Deutschlands drittgrößter Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen sieht ein klares Ende für den Verbrennungsmotor. „Wir stellen uns darauf ein, dass man im Jahr 2035 in Europa kaum noch Verbrenner verkaufen wird, im Pkw-Bereich vielleicht gar keine mehr“, sagte ZF-Chef Wolf-Henning Scheider der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung„.

ZF-Chef Wolf-Henning Scheider muss den Zulieferer umbauen.
ZF-Chef Wolf-Henning Scheider muss den Zulieferer umbauen. | Bild: Felix Kästle

Den Anteil von 25 bis 30 Prozent, den dieses Geschäft heute noch zum ZF-Umsatz beitrage, werde das Unternehmen bis zu diesem Zeitpunkt „mit den neuen Feldern kompensiert haben“, sagte er.

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Damit präzisiert der ZF-Chef seinen Ausstiegsplan aus Technologien, die direkt mit Verbrennungsmotoren zusammenhängen. Bereits im Sommer 2020 hatte ZF angekündigt, keine Antriebskomponenten mehr neu zu entwickeln, die nur für Fahrzeuge mit reinen Verbrennungsmotoren geeignet sind. Nun steht also fest, wann das ZF-Geschäft vollständig auf neue Antriebsformen umgestellt sein soll.

Autobauer schieben Verbrenner aufs Abstellgleis

ZF steht mit seinen Plänen nicht alleine da. In den vergangenen Monaten haben eine ganze Reihe von Autoherstellern Ausstiegspläne aus der Verbrenner-Technologie bekannt gegeben, sich dabei aber oft ein Hintertürchen offen gelassen. So kündigte der Stuttgarter Daimler-Konzern im Herbst 2019 an, zunächst keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zu entwickeln. Ganz ausschließen wollte man es damals in Stuttgart aber nicht. Ende vergangenen Jahres wurde dann bekannt, dass Daimler mit dem chinesischen Großaktionär Geely einen neuen Benzinmotor auflegen will, der als Standard-Aggregat diverse Marken dienen könnte.

So sieht ZF die Zukunft: Autonom fahrendes Bus-Konzept auf der IAA 2019. Im Vordergrund der ZF-Chef.
So sieht ZF die Zukunft: Autonom fahrendes Bus-Konzept auf der IAA 2019. Im Vordergrund der ZF-Chef. | Bild: Sean Gallup

Auch Volkswagen hat frühe Aussagen, zügig ein Ende der Verbrenners anzustreben, mittlerweile relativiert. Ursprünglich sollte 2026 die letzte Verbrennerplattform entwickelt werden und Anfang der 2030er Jahre die letzten Diesel und Benziner auf den Markt kommen. Zuletzt hieß es jedoch, man werde noch auf lange Sicht verschiedene Antriebsarten gleichberechtigt im Programm haben. Für einige Aufregung sorgte jüngst ein Interview von Audi-Chef Markus Duesmann, in dem er die letzte Generation seiner Volumenmodelle Audi A4 und A6 für 2023 ankündigte. Danach sollten sie durch E-Modelle ersetzt werden. Für ZF relevant könnte auch Duesmanns Einschätzung zur Hybrid-Technologie sein. Dem „Manager Magazin„ sagte der Audi-Chef, Hybride seien für ihn Auslaufmodelle. Ohne Förderung der Politik, würde der Kunde wohl nicht zugreifen, sagte er.

Audi erteilt Hybrid Abfuhr

Für ZF ist die Hybrid-Technologie, die Verbrennungs- und E-Motor vereint, indes immens wichtig, um den Übergang ins E-Zeitalter abzufedern. Unablässig hat der Konzern zusammen mit der Mehrheit der Hersteller für den Hybrid getrommelt – auch weil ZF mit seinem Achtgang-Automatik-Hybridgetriebe der dritten Generation aktuell ein Produkt im Programm hat, das sich sehr gut verkauft. Im Jahr 2022 soll das Nachfolgegetriebe an den Start gehen. Ob ZF danach weiter in die Technologie investiere, ließ ein ZF-Sprecher am Montag offen. „Das ist derzeit noch unklar“, sagte er.