Wegen der Ausbreitung einer mysteriösen Lungenkrankheit in Asien treffen deutsche Unternehmen zusehends Sicherheitsvorkehrungen für ihr Personal vor Ort. Man nehme die Sorgen der Mitarbeiter „sehr ernst“, sagte ein Sprecher des Friedrichshafener Großmotorenbauers Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS) unserer Zeitung. Als ersten Schritt habe man an das Personal „flächendeckend Schutzmasken an allen Standorten ausgegeben“, sagte er. Bei Bedarf würden zudem „auf individueller Ebene“ Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Man beobachte die Situation intensiv.
Mitarbeiter in Sorge
Auch der weltweit größte Automobilzulieferer Bosch sowie die Nummer drei – ZF Friedrichshafen – wappnen sich. Beide Unternehmen haben ihre Mitarbeiter in China über mögliche Gesundheitsgefahren informiert und halten sie zur Einhaltung von Hygienemaßnahmen an – von der gute Belüftung von Gebäuden und verstärkter Desinfektion der Arbeitsbereiche bis zum Tragen von Mundschutz.
Keine generelle Reisewarnung bei Daimler
Der Autobauer Daimler klärt seine Mitarbeiter nach eigenen Angaben bei Chinareisen über die Gefahren des Coronavirus auf und hat ebenfalls die Verhaltensregeln angepasst. „Eine pauschale Reisewarnung für Mitarbeiter wird derzeit nicht ausgesprochen“, sagte eine Daimler-Sprecherin.
Produktion noch nicht betroffen
Auswirkungen auf die Produktion hat das Virus indes offenbar noch nicht. Vom ZF hieß es, die Produktion sei bisher nicht tangiert, andere Unternehmen äußerten sich diesbezüglich aber nicht.
Die mysteriöse Lungenkrankheit, die mit dem Sars-Virus verwandt ist, breitet sich in Asien indes weiter aus. Bis Dienstag starben in China vier Menschen, fast 300 weitere sind registrierte Infizierte. Die tatsächliche Zahl der Infizierten liege wahrscheinlich bei mehr als 1700, hieß es kürzlich vom Zentrum für die Analyse globaler Viruserkrankungen in London. Das neue Virus stammt aus der Erregerfamilie, zu der auch das tödliche Sars-Virus gehört. An der Sars-Epidemie waren 2002 und 2003 knapp 650 Menschen in Festlandchina und Hongkong gestorben.
Zehntausende Jobs in China
Dass deutsche Unternehmen, auch viele Mittelständler, die Situation genau beobachten, hängt mit der Bedeutung zusammen, die China mittlerweile für hiesige Unternehmen erreicht hat. 2018 überholte China die Schweiz und Frankreich in der Randliste der wichtigsten Handelspartner und setzte sich hinter den USA auf Platz zwei. Allein die Exporte beliefen sich auf knapp 16 Milliarden Euro. Auch für die Produktion ist China entscheidend. Allein Bosch beschäftigt in China 60 000 Menschen, bei ZF arbeiten an 40 Standorten 14 000.