Einkaufen und währenddessen mal schnell das E-Auto laden: Immer mehr Supermärkte bieten ihren Kunden diesen Service an. Aldi Süd hat bereits 2015 damit begonnen, Filialen mit Ladestationen auszustatten, in vielen Fällen sogar mit Schnellladesäulen, über die man Elektroautos in 30 bis 45 Minuten annähernd wieder auftanken kann.

Bisher war dieser Service bei Aldi Süd kostenlos. Seit Juni verlangt der Discounter an seinen bundesweit 500 Ladestationen Geld. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Preisen, Supermarkt-Ladestationen und möglichen Alternativen:

Was kostet der Strom bei Aldi?

An langsamen Ladestationen (wie sie oft auch am Straßenrand zu finden sind) kostet der Strom 29 Cent pro Kilowattstunde. An Schnellladesäulen sind 39 Cent fällig. „Damit laden E-Auto-Fahrer in der Regel schneller und günstiger als in der eigenen Garage“, erklärt Aldi-Süd-Sprecherin Anna-Maria Lennertz auf Nachfrage.

Damit hat Lennertz recht: Wer nicht gerade selbst produzierten Solarstrom vom eigenen Dach bezieht, zahlt in der Regel deutlich mehr. Viele Anbieter haben in den vergangenen Monaten ihre Preise erhöht. Die Schnellladestationen des Anbieters „Ionity“, die man häufig an Autobahn-Raststätten findet, verlangen sogar 79 Cent pro Kilowattstunde.

Warum hat Aldi das Gratisangebot eingestellt?

Auf diese Frage geht der Discounter nicht direkt ein. Offiziell heißt es, der Supermarkt wolle die Energiewende vorantreiben. Damit verbunden war sicher die Hoffnung, E-Mobilisten während des Ladevorgangs ins Geschäft zu locken. Ob diese Idee wirtschaftlich aufgegangen ist, bleibt fraglich.

Wer seinen Akku volllädt, kann gut und gerne Strom im Wert von 30 bis 40 Euro beziehen. Diese Summe muss Aldi von den Kunden beim Einkaufen erst einmal wieder hereinholen. Und selbst dann wären die hohen Investitionen für die Ladeinfrastruktur nicht einmal ansatzweise gedeckt.

Wie funktioniert das Bezahlen?

Die Ladestationen wurden mit Kartenlesegeräten ausgestattet. Man kann also per Girocard oder Kreditkarte bezahlen. Laut Aldi Süd kann man auch mit den Ladekarten anderer Stromanbieter bezahlen – dann allerdings zu deren Tarifen, die in der Regel deutlich über denen des Supermarkts liegen.

Hat das kostenpflichtige Laden auch positive Auswirkungen?

So bitter das Ende des Discounter Gratisstroms für die bisherigen Nutzer auch ist, ein Vorteil liegt auf der Hand: Die Ladestationen dürften an Attraktivität verlieren. Gerade in Ballungsgebieten und in Autobahn-Nähe waren die Aldi-Stationen fast immer belegt. Dieser Ansturm könnte nun nachlassen, zumindest von Personen, die auch zu Hause laden können. Zudem war die Ladezeit bisher auf eine Stunde begrenzt. Dieses Limit fällt nun weg.

Ein weiterer Vorteil: Aldi erweitert die Öffnungszeiten. Bisher war die Nutzung nur dann möglich, wenn die dazugehörigen Filialen geöffnet hatten. Das Unternehmen verspricht, künftig „wo immer möglich“ die Ladesäulen täglich von 6 bis 22 Uhr freizuschalten, an manchen Standorten auch 24 Stunden lang.

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Wie verfahren andere Supermärkte?

Die Rewe-Gruppe hat eine Partnerschaft mit den Energiekonzernen EnBW und Shell geschlossen. Bis Ende 2024 will die Supermarktkette bis zu 2000 Ladepunkte an Rewe- und Penny-Filialen aufbauen. Ähnlich verfahren McDonald‘s und die Baumarkt-Kette „Bauhaus“.

Bei Lidl und Kaufland müssen Ladewillige eine App installieren, um die Stationen in Betrieb zu nehmen. Maximal eine Stunde darf dort geladen werden. Noch ist der Strom kostenlos. Die Einführung einer eigenen App deutet jedoch darauf hin, dass auch dieser Service nicht ewig währt.

Wo kann man beim Einkaufen noch kostenlos laden?

Neben Lidl und Kaufland bietet Ikea noch kostenlose Lademöglichkeiten an. Die dortigen Ladestationen sind mit Geschwindigkeiten von 22 Kilowatt allerdings vergleichsweise langsam. Mal eben in einer halben Stunde den Akku füllen – das funktioniert bei Ikea nicht.

Bei Aldi Süd gibt es an vielen Filialen Ladesäulen.
Bei Aldi Süd gibt es an vielen Filialen Ladesäulen. | Bild: Steve Przybilla

Ist das Aldi-Angebot unterm Strich also fair?

Ja. Verglichen mit anderen Anbietern bietet Aldi Süd ein faires Angebot. Gerade für Wohnungsmieter, die keine eigene Wallbox besitzen, kann sich die Fahrt zum Supermarkt immer noch lohnen. Vor allem dann, wenn man die Zeit zum Einkaufen nutzt (worauf Aldi natürlich hofft).

Wie hält es denn Aldi Nord?

Die Grenze zwischen den beiden Aldi-Imperien verläuft quer durch Deutschland, genauer gesagt: quer durch Nordrhein-Westfalen, Hessen, den Süden Thüringens und entlang der sächsisch-bayerischen Landesgrenze. Aldi Nord hat – trotz gegenteiliger Beteuerungen – bisher so gut wie keine Ladeinfrastruktur aufgebaut.

Wie finde ich generell kostenlose Ladestationen?

Auch wenn viele Supermärkte auf Bezahlangebote umstellen: Noch immer ist es in manchen Parkhäusern oder Einkaufszentren möglich, an kostenlosen Ladestrom zu gelangen.

Websites bzw. Apps wie „Goingelectric“ können Ladestationen nach verschiedenen Kategorien filtern, unter anderem: Gratis-Strom. Ob sich die – mitunter weite – Fahrt zur nächsten Gratis-Tanke allerdings lohnt, diese Frage muss jeder selbst beantworten. Zeit ist schließlich auch Geld.