Die Inflation schlägt derzeit voll zu – aber ist das wirklich für jeden so? Mitnichten. Denn es ist durchaus möglich, dass der eine von der Geldentwertung voll getroffen wird, während ein anderer ein Leben in relativer Preisstabilität führt – auch bei formal hohen Inflationsraten von derzeit gut sieben Prozent.

Wie wird die Inflation überhaupt berechnet?

Um zu verstehen, warum das so ist, muss man sich ansehen, wie die vom Statistischen Bundesamt erhobene Inflationsrate entsteht. Die Wiesbadener Beamten erstellen dafür eine Art virtuellen Warenkorb, in den sie insgesamt 650 Güter und Dienstleistungen hineinlegen. Das Ziel ist es, möglichst alle Produkte zu erfassen, die im alltäglichen Leben der Menschen in Deutschland eine Rolle spielen – vom Schweinebraten bis zur Urlaubsreise.

Dann wird die Preisentwicklung der einzelnen Produkte im Vergleich zum Vormonat errechnet. Und weil nicht jedes Produkt im Budget der Haushalte gleich stark zu Buche schlägt, werden sie noch unterschiedlich gewichtet. Eine sanfte Erhöhung der Mieten geht also stärker in die Errechnung der Inflationsrate ein, als ein deftiger Preisaufschlag bei Lippenstiften.

Heizöl ist der Star der Preistreiber und fast doppelt so teuer geworden.
Heizöl ist der Star der Preistreiber und fast doppelt so teuer geworden. | Bild: David Inderlied, dpa

Am Ende steht nur ein Wert: Die monatlich veröffentlichte Inflationsrate. Damit ist aber klar, dass die Inflation nicht jeden gleich trifft. Wer etwa ein Eigenheim besitzt, braucht sich um die Mieten-Inflation nicht zu scheren, und wer ein Mann ist, meist nicht um den Preisauftrieb bei Lippenstiften. Wer das begriffen hat, kann versuchen bewusster als bisher zu konsumieren, um in Sachen Inflation, besser weg zu kommen. Einige Tipps:

Tipp 1: Beim Heizen sparsam sein

Es ist fast schon ein Allgemeinplatz, aber wiederholen lohnt sich: Wer beim Heizen spart, kann die Folgen seiner ganz persönlichen Inflation massiv abmildern, denn keine anderen wichtigen Güter sind innerhalb eines Jahres in vergleichbarem Ausmaß teurer geworden als Brennstoffe. Heizöl hat seinen Preis nach Destatis-Daten zwischen April 2021 und 2022 glatt verdoppelt und auch Gas hat um knapp 50 Prozent zugelegt – und wird teuer bleiben.

Eine Faustregel besagt, dass ein Grad weniger Zimmertemperatur sechs Prozent Energie spart. Eine ähnliche Rechnung kann man fürs Duschen aufmachen – zumal auch die Wasserpreise deutlich anziehen. Die Stiftung Warentest hat jüngst nachgerechnet und kommt zu dem Schluss, dass sich alles rund ums Wohnen innerhalb eines Jahres um knapp neun Prozent verteuert hat. Preissteigerungen in diesem Bereich sind für die Bürger entscheidend, denn sie machen bei der Berechnung der Teuerung knapp ein Drittel der Veränderung aus.

Tipp 2: Mobilitätsverhalten ändern

Wer aufs Auto, aber auch auf den öffentlichen Nahverkehr, angewiesen ist, sollte Alternativen suchen. Um knapp 40 Prozent haben sich flüssige Kraftstoffe in Jahresfrist verteuert. Zwar soll die Pendlerpauschale leicht angehoben und zum ersten Juni ein Tankrabatt von bis zu 30 Cent je Liter eingeführt werden – dennoch wird sich für manchen der Umstieg aufs Fahrrad lohnen.

Für Pendler im öffentlichen Nahverkehr soll zwischen Juni und August ein Neun-Euro-Ticket eingeführt werden, das sehr viel teurere Monatstickets ersetzen kann. Daran, dass die Inflation mit Auslaufen des Billig-Tickets abflaut, glaubt aber kein Fachmann. Die Belastungen aus Mobilität werden für die Bürger also perspektivisch hoch bleiben.

Wer sein Auto zur Werkstatt bringt zahlt gut 6 Prozent mehr als Anfang 2021.
Wer sein Auto zur Werkstatt bringt zahlt gut 6 Prozent mehr als Anfang 2021. | Bild: sdobestock

Tipp 3: Die Wohnung nicht wechseln und Vorsicht beim Hauskauf

Die Mieten in Deutschland steigen weiter, aber besonders bei Neuvermietungen langen Eigner zu. Wer daher mit dem Gedanken spielt umzuziehen, sollte sich den Schritt genau überlegen, denn mit großer Wahrscheinlichkeit bekommt er bei einem Umzug weniger für sein Geld.

Ins Grübeln kommen sollten auch Hauskäufer. Nach Angaben des Verbandes der Pfandbriefbanken haben sich Wohnimmobilien im ersten Quartal deutschlandweit gegenüber dem Vorjahres-Abschnitt erneut um 10,7 Prozent verteuert – und damit einen mittlerweile langjährigen Trend bestätigt. Gleichzeitig sind die Zinsen für zehnjährige Hausfinanzierungen seit Jahresbeginn von 1 auf 2,6 Prozent Anfang Mai gestiegen. Käufer stecken also in der Klemme, die viele an die Belastungsgrenze führt.

Tipp 4: Aufpassen beim Kochen

Aber auch im Kleinen schlägt die Inflation voll durch. Öle zum Braten, aber auch Milchprodukte wie Butter sind etwa aufgrund des Ukraine-Krieges massiv teurer geworden. Daher lohnt es sich, Speisen nicht zu frittieren oder in der Pfanne mit viel Fett anzubraten.

Wer davon nicht wegkommt, sollte beschichtete Pfannen oder Heißluft-Fritteusen verwenden, die mit vergleichsweise wenig Fett auskommen. Oder sich fleischarm ernähren, den hier sind die Preissteigerungen oft niedriger.

Der Preis für Butter ist deutlich gestiegen. Nicht nur Markenprodukte wie hier Kerrygold, sondern auch die günstigere Lidl-Eigenmarke ...
Der Preis für Butter ist deutlich gestiegen. Nicht nur Markenprodukte wie hier Kerrygold, sondern auch die günstigere Lidl-Eigenmarke Milbona kostet teils über zwei Euro. | Bild: Moll, Mirjam

Tipp 5: Preise vergleichen, Angebote suchen

Um Massentierhaltung zu verhindern, wollte Ex-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vor einiger Zeit Lockvogelangebote für Fleisch in Werbebeilagen verbieten – heute wäre so ein Vorstoß undenkbar. Denn die massiven Preissteigerung bei Lebensmitteln – bei Fleisch waren es laut Destatis 12 Prozent innerhalb eines Jahres – haben viele Bürger an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit gebracht.

Preise vergleichen ist wichtiger denn je, um sein Budget einzuhalten. Das gilt auch für Strom, Gas oder Versicherungen, denn auch hier langt die Teuerung zu.