Gaskunden stehen bange Monate bevor. Das zeigt sich jetzt schon am Kaufverhalten: Weil Russland weniger Gas liefert, decken sich viele Haushalte mit einem Elektro-Heizlüfter oder einem anderen strombetriebenen Gerät wie etwa einem Radiator ein. Das Problem dabei ist: Strom ist relativ teuer.

Was soll der Umstieg auf Stromgeräte bringen?

„Der Heizlüfter ist das Klopapier der Corona-Krise“, heißt es mitunter. Dabei haben die Strom-Heizungen auch in Normalzeiten ihre Vorteile – für bestimmte Zwecke wohlgemerkt. „Sie sind vergleichsweise günstig in der Anschaffung und lassen sich in der Regel schnell und unkompliziert montieren“, erläutert das Klimaschutzportal CO2-Online.

So wissen Eltern einen Heizstrahler als wärmende Quelle über dem Wickeltisch zu schätzen. Auch nach dem Duschen oder beim Ankleiden im Schlafzimmer in der Übergangszeit macht Strom rasch warm. „Nichts ist einfacher, als Strom in Wärme umwandeln. Darin liegt aber auch die Versuchung: Man macht den Strahler an und lässt den normalen Heizkörper dafür aus“, sagt Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Wo liegen die Nachteile von elektrischen Heizlüftern?

Wer die ganze Wohnung mit Strom heizen will, wird die Schattenseite erkennen: den hohen Preis, der seit geraumer Zeit noch steigt. So kostete die Kilowattstunde (kWh) laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft zuletzt 37,30 Cent im Schnitt – rund 5 Cent mehr als 2021. Zum Vergleich: Der Durchschnittspreis von Gas lag nach Angaben des Verivox-Portals im Februar 2022 bei 14,15 Cent je kWh, mit allerdings ebenfalls steigender Tendenz.

„Heizlüfter und Radiatoren sind Stromfresser, die hohe Stromkosten verursachen“, warnt vor diesem Hintergrund Leonora Holling, Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher. Sie rät vom Kauf derartiger Elektro-Heizgeräte „dringend“ ab. Sinn machen könne das Heizen mit Strom nur, wenn der Haushalt über entsprechende Tarife verfügt, etwa für ein Nachtspeichergerät.

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Wie teuer wird der Wechsel zu Strom?

Das hängt sehr vom eigenen Vertrag ab. Die Spannweite der Preise für Haushaltsstrom war selten so groß wie derzeit. Gemessen am Gas ist Strom aber fast immer teurer. „Der Heizkosten-Vergleich zeigt eine große Lücke zugunsten von Gas, und es kaum zu erwarten, dass sie sich in absehbarer Zeit schließen wird“, sagt Verbraucherschützer Weinreuter.

Ein Beispiel des Experten: Benötigt ein Haushalt mit 150 Quadratmeter beheizbarer Wohnfläche im Einfamilienhaus rund 24.700 kWh Gas pro Jahr, kostet das bei einem Arbeitspreis von 15 Cent je kWh und weiteren Kosten von 500 Euro (Grundpreis, Wartung, Strom, Schornsteinfeger) rund 28 Euro pro Quadratmeter. Dabei ist berücksichtigt, dass beim Gas Wärmeverluste etwa über den Schornstein und die Heizungsrohre entstehen.

Was die Lüfter für das Stromnetz bedeuten

Steigt der Haushalt auf Strom um, entfallen diese Wärmeverluste. „Der Nutzungsgrad beträgt für Heizlüfter, Stromradiator oder Infrarot-Heizstrahler 99 Prozent, für eine Erdgas-Zentralheizung nur etwa 85 Prozent“, erläutert Weinreuter. Das bedeutet im Beispielfall: Statt rund 24.700 kWh (Gasheizung) werden nur noch rund 21.200 kWh (Strom-Heizung) benötigt, also rund 14 Prozent weniger. Außerdem entstehen beim Einsatz von Strom praktisch keine Zusatzkosten, etwa für die Gerätewartung.

Dafür ist der Strompreis in aller Regel höher. Beträgt er relativ niedrige 32 Cent pro kWh, belaufen sich die jährlichen Kosten für das obige Einfamilienhaus auf rund 45 Euro pro Quadratmeter – 17 Euro mehr als mit Gas. Für das ganze Haus liegen die Kosten um 2550 Euro höher. Dazu sagt Weinreuter: „Das wird in den allermeisten Fällen so sein. Der Unterschied ist so groß, dass sich das Gas schon sehr stark verteuern müsste, um das Ergebnis umzukehren.“

Ein Tipp: Wichtig ist, dem Vergleich den eigenen Jahresverbrauch und den eigenen Gas- beziehungsweise Strompreis zugrunde zu legen. Läuft die Warmwasser-Versorgung über Gas, sollten die Kunden dafür etwa 15 bis 25 Prozent der Gaskosten (je nach der Personenzahl im Haushalt) veranschlagen, rät die Verbraucherzentrale.

Wie viel Watt benötige ich für einen Heizlüfter?

Wer sich trotz der hohen Kosten für ein strombetriebenes Gerät entscheidet, sollte auf dessen Leistung achten. Aus den Bedienungsanleitungen geht meist hervor, für welche Raumgröße ein Modell geeignet ist. So haben Heizlüfter zwischen rund 250 und mehr als 3000 Watt. Die Heizungsbauer-Firma Thermondo veranschlagt einen Bedarf von etwa 100 Watt pro Quadratmeter.

Das bedeutet: Bei Kauf eines 2000 Watt starken Heizlüfters für ein 20 Quadratmeter großes Zimmer, der fünf Stunden am Tag läuft, werden am Tag 10.000 Wattstunden (Wh) beziehungsweise 10 Kilowattstunden (kWh) verbraucht. Kostet der Strom 40 Cent pro kWh, macht das täglich 4 Euro – oder rund 120 Euro in einem einzigen Monat.

Worauf ist sonst noch zu achten?

Heizlüfter wärmen mithilfe eines Gebläses vor allem über die Luft (Konvektion). Sie funktionieren ähnlich wie ein Fön. Heizkörper-Radiatoren und Infrarot-Heizstrahler geben hingegen auch viel Strahlungswärme ab. „Der Anteil der Strahlungswärme ist höher als bei einem Konvektor. Das wird auf der Haut als angenehmer empfunden, so wie wir auch die Wärme eines Kaminofens oder Sonnenstrahlen als angenehm empfinden“, sagt Experte Weinreuter.

Der Verbraucherschützer sieht noch einen weiteren Nachteil der Heizlüfter: „Es besteht ein gewisses Brandrisiko, weil Staub und Papierfetzen aufgewirbelt werden können, die sich ihm Gerät verfangen können. Ich würde den Heizlüfter nicht anlassen, wenn ich aus dem Haus gehe.“