Bernd Schilling mag nicht überdramatisieren. Aber auch nicht beschönigen. Und so sagt der Vorstand des Automobilzulieferers IMS-Gear: „Die Jahre, in denen wir mit Rückenwind segeln konnten, sind vorbei. Wir leben in Zeiten, in denen kaum noch etwas planbar ist.“

In Zeiten, in denen die Energiepreise ins schier Unermessliche klettern. So rechnet IMS-Gear etwa mit fünf Millionen Euro an Mehrkosten allein wegen der Strompreise. Und mit weiteren sechs Millionen Euro an Mehrkosten wegen der steigenden Heiz- und Gaspreise. „Das spüren wir schon stark“, sagt Schillings Vorstandskollege Dieter Lebzelter.

Wenn Mitarbeiter des Lockdowns wegen im Betrieb übernachten

Noch stärker spürt der Zahnrad- und Getriebetechnikspezialist momentan den Lockdown in China. In Shanghai, wo China seit März mit besonders rigorosen Maßnahmen gegen Corona vorgeht, habe IMS Gear zwar kein eigenes Werk, dafür aber einen Standort kaum 45 Kilometer von Shanghai entfernt: in Taicang – und auch die Stadt ist inzwischen im Lockdown.

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Für die Mitarbeiter heißt das: „Sie dürfen zwar arbeiten, aber dann die Firma nicht mehr verlassen“, sagt IMS-Gear-Vorstand Wolfgang Weber. Auf freiwilliger Basis hätten sich 250 der 600 dort Beschäftigten entschieden, die Produktion aufrechtzuerhalten und in Feldbetten auf dem Werkgelände zu schlafen. „Das ist beachtlich und hilft uns, eingeschränkt dort noch produzieren zu können.“

Trotz der schwierigen Zeit habe IMS-Gear im letzten Jahr einen Umsatz von 460 Millionen Euro gemacht, sagt Schilling bei der Bilanzpressekonferenz. Im ersten Corona-Jahr 2020 lag er nur bei 440 Millionen Euro. „Und 50 Prozent des Gesamtumsatzes machen wir tatsächlich mit unseren Standorten in Deutschland“, sagt Schilling.

Für das laufende Jahr rechne das Unternehmen, das weltweit rund 3100 Mitarbeiter beschäftigt, mit einer erneuten Umsatzsteigerung. Und das trotz der vielen Unabwägbarkeiten, die der Ukraine-Krieg mit sich bringt.

Die IMS-Gear-Vorstände blicken optimistisch in die Zukunft: Dieter Lebzelter (von links), Wolfgang Weber und Bernd Schilling.
Die IMS-Gear-Vorstände blicken optimistisch in die Zukunft: Dieter Lebzelter (von links), Wolfgang Weber und Bernd Schilling. | Bild: Simon, Guy

Warum Schilling so optimistisch ist? „Wir sehen, dass die Nachfrage nach Fahrzeugen nach wie vor groß ist.“ Der IMS-Gear-Vorstand spricht von einem momentanen Marktbedarf von etwa 95 Millionen Fahrzeugen pro Jahr.

Und da jetzt in den Pandemie-Jahren weniger produziert worden sei, „hat sich ein Rückstand aufgebaut, die Nachfrage ist aber da und will gestillt werden“, sagt Schilling und sieht genau darin viel Potential für ein Umsatzwachstum, das die negativen Marktauswirkungen, wie gestiegene Material- und Energiekosten, gut kompensieren könnte.

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Auch die Transformation in der Automobilbranche, also dem Umstieg von Verbrennungsmotoren auf Hybrid-Technik oder auf einen rein elektrisch betriebenen Wagen, macht IMS Gear keine Sorgen. „Was wir produzieren, nämlich Einzelteile im Bereich Komfort, wie etwa eine Sitzverstellung, oder Teile an der Lenkung, das wird ja in allen Fahrzeugtypen gebraucht.“ Und so sei man auch weitestgehend unabhängig von der den Entwicklungen in der Branche.

Weitere Geschäftsfelder

Zumal mittlerweile auch andere Felder in den Fokus rücken. So fertige IMS Gear in Villingen Planetengetriebe, wie sie etwa in Roboterfahrzeugen oder in Gabelstaplern zu finden sind. Der Umsatz in diesem Bereich soll um 20 Prozent wachsen.

Überhaupt investiere IMS Gear gerade viel: Rund 50 Millionen Euro sind es im letzten Jahr gewesen – für den Ausbau von Produktionsanlagen. Gut 40 Millionen Euro sollen in diesem Jahr investiert werden.