird die neue Ausbildungswerkstatt, die im November eröffnet wird, dank dieser Investitionen nun über einen industriellen 3D-Drucker verfügen. Zudem will das Unternehmen, das in Deutschland 6600 und am Hauptsitz in Friedrichshafen 5500 Mitarbeiter beschäftigt, gezielt Spezialisten auf dem internationalen Arbeitsmarkt anwerben.

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Wirtschaftlich ist RRPS jedenfalls gut ins Jahr gestartet. Wie das Unternehmen mitteilt, stieg der bereinigte Umsatz im ersten Halbjahr um sechs Prozent auf umgerechnet 1,8 Milliarden Euro an. Der bereinigte Betriebsgewinn wuchs um 20 Prozent auf 109 Millionen Euro. Zudem legte der Auftragsbestand um 15 Prozent zu. Da das zweite Halbjahr bei RRPS erfahrungsgemäß besser als das erste Halbjahr läuft, hoffe der Konzern auf ein „gutes Gesamtjahresergebnis“, sagte der neue Finanzvorstand Wolfgang Widlewski, der im Mai den Posten des überraschend zurückgetretenen Marcus Wassenberg übernommen hatte. Allerdings warnte Widlewski auch vor einer sich abschwächenden Konjunktur. Wenn dieser Trend anhalte, müsse man sich Gedanken machen, wie man im Jahr 2020 gegensteuern könne, sagte er ohne mögliche Schritte weiter zu konkretisieren.

Keine Panik wegen drohendem Brexit

Relativ entspannt blickt die Tochter des britischen Triebwerksbauers Rolls-Royce auf den drohenden Brexit – auch wenn der neue britische Premierminister Boris Johnson einen harten Brexit in Aussicht gestellt hat. Das Umsatzvolumen betrage im Vereinigten Königreich nur 4 Prozent und auch das Einkaufsvolumen sei mit 1,3 Prozent überschaubar, so dass sich die Auswirkungen für RRPS selbst bei einem harten Brexit in Grenzen hielten, sagte Schell.