Die Wirtschaft im Südwesten scheint noch einmal davongekommen zu sein. Größere Schadensmeldungen von Seiten der Betriebe seien bislang nicht verzeichnet worden, sagte ein Sprecher der in Weingarten ansässigen IHK Bodensee-Oberschwaben dem SÜDKURIER am Montag. Nicht auszuschließen sei, dass in einzelnen Gebieten Keller von Firmen vollgelaufen seien. Meldungen zu Produktionsausfällen lägen aber nicht vor. Die Hochwasserlage bleibe aber weiter angespannt.
Vielfach fehlt noch der Überblick
Ähnlich äußert man sich bei der IHK in Ulm. Es seien noch keine Meldungen über besondere Beeinträchtigungen regionaler Unternehmen eingetroffen, sagte der der Vize-Geschäftsführer der IHK Ulm, Jonas Pürckhauer. Man habe hier aber noch keinen umfassenden Überblick, was womöglich auch daran liege, dass die betroffenen Unternehmen noch aktuell mit der Schadensbeseitigung beschäftigt seien. In besonders schwer getroffenen Städten, wie der Barockstadt Ochsenhausen im Landkreis Biberach, geht Pürckhauer aber davon aus, dass „sicher Geschäfte von Einzelhändlern Schäden davongetragen haben“.
Von besonderen Schadensfällen im Bezirk der Villinger IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg habe man bisher nicht erfahren, heißt es bei der Kammer. Von den Speditionen wisse man etwa, dass Lieferungen weiter gewährleistet werden könnten, Lastwägen könnten also weiter normal fahren oder fänden Ausweichstrecken.
Notfallpläne in Kraft
Auch einzeln vom SÜDKURIER angefragte Firmen gaben begrenzt Entwarnung. Von Deutschlands zweitgrößtem Autozulieferer ZF Friedrichshafen hieß es, bisher gebe es „keine Beeinträchtigungen“ – sowohl am mehrere Tausend Mitarbeiter umfassenden Stammsitz in Friedrichshafen, als auch an weiteren potenziell vom Hochwasser gefährdeten Werken. Dazu gehört etwa das Passauer ZF-Werk. In Passau fließen mehrere Hochwasser führende Flüsse zusammen. „Der in Passau erwartete Pegel-Höchststand von 9,50 Meter hat im Hinblick auf mögliche Überflutungen unseres Werks keine Auswirkungen“, sagte ein ZF-Sprecher. Sollte sich die Situation gravierend verändern, trete ein Notfallplan in Kraft.
Vom Energieversorger Stadtwerk am See aus Friedrichshafen hieß es, an der Infrastruktur seien keine Schäden durch das Hochwasser verursacht worden. Man sei „gut aufgestellt“, sagte ein Sprecher.
Um sich vor Hochwasserschäden zu schützen, sollten sich Unternehmen und Händler über etwaige Gefahrenlagen informieren, sagt Philipp Hilsenbek, der bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg für die Standortpolitik zuständig ist. Aber auch Regionalplaner müssten wohl auf die sich verändernden Bedingungen eingehen. Bei Gewerbe- und Industriegebieten müsse auf Abstände zu Rückhaltebecken oder Überflutungszonen geachtet werden.
Hochwassergefahrenkarten einsehen
Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl an Starkregenereignissen sei von Seiten der IHKs schon vor Jahren das Informationsangebot für Unternehmen hochgefahren worden, sagt auch IHK-Mann Pürckhauer. Das beginne bei einer hochwasserangepassten Bauweise von Firmengebäuden, gehe über die Sensibilisierung für Gefahren von Wassereinbruch in Materiallager und Produktionsstätten, bis hin zur eigenständigen Information über Hochwassergefahrenkarten, die von den Landesumweltbehörden erstellt worden sind. Die IHK sensibilisierte hierzu seit Jahren der Firmen.