Es glänzt schön, ist wertvoll und gilt als Symbol von Macht: Schon die Heiligen Drei Könige schenkten Jesus deshalb vor rund 2000 Jahren Gold zur Geburt. Bis heute hat das Edelmetall nichts an seiner Faszination eingebüßt – und an Wert auch nicht, im Gegenteil. Bereits im Jahr 2015 erlaubten sich Experten des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mal den Spaß auszurechnen, wie reich Jesus aufgrund des Gold-Geschenkes heute eigentlich wäre – und kamen auf rund 240.000 Euro.
Auch wenn der GDV-Sprecher Christian Ponzel zufolge mit aktuellen Zahlen „leider passen“ muss, dürfte es inzwischen noch um einiges mehr sein. Immerhin erreichte der Goldpreis in diesem Jahr einen Rekord nach dem anderen. Seit Jahresanfang konnte das Edelmetall einen Zuwachs von 30 Prozent verzeichnen – was den stärksten Jahresanstieg seit 45 Jahren bedeutet.
An- und Verkaufspreise beachten
Es den Heiligen Drei Königen gleich zu tun und sich oder anderen Gold zu schenken, klingt nicht nur märchenhaft schön – es könnte ökonomisch sinnvoll sein. Oder? „Es kommt auf die Menge an, wann und aus welchen Gründen man Gold kauft“, sagt Verhaltensökonom Hartmut Walz. Er lehrt an der Hochschule Ludwigshafen zu Finanzkompetenz und Finanzpsychologie.
Einen Ein-Gramm-Goldbarren oder einen goldenen Kettenanhänger zu verschenken, sei „ökonomisch Quatsch“, so Walz. Der Grund: Für Gold gibt es einen An- und Verkaufspreis, schließlich wollen Goldhändler, Bank oder Juwelier auch etwas verdienen. Je kleiner die Goldmenge ist, die man kauft, umso stärker fällt diese Handelsmarge ins Gewicht. Auch sind die Produktionskosten bei Mini-Barren relativ hoch.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen rechnet folgendes Beispiel vor: Eine Feinunze Gold hat derzeit einen Marktpreis von etwa 2500 Euro. Der Verkaufspreis liegt meist etwa sechs Prozent über dem Ankaufspreis. Kauft man nur ein Zehntel einer Unze, liegen zwischen An- und Verkaufspreis schon rund 20 Prozent. Damit man überhaupt aus der Verlustzone kommt, muss der Goldpreis also erst mal um die Handelsmarge des Anbieters steigen. Wer Gold als Wertanlage nutzen möchte, sollte Walz zufolge deshalb nicht unter einer Unze einsteigen.
Kinder lernen etwas über Wertentwicklung
„Der Glanz von Gold fasziniert uns Menschen aber nun mal“, sagt Hartmut Walz. Weshalb ökonomische Gründe gerade bei Gold oft von emotionalen Gründen überlagert werden. Auch für Kinder kann ein bisschen Gold, etwa in Form einer Münze, seiner Meinung nach ein gutes Geschenk sein – nämlich dann, wenn man es mit ein wenig ökonomischer Bildung verbindet.
„Man kann ruhig mal zusammen ins Internet gehen und dort zeigen, wo der Goldpreis aktuell liegt“, sagt Walz. Dann hält man den Wert fest und schaut ein Jahr später erneut nach. „So bekommt das Kind durch eine Goldmünze einen persönlichen und haptischen Bezug zu Wertentwicklungen, ohne dass es um den absoluten Betrag geht“, findet Walz.
Warum viele Menschen Gold als gute Wertanlage betrachten, liegt an seinem Ruf als Krisenwährung. Immerhin hat Gold Kriege, Depressionen und Währungsreformen überstanden. „Hinzu kommt, dass Gold ein endlicher Rohstoff ist, Papiergeld dagegen beliebig nachgedruckt werden kann“, sagt Walz.
Kursanstieg und Kurseinbrüche
Tatsächlich stieg der Goldpreis dem Verbraucherzentrale Bundesverband zufolge in den letzten 30 Jahren von rund 250 auf 1850 Euro. Allerdings war der Kursanstieg auch von heftigen Kurseinbrüchen begleitet. Hartmut Walz gibt zudem zu bedenken, dass der Goldpreis auch mit verlorener Kaufkraft von Währungen zu tun hat.
Hinzu kommt, dass Gold an sich nicht produktiv ist: Es erarbeitet keine Gewinne wie die Unternehmen, in die Aktionäre investieren. Und es zahlt keine Zinsen wie die Banken und Staaten, denen die Käufer von Anleihen oder Besitzer von Festgeldkonten und Sparbriefen ihr Geld leihen. Gewinne mit Gold kann man dem Verbraucherzentrale Bundesverband zufolge nur dann erzielen, wenn der Goldkurs steigt – und man dann verkauft.
Der beste Zeitpunkt zum Kauf ist vorbei
Was wiederum bedeutet: Eigentlich wäre derzeit ein guter Zeitpunkt, um Gold loszuwerden und nicht, um welches zu kaufen. „Es ist hier ähnlich wie mit Aktien: Wenn alle darüber reden, dass man jetzt aufgrund der guten Wertentwicklung Gold haben sollte, ist der beste Zeitpunkt zum Kauf oft vorbei“, sagt Walz. Allerdings kann niemand in Zukunft schauen und voraussagen, wie die Entwicklung die nächsten Monate weitergeht. „Weshalb man bei Gold wie bei Aktien langfristig denken muss“, so Walz.
Auf lange Zeit gesehen könne Gold – neben Aktien und Immobilien – dann tatsächlich eine inflationssichere Anlagemöglichkeit sein. Die Risikostreuung sorgt dafür, dass Verluste in einer Anlageklasse besser abgefangen werden können. Da die langfristige Wertentwicklung von Gold über Jahrzehnte betrachtet nach Abzug der Inflationsrate jedoch nur in wenigen Zeiträumen höher war als bei weltweit gestreuten Aktien, raten die Verbraucherzentralen davon ab, deutlich mehr als zehn Prozent des Vermögens in Gold anzulegen.
Muss ein Tresor für die Barren zuhause sein?
Bei Gold müssen sich Anleger auch überlegen, in welcher Form sie sich das Edelmetall anschaffen möchten. Wer sich für Barren oder Münzen entscheidet, braucht dafür einen sicheren Aufbewahrungsplatz. „Habe ich wirklich Angst vor einem Zusammenbruch des Währungssystems, dann brauche ich mein Gold nämlich tatsächlich physisch zu Hause“, so Walz. Und selbst dann bleibt es ungewiss, ob man bei einer schweren Krise seinen Goldbarren wirklich so einfach gegen Lebensmittel eintauschen kann.
Wer auf digitales Gold in Form von Gold-Investmentfonds, Gold-Zertifikate oder Gold-ETCs setzt, kann sich den Einbau eines Tresors, das eher riskante Versteck unter einem losen Dielenbrett oder das teure Schließfach bei der Bank sparen. Am wenigsten Risiko birgt hier die Wahl von denjenigen Gold-ETCs, bei denen der Anbieter das Gold-Investment physisch mit echten Goldbarren hinterlegt.
Goldanlage ohne Steuern
Am bekanntesten sind das von der Deutschen Börse herausgegeben Xetra-Gold sowie das von der Börse Stuttgart angebotene Euwax-Gold . Ein weiterer Vorteil von ETCs mit physischer Hinterlegung: Es bietet für Privatanleger die gleichen steuerlichen Vorteile, die es auch für Goldbarren oder Münzen gibt: Anleger müssen nach einer Mindesthaltedauer von einem Jahr – unabhängig vom jeweiligen Wertgewinn durch den Verkauf – keine Steuer zahlen.