Für die industriestärkste Stadt am Bodensee kommt es 2022 dicke. Gleich mehrere Top-Führungskräfte verlassen im laufenden Jahr ihre Positionen und heuern woanders an.
Chefwechsel bei ZF

Erst kürzlich wurde bekannt, dass sich Wolf-Henning Scheider, Chef von Deutschlands zweitgrößtem Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen, von der Konzernspitze zurückzieht. Er habe sich entschlossen, seine aktive Zeit in der Branche zum Jahresende zu beenden, um sich anderen Herausforderungen zu widmen, sagte Mitte März.
Scheider, der früher den Kolbenbauer Mahle leitete und 2018 zu ZF wechselte, führte persönliche Gründe an, seinen Vertrag nicht zu verlängern. Innerhalb weniger Monate muss sich der Getriebespezialist nun nach einem neuen Konzernchef umschauen.
RRPS braucht einen neuen Chef
Gleiches gilt auch für das zweigrößte in Friedrichshafen ansässige Unternehmen, die MTU-Mutter Rolls Royce Power Systems (RRPS). Wie aus Aufsichtsratskreisen verlautete, wechselt RRPS-Chef Andreas Schell im Herbst als Vorstandsvorsitzender zum baden-württembergischen Energieversorger EnBW und folgt dort auf Frank Mastiaux.
In den vergangenen Monaten kam es bei dem Großmotorenbauer RRPS mehrfach zu Wechseln im Vorstand. Erst im Januar wurde bekannt, dass Finanzvorständin Louise Öfverström nach nur zwei Jahren das Unternehmen „auf eigenen Wunsch“ vorzeitig verlässt. Der Schritt sei „überraschend“ gekommen, hieß es damals aus Konzernkreisen. Normalerweise laufen Vorstandsverträge mindestens drei Jahre.
Ebenfalls im Januar diesen Jahres kündigte RRPS an, dass der Aufsichtsrat Vorstandschef Andreas Schell vorzeitig für weitere drei Jahre – also bis 2025 – an die Konzernspitze bestellt hat. Insbesondere im Rückblick wirft dies Fragen auf. Denn nicht einmal drei Monate später kündigte Schell seinen Wechsel zum sehr viel größeren Energiekonzern EnBW an.

RRPS kommentiert weder den Abgang von Schell noch dessen mögliche Gründe. „Wir äußern uns dazu nicht“, sagte ein Konzernsprecher dem SÜDKURIER. Dass bei RRPS, das allein in Friedrichshafen 5500, weltweit 9000 Mitarbeiter beschäftigt, Manager unerwartet gehen, hat fast schon Tradition.
Auch Wassenberg ging unerwartet
Im April 2019 verließ beispielsweise der langjährige RRPS-Personal-Chef Marcus Wassenberg das Unternehmen „aus privaten Gründen“, nachdem er seinen Vertrag erst einen Monat zuvor verlängert hatte.