Das China-Geschäft des Schramberger Leiterplattenspezialisten Schweizer Electronic kommt nicht aus den roten Zahlen und wird dem Mittelständler im dritten Jahr in Folge einen Verlust einbrocken. Wie das börsennotierte Unternehmen am Freitag mitteilte, erwarte man fürs Gesamtjahr eine operative Umsatzrendite (Ebitda) in Höhe von Minus fünf bis Minus zehn Prozent. Verantwortlich dafür macht das Unternehmen neben Preisanstiegen bei Materialien vor allem „über Plan liegende Anlaufverluste eines Werkes in China“.

2017 hatte sich der Mittelständler entschlossen, ein eigenes Produktionswerk im chinesischen Jintan zu errichten. Mitten in der Corona-Krise wurde der Standort im Mai 2020 eröffnet. Seitdem gibt es immer wieder Probleme, die vor allem mit der Corona-Pandemie zu tun haben.

Harte Quarantäne-Regeln für Mitarbeiter in China

So können Schweizer-Mitarbeiter, aber auch Kunden seit Monaten gar nicht oder nur unter strengen Quarantäneregeln nach China einreisen. Aktuell müssten Service-Teams oder Kunden drei Wochen in Quarantäne, bevor sie das Werk besuchen dürften, sagte eine Firmensprecherin dem SÜDKURIER. Der Hochlauf der Produktion hinkt dem Zeitplan daher stark hinterher. Aktuell sei man „mehrere Monate im Verzug“, sagte die Sprecherin.

Fährt derzeit hohe Verluste ein: Schweizer-Werk in Jintan in China.
Fährt derzeit hohe Verluste ein: Schweizer-Werk in Jintan in China. | Bild: Rosenberger, Walther

Eine Folge sind auch Qualitätsprobleme in dem Werk, die laut älterer Mitteilungen zu „erheblichen Mehrkosten für Teilenachbesserungen“ geführt haben. Im Moment fertigt Schweizer in China Leiterplatten für einfache Anwendungen. Ziel sei es, „komplexe Leiterplatten, etwa für die Automobilindustrie herzustellen“, so die Sprecherin. Diese weisen erheblich bessere Gewinnspannen auf als Normalbauteile.

Teilverkauf und Kapitalerhöhung?

Nach Verlusten 2019 (-5,6 Millionen Euro) und 2020 (-17,9) droht dem Mittelständler nun also der dritte Jahresverlust in Folge. Im Boomjahr 2018 stand unterm Strich nur ein Mini-Gewinn. Das schlägt voll auf die Finanzkennzahlen durch.

Die sowieso schon dünne Eigenkapitaldecke kann das Unternehmen nur halten, wenn Teile der Geschäfts verkauft werden. So ist geplant, einen Minderheitenanteil „von unter 25 Prozent“ an der chinesischen Produktionstochter zu verkaufen. „Wir sind diesbezüglich in Verhandlungen“, bestätigte die Sprecherin. Gleichzeitig hat sich das Unternehmen auf der letzten Hauptversammlung bei den Aktionären das O.K. für eine mögliche Kapitalerhöhung geholt. Aktuell sei das zwar kein Thema, „die Möglichkeit bestünde aber nun grundsätzlich“, sagte die Sprecherin.

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Schweizer ist einer der letzten großen Leiterplattenhersteller in Deutschland und das einzige Unternehmen in dem Segment mit deutschen und chinesischen Ankeraktionären. Knapp 30 Prozent am Unternehmen gehört der chinesischen Unternehmensgruppe Wus, etwa 22 Prozent der Gründerfamilie Schweizer. 9,4 Prozent dem Chipbauer Infineon. Der Rest ist in Streubesitz.

Firmen-Chef Nicolas Schweizer. Sein Vertrag wurde bis 2027 verlängert. Er steht zur China-Strategie.
Firmen-Chef Nicolas Schweizer. Sein Vertrag wurde bis 2027 verlängert. Er steht zur China-Strategie. | Bild: Schweizer

Bücher sind gut gefüllt – viele Aufträge

Trotz der roten Zahlen entwickelt sich der Umsatz solide bis stark. Ausgehend von rund 98 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2020 rechnet das Unternehmen für 2021 mit einer Steigerung von 20 bis 30 Prozent. Nach neun Monaten standen Ende September schon 90,3 Millionen Euro in den Büchern. Der Auftragseingang betrug in den ersten drei Quartalen 2021 rund 129 Millionen Euro – das 3,3-fache des Vorjahreswerts.

Kein Personalabbau derzeit geplant

Anders als das Werk in China schreibt die Produktion am Schramberger Stammsitz schwarze Zahlen. „Wir sind hier ausgelastet“, sagte die Schweizer-Sprecherin. Personalabbau stünde nicht an.

Aktuell beschäftigt das Unternehmen hier rund 580 Mitarbeiter. 2020 wurde Personal abgebaut. Etwa 60 Beschäftigte mussten in eine Transfergesellschaft wechseln. In China arbeiten derzeit etwa 500 Menschen für Schweizer. Dazu gibt es einen Verwaltungsstandort in Singapur.