Herr Burghof, was sind die drei größten Fehler, die man bei der Aktienanlage als Normalbürger machen kann?
Hans-Peter Burghof: Ein gewaltiger Fehler wäre, das Geld nicht gut zu streuen. Aktien sind grundsätzlich eine durchaus risikoreiche Anlageform, und daher ist es für Nicht-Finanzprofis wichtig, zu diversifizieren und Risiken so abzupuffern. Als zweiter möglicher Fehler fällt mir das Stichwort Timing-Fähigkeit ein.
Privatanleger sollten nicht glauben, dass sie es schaffen, den richtigen Zeitpunkt zum Kauf oder zum Verkauf von Aktien zu erwischen. Grade bei Krisen sind sie meist zu spät dran. Nicht selten kommt es dann vor, dass sie zu einem Zeitpunkt Aktien abstoßen, wenn die Profis schon wieder einsteigen. Daher ist wichtig, mit ruhiger Hand zu investieren.

Und drittens?
Burghof: Man sollte nur Finanzprodukte kaufen, die man auch versteht. Bei Aktien-Einzeltiteln heißt das zum Beispiel, dass man das Geschäftsmodell der Firma, deren Anteile man kauft, gut kennen sollte. Außerdem sollte man sich bei Aktieninvestments nicht von tollen Werbe-Phrasen blenden lassen. Denn oft nutzen Aktiengesellschaften Komplexität und Intransparenz im Geschäftsmodell, um dummes Geld bei den Anlegern einzusammeln.
Übrigens: Wenn man eine besondere Fachkompetenz hat, etwa weil man Entwickler in der Automobilindustrie ist, sollte man das durchaus nutzen und entsprechende Aktien im Portfolio übergewichten. Das kann Rendite bringen.

Gibt es eine goldene Daumen-Regel, wie der Normalbürger sein Geld anlegen sollte?
Burghof: Generell gilt: Relativ viel Geld in Aktien, oder ETFs zu investieren, ist eine gute Idee. Die Erfahrung zeigt, dass sie über Jahrzehnte gute Renditen bringen. Eine Garantie hat man aber nicht. Bis zu den 1980er Jahren haben sich die Kurse beispielsweise lange Zeit nur seitwärts bewegt.
In ein Depot sollte auch ein Anteil Tagesgeld als Liquiditätsreserve, um unvorhergesehene Situationen finanziell zu überbrücken, etwa das kaputte Auto oder die Waschmaschine. Gold im Depot hat indes so seine Tücken. Das Edelmetall ist ein Produkt, mit dem man Strukturbrüche und Krisen übersteht. In normalen Zeiten hat es dagegen eine negative Rendite.
Macht es beim Investieren einen Unterschied, ob man alt oder jung ist?
Burghof: Junge Menschen sollten überwiegend in Aktien investieren, weil sie in langen Zeiträumen planen können. Je älter man wird, desto höher sollte der Anteil festverzinslicher Wertpapiere sein. Denn die Möglichkeit, Krisen und Kursverluste auszusitzen, sinkt – einfach weil man dem Tod immer näher kommt.