Die Verbraucherorganisation Foodwatch gibt Limonadenkonzernen eine Mitverantwortung an der Zunahme von Krankheiten wie Fettleibigkeit oder Diabetes. Doch wie schädlich ist der Zucker in Getränken wirklich? Vor allem Mütter und Väter stellen sich diese Frage täglich, wenn ihre Kleinen nach Saft oder süßem Tee quengeln. Die wichtigsten Antworten gibt Nadia Röwe, Ernährungswissenschaftlerin beim Bundeszentrum für Ernährung (BZfE).
Sind Cola, Fanta und Co. in gewissen Maßen in Ordnung?
Alle Limonaden oder Brausen enthalten viele Kalorien, aber keine oder kaum Nährstoffe wie Vitamine. Deshalb sprechen Ernährungswissenschaftler von leeren Kalorien. Zum Durstlöschen sind diese Getränke nicht geeignet.
Sollte man ganz darauf verzichten?
Ganz verzichten muss man auf diese Getränke nicht. In der Ernährungspyramide des BZfE werden sie wie Süßigkeiten behandelt. Eine Portion Süßigkeiten pro Tag ist demnach in Ordnung. Da man aber meist auch mal andere Süßigkeiten isst, kann man nicht jeden Tag ein Glas Limonade trinken.
Wie viel Zucker steckt in Saft und wie viel Saft ist in Ordnung?
Saft enthält auch recht viele Kalorien pro 100 Milliliter. Der Vorteil ist jedoch, dass auch Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe enthalten sind. Es sind also keine leeren Kalorien. Saft wird in der Ernährungspyramide des BZfE wie Obst behandelt. Zwei Portionen pro Tag werden empfohlen. Gelegentlich kann ein Glas Saft eine Portion Obst ersetzen. Man sollte allerdings den Unterschied bedenken, dass Saft zu trinken weniger sättigt als das Obst zu essen.
Wie ist das mit dem Zucker in Babynahrung?
Sowohl Gläschen als auch selbstgekochte Breie haben Vor- und Nachteile. Damit sich Kinder nicht an den Industriegeschmack der Gläschen gewöhnen, lohnt es sich auf jeden Fall, auch mal selbst zu kochen. Am besten mit vielen unterschiedlichen Lebensmitteln. Wenn Kinder früh viele unterschiedliche Geschmacksnoten erfahren, mögen sie später eher neue Lebensmittel kennenlernen.
Wirkt sich Zucker auf Kinder anders aus als auf Erwachsene?
Generell ist das nicht so. Wenn man als Kind viele zuckerhaltige Produkte zu sich nimmt, gewöhnt man sich allerdings daran. Wenn man als Kind übergewichtig ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man auch später zu Übergewicht neigt. Man hat bestimmte Ernährungsgewohnheiten entwickelt. Diese zu verändern, fällt schwer.
Wie gewöhne ich mein Kind an weniger Zucker?
Man kann den Zuckeranteil in den Getränken, bei gesüßtem Tee oder bei Saftschorlen beispielsweise, Stück für Stück reduzieren. Wenn Süßigkeiten gegeben werden, dann sollte das im Rahmen einer Mahlzeit passieren, da der Blutzucker dann nicht sofort ansteigt und kurz darauf wieder fällt, was zu Heißhunger führen kann.
Braucht der Körper überhaupt Zucker?
Vor allem das Gehirn arbeitet mit Zucker. Kohlenhydrate braucht der Körper als schnelle Energiequelle. Bei Sprints zum Beispiel spielt das eine wichtige Rolle.