Spätestens in 30 Jahren soll Deutschland komplett ohne fossile Energieträger auskommen. Das hat Auswirkungen nicht nur aufs Autofahren, sondern auch auf die Haustechnik. Häuslebauer und Wohnungsbesitzer müssen sich daher überlegen, auf welche Technologie sie beim Heizen langfristig setzen. Bei unserer SÜDKURIER-Telefonaktion haben wir Lesern die Möglichkeit gegeben, Fragen an Experten zu richten. Die wichtigsten haben wir zusammengefasst:

Stimmt es, dass fossile Brennstoffe verboten werden sollen?

Nein, allerdings ist es politischer Wille, dass Deutschland bis 2050 komplett klimaneutral wird. Durch die Bepreisung von CO2 in Verkehr und Haushalten steigt der Preis pro Liter Benzin ab 2021 in einem ersten Schritt um 7 Cent, der Liter Diesel um 7,9 Cent. Heizöl wird pro Liter um 7,9 Cent teurer, Erdgas um 0,6 Cent pro Kilowattstunde. Strom wird dagegen preislich entlastet. Mit Öl oder Gas zu heizen, wird also preislich unattraktiver.

Stimmt es, dass Ölheizungen verboten werden sollen?

Bestehende Ölheizungen dürfen weiter betrieben werden – auch über das Jahr 2026 hinaus. Allerdings ist der Einbau einer neuen einfachen Ölheizung ab 2026 nicht mehr gestattet. Möglich sind dann nur noch moderne Öl-Brennwert-Heizungen in Kombination mit erneuerbaren Energien. In Baden-Württemberg gilt seit 2015 das Erneuerbare-Wärme-Gesetz. Dieses schreibt generell vor, beim Kesseltausch mindestens 15 Prozent des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien zu decken, also etwa mit Pellets oder Holz, Biogas, Solarthermie oder einer Wärmepumpenanlage.

Sogar Photovoltaik oder der Anschluss an ein Nahwärmesystem zählt hierbei. Wer trotz allem eine Ölheizung betreiben, sie aber nicht mit einer Ökoenergieanlage kombinieren will, kann die geforderte Bioquote von 15 Prozent teilweise abdecken, indem er ausschließlich Bio-Heizöl verfeuert. Zusätzlich muss dann aber von einem Energieberater ein sogenannter Sanierungsfahrplan angefertigt werden.

Der Klassiker: Heizöl. Fast 920.000 Menschen im Südwesten heizen damit
Der Klassiker: Heizöl. Fast 920.000 Menschen im Südwesten heizen damit | Bild: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Was bringt ein Sanierungsfahrplan?

Er zeigt auf, an welchen Stellen am Haus, eine energetische Sanierung besonders lohnt. Zugelassene Energiebrater findet man etwa unter www.energie-effizienz-experten.de. Die Kosten, die bis zu 1000 Euro betragen können, kann man sich beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) bezuschussen lassen.

Unterschätzte Technologie: Röhrenkollektoren oder Solarthermische Anlagen bringen viel Energie.
Unterschätzte Technologie: Röhrenkollektoren oder Solarthermische Anlagen bringen viel Energie. | Bild: Tom Pischell, dpa

Unsere Ölheizung ist über 30 Jahre alt. Die Abgaswerte sind gut. Der Kaminkehrer ist zufrieden. Warum sollte ich sie austauschen?

Austauschpflicht besteht nach der Energieeinsparverordnung nur für Öl- und Gasheizungen, die 30 oder mehr Jahre alt sind und nicht über Brennwerttechnik verfügen. Von der Pflicht ausgenommen sind Eigentümer von Ein- oder Zweifamilienhäusern, die ihr Haus seit Februar 2002 selbst bewohnen. Damit gilt die Austauschpflicht zunächst für vermietete Gebäude. Selbst nutzende Eigentümer müssen ihre Heizung dann austauschen, wenn das Gebäude mehr als zwei Wohnungen hat oder wenn es nach dem 1. Februar 2002 einen Besitzerwechsel gab. Kurz gesagt: Es gibt viele Sonderregeln. Das beste ist es, einen Energieberater zu kontaktieren oder den Kaminkehrer zu fragen.

Boomende Technologie: Wärmepumpe, hier eine Bodenwärmepumpe.
Boomende Technologie: Wärmepumpe, hier eine Bodenwärmepumpe. | Bild: Bundesverband Wärmepumpe/dpa

Wird der Austausch gefördert?

Für den Wechsel zu einer Heizung auf der Basis erneuerbaren Energien, etwa Wärmepumpen oder Pellets, oder zu einer Heizung, die herkömmliche und erneuerbare Energien kombiniert, gibt es Fördergeld. Wichtig dabei: Man kann das Fördergeld nur in Anspruch nehmen, wenn die Heizung das 30. Lebensjahr noch nicht erreicht hat. Gleichwohl können Öl-Brennwert-Heizungen noch bis Ende 2025 eingebaut werden – ohne Förderung. Weil sie die Restwärme aus dem Abgas mitverwerten, gelten sie als relativ effizient.

Warum werden die Zügel für alte Öl- und Gaskessel angezogen?

Rund die Hälfte aller Öl- und Gasheizungen in Deutschland ist älter als 15 bis 20 Jahre. Baden-Württemberg ist mit allein 920 000 Ölheizungen Stammland dieser Heiztechnik. Wegen ihres Alters weisen die Anlagen aber oft sehr schlechte Energieverbrauchs- und Schadstoffemissionwerte auf. Insbesondere Konstanttemperaturkessel, sollten daher raus.

Dämmen ist zwar teuer, bringt aber sehr viel, um Wärmeverlusten den Garaus zu machen
Dämmen ist zwar teuer, bringt aber sehr viel, um Wärmeverlusten den Garaus zu machen | Bild: Sebastian Gollnow/dpa

Unser Haus ist Baujahr 1955, die Ölheizung ist 44 Jahre alt. Welche Alternativen gibt es zur Ölheizung?

Zukunftsfähige Heizungen verzichten so gut es geht auf fossile Brennstoffe oder aber verfeuern diese sehr effizient. Mögliche Heizungsarten sind Pellets, geothermische Anlagen oder Wärmepumpen, Solarheizungen in Kombination mit Speichern oder sogar Kraft-Wärmekopplungsanlagen, die zusätzlich Strom erzeugen. Bei klassischen Heizsystemen gilt die Faustregel: Gas ist besser als Öl. Brennwerttechnik ist Pflicht.

Wie sieht es mit Kachelöfen aus?

Für Besitzer von Öfen, die zwischen 25 und 35 Jahre alt sind, heißt es Ende des Jahres unter Umständen Abschied nehmen. Denn alte Kamin- und Kachelöfen, aber auch Heizkamine für Festbrennstoffe wie Holzscheite, Pellets, Hackschnitzel oder Kohle überschreiten in vielen Fällen den in der Bundes-Immissionsschutzverordnung festgelegten Schadstoffausstoß. Besitzer haben die Möglichkeit sie zu modernisieren oder auszutauschen. Es gibt aber viele Ausnahmen. Daher lohnt ein Gespräch mit dem Schornsteinfeger.

Arash Shahabeddin vom Verband der Privaten Bausparkassen.
Arash Shahabeddin vom Verband der Privaten Bausparkassen. | Bild: SK

Bund und Land fördern moderne Heizungen massiv. Wann gibt es das Geld?

Generell gilt: Zuschüsse müssen vor Beginn der Arbeiten beantragt werden, nur dann kann Förderung fließen.Allerdings spielt es keine Rolle, wie alt das Gebäude ist. Zuschüsse gibt es sowohl für bestehende als auch für erst entstehende Häuser. Die Förderung wird meist über das Bafa abgewickelt.

Stefan Hubenschmid vom Verband privater Bauherren.
Stefan Hubenschmid vom Verband privater Bauherren. | Bild: SK

Für welche Sanierungs-Maßnahmen bekommt man überhaupt Staatsgeld?

Für fast alle Maßnahmen, die den Energieverbrauch des Hauses deutlich reduzieren und fossile Brennstoffe ersetzen, legt der Staat etwas oben drauf: Dach und Wände dämmen, Fenster und Türen erneuern, eine Lüftungs­anlage einbauen oder die Heizung austauschen gehören dazu.

Alfred Keller vom Fachverband Sanitär, Heizung, Klima Bodenseekreis
Alfred Keller vom Fachverband Sanitär, Heizung, Klima Bodenseekreis | Bild: SK

Wie bekomme ich einen Steuerbonus für eine energetische Sanierung?

Den beantragen Sie zusammen mit Ihrer Steuererklärung. Ein Fach­unternehmen muss die Sanierung ausführen und bescheinigen, dass es die Arbeiten gemäß den technischen Anforderungen umge­setzt hat. Eine begleitende Energieberatung ist dabei immer ratsam.

Wie hoch ist die Förderung für Wärmepumpenanlagen und Hybrid-Heizungen, die fossile Energieträger mit erneuerbaren kombinieren?

Dafür gibt es einen Zuschuss von Seiten der Bafa von bis zu 35 Prozent der Gesamtkosten. Wenn eine Ölheizung ausgetauscht wird, kann die Förderung sogar noch höher ausfallen.

Bei uns ist das Dachgeschoss zu dämmen. Kann man KfW-Kredite mit Bauspardarlehen kombinieren?

Ja, das ist ohne weiteres möglich.

Wir möchten ein Haus kaufen. Es hat einen Warmwasser-Elektroboiler und ansonsten Nachtspeicheröfen. Ich möchte aber eine zentrale Heizung. Was ist möglich?

Generell ist es wenig empfehlenswert, mit Strom zu heizen. Das ist oft einfach zu teuer. Eine Ausnahme sind Wärmepumpen, die mittels Stromeinsatz aus der Luft oder dem Boden Wärme generieren, mit dem die Räume geheizt werden. Auch Photovoltaikanlagen in Kombination mit einem Speicher sind möglich. Allerdings sind die Stromspeicher noch vergleichsweise teuer. Generell sind Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien besonders empfehlenswert.

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Lohnt Gebäudedämmung überhaupt?

Gebäude gut zu dämmen, ist sehr wichtig, denn über die Fassaden entweichen bis zu 40 Prozent der Hauswärme. Allerdings erfordert die nachträgliche Dämmung von Bestandsbauten ein gutes Gesamtkonzept, das auch die Heizung oder die Fenster mit einbezieht. Hier muss man gut planen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Wichtig ist es, einen Fachmann ins Boot zu holen. Neubauten sollten generell nie ohne umfassende Dämmmaßnahmen geplant werden. Vergessen werden sollte nicht: Eine gute Dämmung sorgt neben hohen Energieeinsparungen auch für behagliches Raumgefühl.