Lukas von Hoyer

Das Bürgergeld soll Menschen helfen, die ohne ein geregeltes Einkommen und berufliche Tätigkeit in eine soziale Notlage geraten sind. Das konkrete Ziel ist in diesem Zuge die Sicherung des Existenzminimums, stellt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) klar. Doch rund um die Grundsicherung gibt es noch ein weiteres Ziel, welches Priorität hat: „Beim Bürgergeld geht es darum, Menschen in Arbeit zu bringen“, ist auf der Website des BMAS zu lesen.

Die Jobcenter sollen die Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld dabei unterstützen, einen Job zu finden. Sie vermitteln Arbeitsplätze und Ausbildungsplätze und leisten auch finanzielle Unterstützung für Weiterbildungen und Umschulungen. Das Schaffen einer geeigneten Qualifikation steht im Mittelpunkt. Doch in welchen Branchen sind die Chancen für Bezieherinnen und Bezieher der Grundsicherung am besten, nach einer Ausbildung oder Weiterbildung zurück ins Berufsleben zu finden?

In diesen Branchen haben Bürgergeld-Empfänger die besten Chancen auf Arbeit

Weiterbildungen von Personen, die ins Bürgergeld gerutscht sind, werden von den Jobcentern durch Bildungsgutscheine gefördert, verriet ein Sprecher der Bundesagentur für Arbeit (BA) unserer Redaktion. Ob ein Gutschein gewährt wird, hängt demnach vom Einzelfall ab. Es werden Voraussetzungen der Antragstellerinnen und Antragsteller geprüft und auch der lokale Arbeitsmarkt berücksichtigt. Weiterbildungen werden dann bezahlt, wenn sie „erforderlich und nachhaltig sind“, erklärte der Sprecher.

Wichtig ist bei der Bewertung der Einzelfälle auch die Chance auf eine Eingliederung ins Berufsleben. „Insgesamt liegt die Eingliederungsquote von Bürgergeldempfängern bei einer Förderung der beruflichen Weiterbildung mit Abschluss bei 39 Prozent“, erklärt uns der Sprecher. Die Unterschiede nach Branchen sind gewaltig. Die Bundesagentur für Arbeit führt eine Statistik, in der zehn Berufsgruppen auf eine Eingliederungsquote von mehr als 50 Prozent kommen. In der Gesundheits- und Pflegebranche scheint sich die Förderung der Jobcenter am ehesten zu lohnen.

  • Gesundheit, Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe: 74,6 Prozent

  • Pflegeberufe: 72,7 Prozent

  • Kinderbetreuung und Kindererziehung: 70,5 Prozent

  • Medizinische Gesundheitsberufe: 63,0 Prozent

  • Führer von Fahrzeug- und Transportgeräten: 61,5 Prozent

  • Hauswirtschaftliche Berufe: 61,3 Prozent

  • Theologie: 61,3 Prozent

  • Altenpflege: 60,6 Prozent

  • Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen und Steuerberatung: 54,2 Prozent

  • Gebäude- und versorgungstechnische Berufe: 52,6 Prozent

Übrigens: Jobcenter klagen in Bezug auf das Bürgergeld über kriminelle Maschen. Einige Jobcenter drängen außerdem auf härtere Sanktionen, die sie verhängen können.

Bürgergeld: Jobs mit Eingliederungsquote unter 50 Prozent

Gute Eingliederungsquoten nach einer erfolgreichen Weiterbildung finden sich auch in Verkaufsberufen, Berufen der Sicherheitsbranche, in der Lebensmittelbranche und in Mechatronik- und Elektroberufen. Keine guten Aussichten haben hingegen Bürgergeld-Empfängerinnen und -Empfänger, die Papier- und Druckberufen oder der Mediengestaltung weitergebildet werden. Auch im Vertrieb, bei Handelsberufen und in der Hotelbranche sind die Eingliederungsquoten gering, wie die BA-Statistik offenbart.

  • Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe: 43,8 Prozent

  • Verkaufsberufe: 43,7 Prozent

  • Lebensmittelherstellung und -verarbeitung: 42,4 Prozent

  • Schutz-, Sicherheits- und Überwachungsberufe: 42,3 Prozent

  • Gartenbauberufe und Floristik: 41,8 Prozent

  • Metallerzeugung, -bearbeitung und Metallbau: 40,3 Prozent

  • Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe: 40 Prozent

  • Verkehr und Logistik (außer Fahrzeugführer): 39,3 Prozent

  • Mathematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberufe: 36,4 Prozent

  • Berufe in Recht und Verwaltung: 36,3 Prozent

  • Textil- und Lederberufe: 35,1 Prozent

  • Technische Entwicklung, Konstruktion und Produktionssteuerung: 35 Prozent

  • Nichtmedizinische Gesundheit: 34,7 Prozent

  • Unternehmensführung und -organisation: 33 Prozent

  • Informatik- und andere IKT-Berufe: 30,5 Prozent

  • Darstellende und unterhaltende Berufe: 30 Prozent

  • Bauplanung, Architektur und Vermessungsberufe: 30 Prozent

  • Werbung, Marketing, kaufmännischer Beruf und redaktioneller Medienberuf: 29,7 Prozent

  • (Innen-)Ausbauberufe: 29,7 Prozent

  • Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe: 28,7 Prozent

  • Kunststoff- und Holzherstellung und -verarbeitung: 25,3 Prozent

  • Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe: 24 Prozent

  • Papier-, Druckberufe und technische Mediengestaltung: 18,6 Prozent

Auch interessant: Union und SPD möchten das Bürgergeld in eine Neue Grundsicherung umbauen. Diese soll einen Bewerbungszwang mitbringen und mehr Menschen in Arbeit bringen.