Der Motorenbauer Rolls-Royce Power Systems (RRPS), einer der größten Arbeitgeber in Friedrichshafen, ist nach einigen mauen Jahren wieder voll auf Kurs. Das Unternehmen, das in Friedrichshafen 5500 Mitarbeiter beschäftigt, konnte im ersten Halbjahr dieses Jahres seinen Gewinn von 30 auf über 90 Millionen Euro verdreifachen.

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Auch der Umsatz wuchs zweistellig um 13 Prozent auf über 1,6 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr erwartet RRPS einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro. "In den Produktionshallen ist eine Menge los", sagte Marcus Wassenberg, RRPS-Vorstand für Arbeit und Finanzen, über den Auftragseingang.

Hilfe durch anziehende Weltkonjunktur

So sei sogar zuletzt nach Verhandlungen mit dem Betriebsrat die Sonntagsarbeit befristet eingeführt worden. Dabei profitiert das Unternehmen auch von der anziehenden Weltkonjunktur, der Erholung der Schiffindustrie und den steigenden Ölpreisen. Neben Großmotoren für Schiffe, die Energieerzeugung, schwere Land- und Schienenfahrzeuge und militärische Fahrzeuge stellt RRPS auch Antriebssysteme für die Öl- und Gasindustrie her. Kernmarke von RRPS ist MTU.

Oft wird sie im Volksmund als Bezeichnung für das ganze Unternehmen genutzt. Nachdem RRPS seit dem Dienstantritt des Vorstandsvorsitzenden Andreas Schell im Januar 2017 zuletzt ein Effizienzprogramm durchlaufen hatte (unter anderem wurde die Zahl der Produktvarianten reduziert), will sich RRPS weiter wandeln.

Vernetzte Lösungen kommen in den Blickpunkt

Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Digitalisierung und der Entwicklung von Elektromotoren. Man wolle kein klassischer Motorenbauer mehr sein, sondern ein "Anbieter von integrierten und vernetzten Lösungen", so Schell. Vor allem im Servicebereich sieht die Konzernspitze Wachstumspotenzial. Dieser Strategieschwenk hat auch Auswirkungen auf die Personalpolitik des Unternehmens.

So will RRPS 100 klassische Motorenentwickler für Anwendungen der Elektromobilität umschulen. Auch die Zahl der Auszubildenden soll von aktuell 160 auf über 180 erhöht werden, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Zudem soll die für die Entwicklung von Apps verantwortliche Einheit "Digitale Lösungen", die derzeit 40 Personen umfasst, bis zum Jahresende auf 80 Mitarbeiter aufgestockt werden.

RRPS, das früher unter dem Namen Tognum firmierte, gehört zum britischen Rolls-Royce-Konzern und trägt aktuell 21 Prozent zum Gesamtumsatz des Mutterkonzerns bei. Auch die Mitarbeiterzahl von 10¦000 Beschäftigten entspricht etwa einem Fünftel der Konzernmutter. Allerdings geht es der Rolls-Royce-Gruppe deutlich schlechter als ihrer Tochter RRPS.

Wie Rolls-Royce gestern mitteilte, muss der Konzern wegen technischer Probleme mit Motoren für den Boeing-Jet 787 Dreamliner in der ersten Jahreshälfte erneut einen hohen Verlust verkraften. Unterm Strich stand bei Rolls-Royce in den ersten sechs Monaten ein Fehlbetrag 962 Millionen Pfund (1,08 Milliarden Euro).