Für 6,50 Euro kann heute jeder Gold, Weihrauch und Myrrhe verschenken. Gut, es sind nur 25 Gramm als Räuchermischung, die der Waldorfshop im Internet anbietet. Und den Goldanteil muss man vermutlich mit der Lupe suchen. Aber dennoch: Vor mehr als 2000 Jahren, als sich die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar aus dem Morgenland aufgemacht haben sollen, um das Jesuskind mit diesen Gaben zu beschenken, waren Gold, Weihrauch und Myrrhe so teuer und besonders, dass sie nicht jeder einfach in einem Onlineshop hätte bestellen können. Wenn es solche schon gegeben hätte...

Wuchs Jesus in Saus und Braus auf?

Ist Jesus also in Saus und Braus aufgewachsen? War er gar von Geburt an Millionär? Rein rechnerisch könnte das sein. Zu diesem Schluss kommt zumindest der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, der sich den Spaß erlaubt hat, die möglichen Werte der Königs-Gaben zu bestimmen.

Am einfachsten geht das beim Gold. So ist überliefert, dass der Monatslohn eines einfachen Handwerkers oder eines Legionärs in der römischen Armee zur Regierungszeit von Kaiser Augustus ein Aureus betrug. Ein Aureus war eine Goldmünze mit etwa der Größe einer Zehn-Cent-Münze.

Gold: Zu Jesu Zeiten war es noch wertvoller als heute.
Gold: Zu Jesu Zeiten war es noch wertvoller als heute. | Bild: Boris Roessler, dpa

Aber wie viel Gold hatten die Heiligen Drei Könige im Gepäck? Eine Münze? Ein Säckchen voll? Oder gar eine kleine Truhe, so wie sie viele Königs-Krippenfiguren in den Händen halten? Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft hat sich für eine solche Truhe entschieden und ausgerechnet, dass da hinein wohl mindestens 5000 Aurei gepasst hätten. Was aber ein enormes Vermögen von über 400 Jahreseinkommen bedeutet hätte. Beim heutigen Marktpreis von Gold, der deutlich unter dem der damaligen Zeit liegt, käme man den Versicherungsexperten zufolge immer noch auf die stolze Summe von rund 240.000 Euro, wenn man die 5000 Goldmünzen einschmelzen würde.

Weihrauch ist ein getrocknetes Baumharz und ein sehr begehrtes Heilmittel.
Weihrauch ist ein getrocknetes Baumharz und ein sehr begehrtes Heilmittel. | Bild: Rolf Vennenbernd, dpa

Und damit nicht genug. Anders als Gold klingen Weihrauch und Myrrhe nicht besonders wertvoll – erst recht, wenn man bedenkt, dass es sich dabei lediglich um getrocknete Baumharze handelt. Zur Zeit von Jesu Geburt waren sie jedoch schwer zu bekommen und als wichtige Heilmittel gefragt. Das machte sie ähnlich wertvoll wie Gold, welches im Übrigen auch als Universalmedizin eingesetzt wurde. Nimmt man also die Geschenke von Caspar, Melchior und Balthasar zusammen, könnte es durchaus ein Millionenbetrag gewesen sein, mit dem das Kind in der Krippe beschenkt worden ist.

Wie viel bekam Jesus wirklich geschenkt?

Vielleicht waren die schalenähnlichen Gefäße mit Deckeln, in welchen die Könige ihre wertvollen Gaben Zeichnungen zufolge verpackt haben sollen, aber auch gut gepolsterte Mogelpackungen, in denen sich nur eine Goldmünze und zwei kleine Harzklümpchen verbargen? Einerlei, sagen Theologen. Bei den Geschenken gehe es vor allem um die sinnbildliche Bedeutung. Demnach steht Gold für die Königswürde, Weihrauch für die Gottheit und Myrrhe für den vorbestimmten Tod.

Industrierohstoff Gold

An Bedeutung verloren haben die Mitbringsel der Sterndeuter bis heute nicht. Gold ist wegen seiner besonderen Farbe, seiner Formbarkeit und Langlebigkeit ein vielfältig einsetzbarer Rohstoff. Besonders beliebt für Schmuck aller Art. Unentbehrlich für viele Industriezweige wie die Zahnmedizin (als Füllung), die Pharmabranche (gegen Rheuma und Arthrose), die Medizintechnik (wegen seiner antibakteriellen Eigenschaft) oder in der Autoindustrie (als elektrische Leiter in Steuerungsgeräten).

Myrrhe ist eines der ältesten Heilmittel der Welt.
Myrrhe ist eines der ältesten Heilmittel der Welt. | Bild: Jan Woitas, dpa

Und zudem eine Geldanlage, die allerdings in den letzten 20 Jahren starken Schwankungen unterworfen war. Im Sommer 2020, als die Corona-Krise die Aktien-Kurse einbrechen ließ, erreichte Gold beispielsweise neue Rekorde und hat sich damit einmal mehr als Krisenwährung hervorgetan. Der Preis je Feinunze Gold (31,1 Gramm) stieg zwischenzeitlich auf rund 1750 Euro, derzeit sind es immer noch 1580 Euro. Ob man im Falle eines Falles aber heute tatsächlich noch irgendwo mit seinem Goldbarren bezahlen könnte, ist mehr als fraglich. Weshalb Finanzexperten und Verbraucherschützer davon abraten, mehr als zehn Prozent des Vermögens in Gold anzulegen.

Getrocknetes Baumharz als Geschenk

Geld verdienen lässt sich bis heute mit Weihrauch. Das getrocknete Baumharz enthält ätherische Öle und Säuren, die schon lange in der ayurvedischen Medizin eingesetzt werden. Sie sollen Entzündungen lindern, desinfizierend wirken und auch bei chronischen Erkrankungen wie Rheuma helfen. „Häufig wird Weihrauch inzwischen auch in Kosmetika angeboten“, sagt Katina Lindmayer von der Landesapothekenkammer Baden-Württemberg. Weihrauch stammt meist aus Äthiopien, Somalia, Indien oder dem Oman und wird dort in der heißesten Jahreszeit geerntet. Ritzt man dann die Rinde des Weihrauchbaumes auf, erhärtet der austretende Balsam an der Luft zu Harz. Der Marktpreis liegt heute bei rund 130 Euro pro Kilo.

Myrrhe kostet 70 Euro pro Kilo

Günstiger ist eine der ältesten Heilpflanzen der Welt zu haben: Das Gummiharz Myrrhe gibt es schon ab 70 Euro das Kilo. „Myrrhe wird traditionell als Tinktur bei Entzündungen in Mund und Rachen verwendet und ist in entsprechenden Produkten enthalten“, sagt Katina Lindmayer. Aber auch in Parfüms und Deos findet sich die holzig-süßlich riechende Myrrhe häufig.

Kosmetika und Schmuck zählen seit vielen Jahren zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken der Deutschen. Was zeigt: Die Heiligen Drei Könige haben vor mehr als 2000 Jahren zeitlos gute Geschenke gewählt.